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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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Nachmittag hatten hier die
Leute von der Celler Kripo jeden Quadratzentimeter Boden genau untersucht. Das
gesamte Fichtengrün vom Streckenplatz hatten sie eingesammelt – und soweit
er wusste, auch Gipsabdrücke genommen, von Fußspuren oder dergleichen.
    Sein Blick schweifte über das dunkle
Erdreich des Streckenplatzes, eine Mischung aus relativ festem Sand und humosen
Stoffen. Der spärliche Grasbewuchs mit Drahtschmiele war mehr oder weniger
zertrampelt.
    Fuß vor Fuß setzend, trat er näher,
zwischen zwei Schwedenfeuern hindurch, bis er inmitten der vier lodernden
Stammfackeln stand. Dort lag exakt in der Mitte des Karrees ein armlanger
Fichtenast.
    Haben die Bullen den etwa vergessen?,
fragte er sich.
    Dann erst erkannte er das Besondere daran.
Auch ohne bestandene Jagdscheinprüfung wusste er, was es mit diesem Ast auf
sich hatte.
    Karl-Heinz Jagau griff zum Handy.
    * * *
    »Robert, seid ihr da drin?«,
hörte er Maikes hohe Stimme fragen. Im nächsten Augenblick steckte sie
vorwitzig den Kopf durch die Blockhaustür. Mendelski antwortete nur mit einem
vieldeutigen Brummen. »Leider Fehlanzeige«, sagte sie, nachdem sie und Frau
Hogreve das Holzhaus betreten hatten.
    »Was meinst du?«, fragte Mendelski
stirnrunzelnd. Er schob das Buch zurück in seine alte Position.
    »Na, den Gärtner.« Maike rümpfte ihre
Nase. »Wo bist du denn mit deinen Gedanken?«
    »Oh, sorry.«
    »Sein Handy ist ausgeschaltet. Wie Frau
Hogreve vermutet hat.«
    Die Haushälterin, die mit verschränkten
Armen neben Maike stand, nickte.
    »Dann müssen wir ihn eben zu Hause
aufsuchen«, sagte Mendelski. »Wenn wir hier fertig sind. Frau Hogreve, Sie
haben sicher die Adresse von Herrn Wiegand?«
    »Leider nein«, erwiderte die Haushälterin.
»Die kann Ihnen Kai aber gleich geben. Der muss jeden Augenblick eintreffen.«
    »Okay. Sind Sie dann bitte so nett
und …«
    Ein deftiger Fluch in englischer Sprache
und aus weiblichem Munde unterbrach ihn. Er schaute zur Seite und sah Maike,
die entsetzt auf den Boden vor dem Bücherregal starrte.
    »Ein Zebrafell«, schrie sie beinahe.
    »Ja, und?«
    »Mit Einschusslöchern! Mensch, Robert,
welcher Jäger bringt es fertig, ein Zebra zu erschießen? Das ist doch so, als
ob man ein Pferd jagen würde. Total krank.«
    »Sie haben ja überhaupt keine Ahnung.« Das
kam von Irene Hogreve. »Tut mir leid, wenn ich das so deutlich sagen muss. Sie
wissen offenbar nicht viel von den Wildtieren in Afrika.«
    Maike schaute verdutzt drein. Erst blickte
sie auf die Haushälterin, dann auf Mendelski. Doch der zuckte nur mit den
Schultern und wartete ab, was passierte.
    »Herr Kreinbrink hatte gar keine andere
Wahl«, erklärte Irene Hogreve mit Nachdruck. »Vor zwei Jahren war er auf einer
Farm in Namibia zu Gast, um dort zu jagen. Doch bevor er Gazellen,
Warzenschweine und dergleichen schießen durfte, musste er zunächst ein Zebra
erlegen. Das hatte der Farmer so von ihm gefordert. Zebras sind in der Region
nämlich eine Plage und fügen der Landwirtschaft großen Schaden zu. Deshalb
müssen sie kurz gehalten werden.«
    »Was ist das für eine Logik?« Maike Schnur
schüttelte den Kopf. »Dann würde ich doch lieber aufs Gazellen- und
Warzenschweinjagen verzichten. Bevor ich auf ein Zebra schieße. Dieses
Jägervolk ist und bleibt mir äußerst suspekt!« Sie zog ein angewidertes
Gesicht. Da sie keine Lust hatte, weiter über das Thema Jagd zu diskutieren,
wandte sie sich Kleinschmidt zu. Der hatte gerade den Inhalt des Mülleimers am
Wickel und war froh, Unterstützung zu bekommen.
    »Was machen Sie denn da?« Irene Hogreves
Stimme klang plötzlich schrill. »Wozu durchwühlen Sie denn den Müll?«
    »Frau Hogreve«, übernahm wieder Mendelski
das Kommando. »Wir untersuchen einen unnatürlichen Todesfall. Wie wir diese
Aufgabe ausführen, müssen Sie schon uns überlassen. Sind Sie jetzt bitte so
nett und verlassen das Blockhaus? Sie können ja draußen oder im Haus drüben
warten.«
    »Haben Sie eigentlich einen
Durchsuchungsbefehl?« Die Haushälterin verschränkte energisch die Arme vor der
Brust. »So was brauchen Sie doch, um hier herumzustöbern, oder?«
    Mendelski seufzte.
»Durchsuchungsbeschluss, bitte schön. Der ist unterwegs. Die Spurensicherung
muss jeden Augenblick eintreffen und mit ihr Hauptkommissarin Vogelsang, die
das Dokument mitbringt.«
    »Gut, gut, dann geh ich eben«, gab sich
Frau Hogreve widerwillig geschlagen und ging zur Tür. »Hoffentlich tadelt mich
Herr Kreinbrink

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