Wolfsfeuer (German Edition)
Nachtkästchen. Morgen würde sie sich ein paar Jeans und T-Shirts für die Arbeit kaufen. Ella würde den Pommes-Geruch nie wieder aus dieser Wollhose herausbekommen.
Alex spazierte von ihrem Ende des Dorfes in Richtung Barlows Haus. Die Leute hörten nicht auf, sie zu grüßen, als wäre sie eine von ihnen. Niemand starrte sie an wie einen Serienkiller. Andererseits hatte auch Ella sie nicht so angesehen. Nein, Ella hatte sie angesehen, als hätte sie Alex am liebsten die Hand getätschelt und sie in den Arm genommen.
Alex öffnete die Hintertür des Laborgebäudes. Sie hörte ihre Stimmen sofort.
»Ich kann mich nicht mehr als ein paar Kilometer von ihr entfernen, ohne körperlich krank zu werden.«
Mit gerunzelter Stirn schlich Alex näher. Das war Barlow.
»Davon habe ich noch nie gehört.« Cade.
»Finde heraus, warum das so ist. Stell es ab. Sie kann schließlich nicht ewig hierbleiben.«
»Wieso denn nicht?« Cade klang sehr verwirrt.
»Ja.« Alex trat ins Zimmer. »Wieso denn nicht?«
Sie waren so sehr von ihrer Diskussion – worum auch immer sie sich drehte – in Anspruch genommen, dass sie sie nicht hatten hereinkommen hören. Beide Männer wirbelten erschrocken zu ihr herum – Julian knurrend, Cade mit aufgerissenen Augen.
»Wo warst du?«, fuhr Julian sie an.
»Auf halbem Weg nach Juneau.«
»Was?« Cade sah Julian verblüfft an. »Ich dachte, ihr könntet nicht getrennt sein.«
Julians Blick fixierte sie, während er seinem Bruder antwortete. »Sie war nicht auf halbem Weg nach Juneau.«
»Was ist hier los?«, fragte Alex.
»Nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest«, wiegelte Julian ab, als Cade im selben Moment sagte: »Er wird krank, wenn ihr getrennt seid.«
Julian starrte Cade grimmig an, woraufhin der die Finger spreizte. »Wie kann sie davon nicht wissen?«
»Weil sie nicht krank wird«, fauchte Julian. »Es betrifft nur mich.«
»Bist du sicher?« Cade richtete seine Aufmerksamkeit auf Alex. »Hast du manchmal das Gefühl, dich übergeben zu müssen? Starke Kopfschmerzen, Benommenheit?«
Alex schüttelte den Kopf. »Ich dachte, dass man als Werwolf nicht krank werden kann.«
»Für ihn gilt das offensichtlich nicht.« Cade schnappte sich einen Bleistift und kritzelte etwas auf einen gelben Notizblock.
Julian baute sich vor Alex auf. »Wo warst du?«
»Hat Cade es dir nicht erzählt? Er hat mich zu Rose geschickt, wegen eines Jobs.«
»Du arbeitest?«
»Ich kann mir nicht ewig von Ella Klamotten borgen.«
»Natürlich kannst du das.« Er tat Ellas Großzügigkeit mit einer hoheitsvollen Handbewegung ab, wie sie nur einem Mann in den Sinn käme. »Es besteht kein Grund für dich zu arbeiten. Du wirst nämlich nicht … «
»Bleiben? Nach allem, was ich gerade gehört habe, solltest du lieber hoffen, dass ich bleibe. Es sei denn, du stehst darauf, dir die Seele aus dem Leib zu kotzen.« Alex musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen. »Quillt da etwa Dampf aus deinen Ohren?«
Nach einem flüchtigen Seitenblick zu Cade, der eifrig vor sich hin murmelte, während er Notizen auf seinem gelben Block machte, packte Barlow Alex am Ellbogen, dann bugsierte er sie halb zerrend, halb schiebend den Flur entlang und aus der Tür.
»Warum bist du hier?«, blökte er.
»Aus zwei Gründen.« Alex löste ihren Arm aus seinem Klammergriff. »Warum hast du Ella von mir erzählt?«
»Das habe ich nicht.« Alex sah ihn zweifelnd an, und Julian zuckte mit den Achseln. »Sie ist selbst draufgekommen. Dein Verhalten mir gegenüber, so als hasstest du mich … «
»Das tue ich«, versicherte sie ihm, aber es war keine Glut darin.
»Sie hat sich zusammengereimt, dass ich dich gegen deinen Willen zu einem Werwolf gemacht habe. Sie wusste von meinem Trip nach L. A. und dass ich dort nach Alanas Mörder suchen wollte. Als ich mit dir zurückkam … hat sie die richtigen Schlüsse gezogen.« Er senkte den Blick. »Sie ist stinksauer.«
»Warum hat sie mich nicht abgemurkst, bevor ich erfuhr, dass sie es weiß? Jetzt bin ich vorbereitet.«
»Vorbereitet worauf?«, fragte Julian, bevor es ihm plötzlich dämmerte. »Sie wird dir nichts antun. Sie ist wütend auf mich. Sie nannte dich ›armes Ding‹.« Seine Grimasse ließ keinen Zweifel daran, was er davon hielt.
Alex erging es genauso. Sie ließ sich nicht gern als »armes Ding« bezeichnen.
»Du sagtest zwei.« Alex sah verwirrt hoch. Barlow, der an der Hauswand lehnte, ließ sie nicht aus den Augen. »Es gäbe zwei Gründe,
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