Wolfsfeuer (German Edition)
warum du hier bist.«
»Ach ja.« Eine Sekunde erinnerte Alex sich nicht, was der zweite gewesen war. Zu erfahren, dass ihr Geheimnis entdeckt worden war, und trotzdem noch am Leben zu sein, hatte sie konfus gemacht. »Wir bleiben, was wir waren, als wir erschaffen wurden, richtig?«
»Ja«, bestätigte Julian vorsichtig. »Das ist es, worum es … «, er deutete auf sie, dann auf sich, »… hierbei geht. Du bist noch immer du selbst, obwohl du vom Mond gezeichnet wurdest.«
»Ich wurde von dir gezeichnet«, wandte sie ein.
»Das ist ein und dasselbe.«
»Dort draußen treibt ein Killerwolf sein Unwesen.« Der abrupte Themenwechsel schien ihn zu überraschen, aber er nickte. »Wenn ich als Frau und als Wolf im Herzen dieselbe bin, muss das auch für diesen Werwolf gelten.«
»Ich kann dir nicht folgen.«
»Er ist in beiderlei Gestalt ein psychopathischer Mörder.«
Julian richtete sich derart unvermittelt auf, dass Alex Mühe hatte, nicht zurückzuzucken. »Ich erschaffe nicht leichtfertig neue Wölfe, Alex.«
»Außer in meinem Fall.«
Er knirschte mit den Zähnen, ein Geräusch, das entfernt an einen Bulldozer erinnerte, der über Schotter rollt. »Das war wohl kaum leichtfertig. Außerdem wusste ich alles über dich, bevor ich es tat.«
Nicht alles , ging es ihr durch den Sinn.
»Wer ist der wahrscheinlichste Kandidat für den Killer der Woche?«, fragte sie.
»Du.«
Alex machte sich nicht die Mühe zu antworten. Sie konnte so lange sie wollte behaupten, dass sie keine Menschen umbrachte; er würde darauf beharren, dass sie es doch tat. Sie würden anfangen zu streiten und wären kein Stück weitergekommen.
»Rekapituliere genau, wen du erschaffen hast«, schlug sie vor. »Wusstest du über alle so viel wie über mich?« Oder zumindest so viel, wie du zu wissen glaubtest .
»Keiner aus meinem Rudel war ein Mörder, als ich ihn erschuf«, insistierte er. »Warum interessiert dich das überhaupt? Es sind meine Inuit, die attackiert werden, meine Wölfe, die unter Verdacht stehen.«
Da sie ihm die Wahrheit nicht sagen konnte – nämlich dass sie den Killerwolf und den Mörder ihres Vaters für ein und denselben Täter hielt – , warf sie ihm eine andere Wahrheit vor die Füße.
»Ich bin gut darin, mordlüsterne Werwölfe aufzuspüren. Das ist mein Job.«
»War dein Job«, verbesserte er sie.
»Nur weil du mich zu einem Wolf gemacht hast, heißt das nicht, dass ich meine Fähigkeit, sie zu finden, verloren hätte. Lass mich dir helfen.«
»Helfen?«, wiederholte er, als hörte er das Wort zum ersten Mal.
»Ich fasse den Killer für dich, Barlow. Verlass dich drauf.«
Sie schien es ernst zu meinen, und zum ersten Mal verspürte Julian so etwas wie Hoffnung. Alex zählte zu den besten Jägern, die Edward je gehabt hatte, und jetzt, da Leigh Tyler schwanger war und sich zur Ruhe gesetzt hatte, rangierte sie direkt hinter Mandenauer selbst. Obwohl dieses Gerücht so bizarr war, dass Julian es kaum glauben mochte. Dennoch war ihm in letzter Zeit nichts davon zu Ohren gekommen, dass Leigh sich im Abknallen von Werwölfen hervorgetan hätte. Also musste tatsächlich etwas Unvorhergesehenes passiert sein.
Julian hatte nie verstanden, warum Edward Alex erlaubt hatte, seine Organisation zu verlassen und auf eigene Faust zu jagen. Er argwöhnte, dass der alte Mann etwas ausheckte, nur hatte er keine Idee, was es sein könnte.
»Du hast meine Frage noch immer nicht beantwortet«, bedrängte er sie. »Warum interessiert es dich?«
»Ich lebe jetzt hier. Und wie es aussieht, könnte ich auch noch eine lange Zeit hier leben.«
Julian unterdrückte ein Knurren. Nicht, wenn es nach ihm ging.
»Ich habe keine Lust, hier in einen Bürgerkrieg hineingezogen zu werden.«
Könnte es so weit kommen? Würden seine Inuit-Nachkommen die Jagd auf seine Werwolf-Familie eröffnen? Könnte der Frieden, den er hier gefunden hatte, in einen neuen Kampf münden?
Julian seufzte. Definitiv .
Trotz ihrer beruflichen Kompetenz konnte und durfte Julian Alex nicht auf seine Leute hetzen. Es gab keine Garantie dafür, was sie tun würde, um Antworten zu bekommen.
»Wir werden ihn zusammen fassen«, schlug er vor.
»Was?« Das stumme Lächeln auf ihren Lippen gefror zu Eis. »Kommt nicht in Frage. Ich arbeite allein.«
»Jetzt nicht mehr.«
Julian hätte fast gelacht, als Alex mit den Füßen stampfte, während sie nach einer Entgegnung suchte. Sie schien nicht die richtigen Worte zu finden, was ihm nur recht war. Sie
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