Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsfeuer (German Edition)

Wolfsfeuer (German Edition)

Titel: Wolfsfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
zuckte er zusammen und legte die Hand auf die höllisch schmerzende Stelle. Auch wenn sein Körper die Silberkugel abgestoßen hatte und die Wunde inzwischen verheilt war, tat sie immer noch weh, und das würde wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben. Ganz sicher war er aber nicht, nachdem er nie zuvor von einer durch Silber beigebrachten Verletzung genesen war.
    Konnte das irgendwer von sich behaupten?
    Alex schlüpfte in den zweiten Stiefel und richtete sich auf. »Und was jetzt?«
    Barlow wies mit einer Kinnbewegung zu der Schneeverwehung, aus der die Schüsse gekommen waren. »Jetzt sehen wir nach, ob es irgendwelche lohnenswerten Spuren gibt.«
    »Aber bei all dem Eis … «, wandte sie ein, während sie rasch zu ihm aufschloss.
    Julian wirbelte mit dem Fuß den flockigen weißen Untergrund auf. »Das ist Schnee«, stellte er fest.
    Sie klatschte sich die Hand an die Stirn. »Mann.«
    Julian musste ein Lächeln unterdrücken. Manchmal amüsierte sie ihn.
    Plötzlich blieb Alex stehen und fasste nach seinem Arm. Julian stoppte und sah sie fragend an.
    »Was, wenn der Schütze noch hier ist?«
    Julian setzte sich wieder in Bewegung. »Wenn er noch hier wäre, hätte er dich erschossen, während ich brannte.«
    Seine Belustigung erstarb mit seinen Worten. Er mochte die Kugel in seinem Zorn aus seinem Körper getrieben haben, die Wunde mochte auf magische Weise verheilt sein, doch der Schmerz, als seine Haut versengte und sein Haar verschmorte, überstieg alles, was er je empfunden hatte.
    Er hatte ihn rasend gemacht.
    Als er gesehen hatte, wie die erste Kugel wenige Zentimeter vor Alex’ Pfoten in den Schnee eingeschlagen war, hatte glühender Zorn ihn erfasst und ihn blindlings durch die Mauer aus Eis brechen lassen, die ihm als Deckung gedient hatte. Er hatte die Kugel abgefangen, und sein Zorn war zusammen mit den Flammen explodiert.
    Sie erreichten den hohen Schneehaufen und umrundeten ihn vorsichtig. Anschließend starrten sie beide auf das Gewehr, das halb vom Schnee bedeckt auf der Erde lag.
    »Warum sollte ein Inuit auf mich schießen?«, fragte Alex ungläubig.
    »Du hast recht. Sie kennen dich ja kaum.«
    Sie lachte, was Julian mit einem Lächeln beantwortete, das allerdings verflog, als er den Untergrund genauer inspizierte.
    »Sieh dir das an.«
    Er zeigte auf die Spuren – erst von Füßen, die jedoch wenige Hundert Meter vom Dorf entfernt, wo der Schnee alles kaschiert hätte, zu Pfotenabdrücken wurden. Noch ein Stück weiter hatte der Wind , der über die Tundra fegte, sie komplett verweht.
    »Der Killer ist Mensch und Wolf zugleich«, stellte Julian fest.
    »Er brauchte Finger, um den Abzug zu drücken«, meinte Alex. »Und Pfoten, um wie der Teufel zu verschwinden. Aber woher wusste er von unserem Plan?«
    Auf Julians fragenden Blick hin erklärte sie: »Er – oder sie – wusste, dass wir kommen würden. Der Täter brachte ein mit Silber geladenes Gewehr mit. Wäre er gekommen, um einen weiteren Dorfbewohner zu fressen, hätte er dafür keine Waffe gebraucht.«
    Julian betrachtete die wirbelnde weiße Wand. Alex hatte recht.
    »Es gibt hier nichts mehr zu sehen«, sagte er. »Lass uns gehen.«
    Doch nun starrte auch Alex in den Sturm. »Schsch«, wisperte sie, den Kopf schräg gelegt, die Augen zusammengekniffen.
    Auch Julian lauschte angestrengt, hörte jedoch nichts, dann versuchte er es mit angehaltenem Atem noch einmal. Plötzlich fing er irgendwo dort draußen im tosenden Schneesturm das Trappeln von Pfoten auf.
    Er sah Alex an. Sie hob das Kinn und schnupperte. Julian folgte ihrem Beispiel.
    Definitiv ein Werwolf. Aber wer war er? Der Schnee, der Wind, all die Menschen, die in der Nähe lebten, irritierten seinen Geruchssinn.
    Julian setzte sich in Bewegung, doch Alex legte die Hand auf seinen Arm und schüttelte den Kopf. Ihr Blick glitt nach rechts, dann zeigte sie langsam auf den glänzenden schwarzen Wolf, der aus der Dunkelheit getrottet kam.
    »Ella«, flüsterte er.
    Sie folgten ihr zurück nach Awanitok. Als sie an dem verwaisten Gewehr vorbeikamen, bückte Julian sich rasch und hob es auf. Er machte sich nicht die Mühe nachzusehen, ob noch Kugeln darin waren. Er konnte sie riechen.
    Ella schien genau zu wissen, wohin sie wollte, während sie durch das Dorf trabte, als hätte sie keine Sorge auf der Welt.
    »Nur weil sie hier ist«, bemerkte Alex, »bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie böse sein muss.«
    »Und das aus dem Mund einer Frau, die glaubt, dass wir böse

Weitere Kostenlose Bücher