Wolfsfeuer (German Edition)
getan?«
»Ist das nicht offensichtlich?«
Sie versetzte ihm einen Klaps auf den Hinterkopf, als wäre er ein aufsässiger Schüler und sie eine Nonne aus dem finsteren Mittelalter. »Warum solltest du die Person, die dein Herz, deine Seele, deine Frau kaltgemacht hat, in unsresgleichen verwandeln? Das ist ein Geschenk.«
»Für sie ist es ein Fluch. Sie empfindet es als Fluch. Was der Sinn der Sache ist.«
»Diesen Sinn solltest du mir lieber erklären. Weil er sich mir nämlich nicht erschließt.«
»Sie ist der Überzeugung, ein Monster getötet zu haben.«
»Aber das hat sie nicht.«
»Sie wird das niemals einsehen, solange sie nicht versteht … «
»Wie wir sind«, vollendete Ella, in deren Augen Begreifen glomm. »Du hast sie zu einer der unseren gemacht, damit sie erkennt, was sie getan hat, und sich für immer damit quält.«
Julian spreizte nonchalant die Hände.
»Narr«, fauchte Ella.
Julian zog rasch den Kopf ein, bevor sie ihn wieder schlagen konnte. Ella war derart in Rage, dass sie auf und ab zu laufen begann wie ein eingesperrter … Wolf.
»Du hast den Feind in unsere Mitte geführt. Glaubst du wirklich, sie wird Edward nicht verraten, wo wir sind und wie man uns findet?« Ella blieb stehen und drehte sich zur Tür um. »Sie ist vermutlich schon auf halbem Weg nach Juneau.«
Julian nahm ihre Hand und hielt sie auch dann noch fest, als sie fauchend daran zerrte. »Wenn ich zu weit von ihr entfernt bin, werde ich körperlich krank«, gestand er.
Sie gab ihren Widerstand auf und runzelte die Stirn. »Warum das?«
»Sie ist der erste von mir erschaffene Wolf, den ich je versucht habe, sich selbst zu überlassen, bevor er in der Lage war, auf eigenen Beinen zu stehen.«
Ella quittierte das mit einem Blick, der Metall zum Schmelzen gebracht hätte, dabei flüsterte sie ein Wort, das verdächtig nach »Arschloch« klang, bevor sie fragte: »Denkst du, das Gleiche wäre passiert, wenn du einen von uns zu früh sich selbst überlassen hättest?«
»Das dachte ich, bis ich letzte Nacht eine Wanderung unternehmen wollte und zurückkehren musste, weil der Schmerz zu stark wurde.« Er holte tief Luft und stieß sie wieder aus. »Ich glaube, es ist nur bei ihr so.«
»Etwas an Alex ist anders«, sinnierte Ella. »Du musst ergründen, was es ist.«
Darauf war Julian auch schon gekommen. Er musste sich beherrschen, nicht zusammenzuzucken, als Visionen dessen, inwiefern sie für ihn anders war, durch seinen Kopf drifteten.
Er hatte vorgehabt, Cade von dieser Entwicklung zu berichten, sobald sie unter vier Augen sprechen konnten – es mochte idiotisch sein, aber er hatte Alex nicht wissen lassen wollen, dass ihre Abwesenheit ihn in einen schwächlichen, sich vor Schmerzen windenden Jammerlappen verwandelte – , es bisher aber noch nicht geschafft. Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt.
Julian stand auf. »Alex könnte im Labor sein. Möchtest du mich begleiten?«
»Ich muss zurück an die Arbeit.« Ella leitete die Barlowsville-Postfiliale; was bedeutete, dass sämtliche Lieferungen über das Inuit-Dorf abgewickelt wurden. »Falls sie bei Cade ist, gib mir Bescheid. Andernfalls sehe ich sie sowieso heute Abend.«
»Du wirst sie nicht aus dem Haus werfen?«
»Was?« Ella war schon auf dem Weg zur Tür gewesen, als sie sich jetzt noch mal umdrehte. »Warum sollte ich das tun?«
»Du sagtest, sie sei der Feind.«
»Ich habe meine Meinung geändert. Edward würde sie ohne mit der Wimper zu zucken töten, genau wie jeden von uns. Auch er würde sie als den Feind betrachten.« Sie lächelte durchtrieben. »Und der Feind meines Feindes ist mein Freund.«
»Alex ist eine Mörderin.«
»Wir sind alle Mörder, Julian.«
»Das ist der Wolf in uns, nur ein Instinkt. Wir morden nicht … «
»Doch, das tun wir«, fiel sie ihm ins Wort. »Die meisten von uns zwar nur ein einziges Mal, oui , trotzdem morden wir. Es ist ein Instinkt, genau wie du sagst. In fraglichem Moment wissen wir es nicht besser. Aber war es nicht auch bei Alex ein Instinkt, der sie dazu verleitet hat, einen Werwolf zu erschießen? Weil sie es in fraglichem Moment nicht besser wusste?«
»Ich … « Verunsichert hielt Julian inne. »Trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, dass du sie in deinem Haus haben willst.«
Ella starrte ihn an, als hätte er den Verstand verloren, dann murmelte sie etwas auf Französisch, das mit einem Ausdruck endete, der wie ein Schimpfwort klang. » Hommes! «
Übersetzung: Männer!
»Was habe ich denn
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