Wolfsfieber - Band 2
war.
„Nein. Ich bin gegangen, weil er der Meinung ist, dass es zu gefährlich für mich ist, und angefangen hat, mich wegzustoßen. Ich bin gegangen, damit er aufhört, dagegen anzukämpfen, und mich wieder bei sich sein lässt. Deswegen haben wir uns auch gestritten, damals auf eurer Verlobungsparty!“, gestand ich ihr nun nüchtern. Alles einmal laut auszusprechen, tat gut und machte meine Gedanken wieder klarer.
„Ich wusste es! Die Art, wie ihr miteinander umgegangen seid. Ich wusste sofort, dass da etwas zwischen euch ist“, sagte sie zu sich selbst und schien froh, einen lange gehegten Verdacht endlich bestätigt bekommen zu haben.
„Wieso hast du mich nicht sofort auf der Party nach ihm gefragt?“
„Ich habe mich nicht getraut. Als du wieder hineingegangen bist, hat er sich kurz nach dir umgedreht, und wie er dich da angesehen hat, das war … Du musst ihm in dieser Nacht das Herz gebrochen haben!“, folgerte sie und versuchte es mir so schonend wie möglich beizubringen, da sie fürchtete, ich könnte deshalb wieder zusammenklappen. Aber ich war nur schwermütig, als ich daran dachte, und gestand ihr noch mehr.
„Sein Herz war nicht das Einzige, das in dieser Nacht gebrochen wurde“, flüsterte ich leise. Sie umarmte mich fest und wischte mir die Tränen von der Wange.
„Was machst du jetzt?“
„Gute Frage. Ich weiß es noch nicht. Ich weiß jetzt gar nichts mehr. Das Einzige, was ich mit Sicherheit weiß, ist, dass ich ihn liebe. So sehr, dass es wehtut. Hast du nicht einen Rat für mich?“, bat ich sie verzweifelt um Beistand. Sie atmete tief ein und überlegte.
„Du sagst, du liebst ihn. Und er liebt dich, das war nicht zu übersehen. Aber es ist gefährlich für dich, in seiner Nähe zu sein, und er will dich davor beschützten. Wenigstens dafür bekommt er Bonuspunkte. Schwierige Situation, in die du geraten bist“, merkte sie an und grübelte weiter. Ich starrte gebannt auf Carla und wartete auf ihr Urteil.
„Kann er diese Gefahr nicht loswerden?“, fragte sie nach.
„Nein. Und Carla, es war keine Übertreibung von mir, als ich dir sagte, dass du es niemanden erzählen darfst“, ermahnte ich sie nochmals. Sie nickte bedeutungsvoll und überlegte weiter. Plötzlich zuckten ihre Mundwinkel. Sie hatte ihre Antwort, ob sie mir gefallen würde oder nicht.
„Ich will versuchen, es dir so zu sagen, dass du besser verstehst, was ich meine. Erinnerst du dich? Du hast mir mal eine CD von diesem Sänger geschenkt, Damien Rice?“
„Ja, natürlich. Das war vor ein paar Jahren. Worauf willst du hinaus?“
„Dieser eine Song ‚Volcano‘, der dir so gut gefällt, darin heißt es doch, dass man Vulkane nicht lieben soll oder seine Liebe nicht um sie bauen kann, da sie alles in ihrer Nähe schmelzen. Ich denke, mit Istvan und dir ist es genauso. Solange du in seiner Nähe bist, wirst du immer Gefahr laufen, verbrannt zu werden. Vielleicht solltest du akzeptieren, dass er dir einen Ausweg gezeigt hat, und ihn annehmen!“, fasste sie ernst zusammen und sah mir ins Gesicht. Doch ich hörte ihr gar nicht richtig zu. Schon alleine die Vorstellung, mich immer von ihm fernzuhalten, war unmöglich.
„Joe, Joe! Du hast mir gar nicht zugehört, oder?“, fragte sie resignierend.
Ich nickte nur und lächelte leicht. Dass ich dazu noch in der Lage war, erstaunte mich sehr. Carla hatte mich, ohne dass es in ihrer Absicht lag, daran erinnert, dass ich mich niemals von ihm fernhalten könnte. Vernunft hin oder her.
„Carla, danke. Ich werde nie vergessen, dass du heute für mich da warst. Und ich bin dir wirklich dankbar für deine rührende Sorge um mich, aber ich fürchte, ich bin zu stur, um vernünftig zu sein“, scherzte ich und fühlte mich endlich wieder wie ein Mensch und nicht wie ein Monster. Carla hatte mir wirklich geholfen. Sie wusste nicht, wie sehr.
„Wirst du jetzt nach Hause fahren, zu ihm?“, wollte sie natürlich wissen. Ich dachte darüber nach. Der Gedanke war überaus verführerisch, aber es war noch nicht möglich.
„Nein, noch nicht. Wenn ich jetzt zurückkomme, dann würde sich an seiner Einstellung nichts ändern. Außerdem weiß ich nicht, ob er nach allem, was ich getan habe, mich noch will. Ich bin noch nicht so weit, mich dem zu stellen“, stellte ich fest und wünschte mir verzweifelt, dass es anders wäre.
Sie nickte mir verständnisvoll zu und tätschelte mir den Arm zum Abschied.
„Carla!“, wiederholte ich ihren Namen eindringlich.
„Was wirst
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