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Wolfsfieber - Band 2

Wolfsfieber - Band 2

Titel: Wolfsfieber - Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Adelmann
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natürlich sofort den Hotelnamen gegoogelt und mich gleich auf den Weg gemacht. Dachtest du, ich könnte einfach daheim herumsitzen nach diesem Anruf! Du hast dich angehört, als wärst du nur noch ein Häufchen Elend. Und jetzt wo ich dich sehe, ist es noch schlimmer als ich dachte. So kenne ich dich gar nicht. Was ist denn bloß mit dir passiert?“, fragte sie voller Sorge und setzte sich auf die Bettkante. Ich konnte ihren durchdringenden Blick fühlen, ohne sie anzusehen. Ich durfte ihr nicht sagen, was mit mir nicht stimmte, was ich getan hatte. Aber ich wollte es mehr als alles andere. Also heulte ich wieder in mein Kissen. Bis zu dieser Nacht hatte -Carla mich niemals weinen sehen, nicht einmal ansatzweise und jetzt bekam sie gleich einen hysterischen Heulanfall, der sich gewaschen hatte.
    Die Tränen kamen ohne Halt und von leisem Schluchzen begleitet, das ich versuchte, mit den Laken zu ersticken. Carla versuchte das Einzige zu tun, was sie tun konnte. Sie fuhr mit ihrem Arm immer wieder besänftigend meine Schulter entlang und versicherte mir tröstend:
    „Was immer es ist, es geht vorbei. Das wird schon alles wieder!“
    Leere Worte des Trostes. Gut gemeint, doch völlig zwecklos, denn es würde nie vorbeigehen. Der Schmerz in meinen Inneren, die Selbstverachtung und die unerträgliche Sehnsucht nach ihm würden bleiben, für immer. Ich musste es aussprechen, einen kleinen Teil von dieser Last loswerden, gerade so viel, um nicht verrückt zu werden.
    „Nein, wird es nicht. Er kann mir das nicht vergeben. Er soll mir nicht wieder vergeben. Wie konnte ich nur gehen? Ich kann nicht mehr. Alles tut weh, das Atmen, das Denken und dieses … Gefühl. Ich möchte zu ihm !“, stieß ich schnaufend hervor und war mir dabei gar nicht klar, dass sie nicht das Geringste von dem verstand, was ich bei ihr ablud. Es war mir egal, dass sie nicht begriff, dass ich zu viel verraten hatte. Ich wollte mich nur noch an irgendetwas festhalten, um nicht wieder abzustürzen. Meine Arme krallten sich um Carlas Hüften und mein Kopf fiel schlaff in ihren Schoß.
    Carla war sprachlos. Sie schien zu ahnen, dass sie nicht in der Lage war, mich zu trösten, und blieb deshalb nur lange bei mir sitzen und strich mir beruhigend übers Haar, bis ich dann doch irgendwann, völlig erschöpft von meinem Zusammenbruch, einschlief.
    Als ich wieder zu mir kam, lag mein Kopf auf dem Bettende und Carla war nicht mehr im Zimmer. Ich dachte schon, dass ich sie mir nur eingebildet hätte, doch dann hörte ich ihre Stimme dumpf im Bad. Sie telefonierte mit jemand. Ich vermutete, dass es Christian war. Es lag an der Art, wie sie am Telefon sprach und wie ihre Stimme klang, so ähnlich, wie sich meine Stimme veränderte, wenn ich mit I… ihm sprach. Nicht seinen Namen sagen, nicht mal denken , ermahnte ich mich. Ich musste mich etwas zusammennehmen, solange Carla in meiner Nähe war.
    Langsam verstand ich, was sie am Telefon miteinander redeten. Es ging um mich.
    „Nein, Christian. Ich musste herfahren, glaub mir. Ich weiß ja selbst nicht, was los ist. Sie ist noch nicht so weit. Ich habe echt Angst um sie. Das alles sieht ihr nicht ähnlich!“, versuchte sie am Telefon zu erklären und stieß ein paar Mal verzweifelte Atemzüge hervor.
    „Sie braucht mich jetzt. Sie würde es nie zugeben, aber ich werde erst gehen, wenn ich sicher bin, dass es ihr besser geht … Ich wusste, dass du das verstehst, Liebling. Du hast sie ja auch gern. Aber mal ganz unter uns, du würdest sie kaum wiedererkennen. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so traurig und verzweifelt ist. Ihr Anblick ist kaum zu ertragen … Ja, ich versuche es noch mal. Bis morgen. Ich rufe dich an, bevor ich zurückfahre, versprochen“, verabschiedete sich Carla von ihrem Verlobten und kam aus dem Bad, wo sie auf mich traf.
    Ich hatte mich auf dem Bett aufgerichtet und starrte ins Leere. Sie hatte irgendwann das Licht angemacht. Es war ungewohnt, den Raum bei Licht zu sehen. Sie setzte sich wieder zu mir aufs Bett, mit einem kleinen Abstand und starrte mich vorwurfsvoll an. Ich war jetzt dran, ein paar Erklärungen zu liefern. Ihr Blick war nicht schwer zu lesen. Ich kannte sie zu gut und mein Verstand schien wieder seine Arbeit aufzunehmen.
    „Du willst ein paar Antworten, oder?“, fragte ich sie un-sicher.
    „Ich fürchte, es muss sein“, bemerkte sie knapp und ließ mich keine Sekunde aus den Augen, als hätte sie Angst, ich könnte mich jeden Moment in Rauch, in Nichts

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