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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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du Christian über mich erzählen?“
    Sie erkannte sofort die panische Angst in meiner Stimme und beruhigte mich.
    „Keine Sorge. Ich werde ihm bloß sagen, dass du an schrecklichem Liebeskummer leidest, weil du dich in jemanden verliebt hast, der schon vergeben ist. Das kommt doch recht -häufig vor, oder? Er wird mich sowieso nicht nach Details fragen. Ihn -interessiert nur, dass es dir gut geht, und das tut es doch, oder?“, wollte sie noch einmal bestätigt haben, bevor sie bereit war, mich alleine zu lassen.
    „Besser. Es geht mir wirklich besser, und wenn ich soweit bin, melde ich mich bei dir. Es macht dir hoffentlich nicht allzu viel, dass du Christian anflunkern musst?“, fragte ich nach.
    „Nein, damit komme ich klar. Ich hätte nur ein schlechtes Gewissen, wenn ich ihn bei etwas Wichtigem anlügen müsste, was uns angeht, aber das hier ist etwas ganz anderes. Außergewöhnliche Umstände erfordern außergewöhnliche Maßnahmen“, fasste sie zusammen und ich war ihr unendlich dankbar für ihr Verständnis und ihre Freundschaft.
    Als ich sie zum Abschied umarmte, hielt sie die Luft an, was mich etwas irritierte. Ich sagte aber nichts dazu. Carla schon.
    „Und Joe, bitte geh unter die Dusche. Ich weiß, du hast ein paar grausam schmerzvolle Tage hinter dir, aber in dieser Verfassung kannst du nicht auf die Straße!“, schmunzelte sie gezwungen und versuchte mich nicht zu beleidigen.
    „Ja, ich weiß. Ich sehe bestimmt wie ein Wrack aus und ich rieche sicher nicht viel besser. Aber keine Sorge, jetzt, wo ich aus meinem schwarzen Loch gekrochen bin, werde ich mich wieder zusammennehmen“, versprach ich ihr und verabschiedete mich mit einem leichten Winken.
    Carla ging sichtlich erleichtert den Hotelflur entlang und verschwand.

2. Fehlstart
     
     
    Zwei Tage waren vergangen seit Carla mich besucht hatte und ich war noch immer nicht aus meinem Hotelzimmer herausgekommen. Doch an diesem Tag, kein besonderer Tag, da wachte ich früh am Morgen auf und fühlte mich fast wieder normal. Ich konnte nicht sagen, woher es kam, aber ich nahm die Veränderung an.
    Nach einer ausgiebigen Dusche, die mich klarer und -frischer werden ließ, beschloss ich endlich ein paar Schritte hinauszugehen. Nur um etwas Anständiges zu essen , sagte ich mir zuerst. Doch als ich an der frischen Luft war und das nahrhafte italienische Essen seine Wirkung entfaltete, fühlte ich mich stark genug, um einen Spaziergang zu machen. Ich schlenderte eine Stunde durch den Stadtpark und versuchte das nieselige April-wetter so gut es ging zu ignorieren. Ich wäre gerne noch einfach so weiter geschlendert, um den Kopf freizubekommen, aber der Regen machte mir am Ende einen Strich durch die Rechnung. Ich erinnerte mich wieder daran, dass ich in meinem Hotelzimmer nicht einmal ein TV-Gerät hatte. Schließlich konnte ich mir eine reichliche Ausstattung nicht leisten, zumindest nicht für meine Fluchtunterkünfte. Es gab also so gut wie keine Ablenkung außer den eigenen düsteren Gedanken. Dagegen wollte ich etwas unternehmen und dachte da-ran, mir ein paar Bücher zu besorgen, die mich in andere Welten entführen und vielleicht so sehr ablenken könnten, dass ich nicht jede Minute an ihn denken musste.
    Ich nahm mir vor, alle Register zu ziehen, die ich hatte. Ich fuhr, mit dieser Absicht im Hinterkopf, zur Mariahilfer-straße. Als wäre ich nie aus der Stadt weg gewesen, hetzte ich die Rolltreppe vor dem großen Buchladen hinauf und stand vor dem mit Glas überdachten Eingang. Es herrschte reger Betrieb und bereits vor dem Entree gab es interessante Sonderange-bote, auf die ich zusteuerte. Doch als ich dann das Geschäft betreten wollte, erblickte ich etwas, das mich wie ein Blitz traf. Nahe dem Eingang, an einem der Büchertische mit den -Krimis stand ein junger Mann mit sandfarbenem Haar, der gefesselt in einem der Bücher las. Er trug einen langen, schwarzen Mantel und blickte nicht einmal von seinem Buch auf, als eine Frau ihn merklich am Rücken streifte. Der unerwartete Anblick dieses Mannes traf mich wie ein Faustschlag. Direkt und schmerzhaft, ohne Deckung. Ich war mir sicher, dass er gar keine Ähnlichkeit mit ihm hatte. Doch alleine die Tatsache, dass ein junger Mann mit Sandhaar versunken in einem Buch las, war Anlass genug für einen beginnenden Ausbruch. Zuerst wollte ich ihn überwinden, mich dazu zwingen. Ich ließ die Unruhe und den Schmerz, den dieser Fremde bei mir auslöste, für ein paar Sekunden zu, in der irren

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