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Wolfsfeder

Wolfsfeder

Titel: Wolfsfeder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Oehlschläger
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angefasst
haben. Da er ihr mit seiner riesigen Pranke nicht nur den Mund, sondern auch
ihre Nase zuhielt, war sie einer Ohnmacht nahe.
    Plötzlich lockerte er seine Hand an ihrem
Mund.
    »I-Ich bin’s, Frau Hogreve«, flüsterte er.
»I-ich, der Wiegand. We-wenn Sie mir versprechen, nicht zu schreien, la-lasse
ich Sie los.«
    »Ich … ich versprech’s«, prustete
sie, während sie nach Luft rang. »Mensch, Wiegand, was soll das? Nehmen Sie
Ihre Finger weg.«
    Er lockerte auch den Griff der zweiten
Hand und trat einen Schritt zurück. Irene Hogreve drehte sich abrupt um und sah
ihm ins Gesicht.
    Sie erschrak. In Rolf Wiegands
blutunterlaufenen Augen spiegelten sich Entsetzen, Ratlosigkeit – und
schiere Angst. Schweißgebadet roch er entsprechend streng, verklebte
Haarsträhnen hingen ihm wirr ins Gesicht.
    »De-der Garten ist voller Bu-bullen«,
stieß er hervor. »Su-suchen die etwa nach mir?«
    »Warum?« Irene Hogreve hatte ihre
Contenance wiedererlangt. »Sollten sie denn?«, fragte sie kühl.
    Wiegand reagierte nicht. »Sie … sie
sind am Pool, nicht wahr?«, fragte er und trat einen Schritt zur Seite. Mehr zu
sich selbst als zu der Haushälterin fügte er hinzu: »D-d-da werden sie aber
nichts finden.«
    »Verstehe. Sie haben alles sauber
gemacht.«
    »Ga-gar nichts verstehen Sie«, brauste er
auf.
    »Wiegand, Sie machen mir Angst.« Irene
Hogreve wich zurück und stieß mit dem Rücken gegen die nur halb geschlossene
Schublade des Gärtnerschrankes.
    »Wa-was hatten Sie eigentlich hier zu
suchen?« Ziemlich schroff schob er die zierliche Frau beiseite und griff in die
Schublade. »Da-das ist d-doch … mein Schrank.«
    Mit groben Fingern fasste er das
Okuliermesser, klappte es auf und hielt der Haushälterin die
rasiermesserscharfe Klinge unter die Nase.
    »N-nun, reden Sie!«
    Irene Hogreve wich das Blut aus dem
Gesicht. »Mensch … Wiegand«, stammelte sie. »Reicht … reicht denn das
nicht? Das mit Yadira?«
    Wieder stieg ihr der strenge Harzgeruch in
die Nase.
    * * *
    »Was war da im Pool?« Kai ließ
sich nur widerwillig von Maike Schnur in das Innere des Blockhauses drängen.
»Ihre Kollegin hat da doch was gefunden.«
    Ohne auf seine Fragen einzugehen, wandte
sich Maike an Finn: »Bitte kommen Sie mit rein. Wir müssen noch einiges
klären.«
    Als die beiden jungen Männer wenig später
am Tisch saßen, betrat auch Mendelski die Hütte. Er flüsterte Maike die
Neuigkeit von dem Fundstück ins Ohr und wandte sich dann an Kai, dem man ansah,
dass er vor Ungeduld kaum an sich halten konnte.
    »Sie können noch so viel fragen«, sagte
Mendelski achselzuckend. »Ich werde Ihnen nichts sagen.«
    »Wie Sie meinen«, erwiderte Kai laut und
mit leichtem Spott in der Stimme. Er hielt sein Mobiltelefon in der Hand. »Ich
habe gerade mit meinem Vater telefoniert. Er wird jeden Augenblick hier
eintreffen. Und der wird sich von Ihnen nicht so leicht abspeisen lassen. Er
ist ziemlich in Rage.«
    Äußerlich völlig unbeeindruckt setzte sich
Mendelski mit an den Tisch. »Sie sagten vorhin, dass Yadira nicht schwimmen
konnte«, sagte er in ruhigem Ton. »Hat sie den Swimmingpool überhaupt benutzt?«
    »Nein, natürlich nicht.« Kai hatte sich
wieder beruhigt. »Der Pool ist durchgehend einen Meter achtzig tief. Yadira war
doch höchstens einen Meter siebzig groß.«
    »Einen Meter vierundsiebzig«, warf Maike
ein. »So steht’s jedenfalls in ihren Papieren.«
    »Meinetwegen auch das«, erwiderte Kai. Er
warf Finn einen besorgten Blick zu. Sein Freund saß, zusammengesunken wie ein
Häuflein Elend, auf seinem Stuhl und starrte auf die Tischplatte.
    Mendelski ließ nicht locker. »Hätte ja
sein können, dass sie auf ‘ner Luftmatratze oder mit einem Schwimmreifen im
Wasser war. Der Sommer war doch recht warm …«
    »So ‘n Quatsch.« Kai schüttelte den Kopf.
»Für eine Dominikanerin gibt’s in Deutschland kaum Badewetter. Außerdem hatte
Yadira einen Höllenrespekt vor tiefem Wasser; sie mied daher den Pool wie die
Pest.«
    »Okay.« Mendelski zückte sein Notizbuch.
»Lassen wir mal den Pool links liegen und wenden uns dem Blockhaus zu. Als wir
vorhin kamen, war die Tür nicht abgeschlossen. Steht die denn immer offen?«
    »Na klar. Bei Ihnen in Celle sieht das
vielleicht anders aus, aber hier in Eschede ist die Welt noch in Ordnung.
Außerdem … auf unser Grundstück verläuft sich kein Fremder.«
    »Wie oft nutzen Sie denn dieses Kleinod?«
Mendelski ließ seinen Blick durch das Hütteninnere

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