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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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hatte ihn schon für laut gehalten, als ich noch im Haus gewesen war? Ich hatte ja keine Ahnung von laut gehabt.
    Vögel, Insekten, Alligatoren, Biberratte n – ich hätte schwören können, irgendwo da draußen das Quieken eines Schweins zu hören. Ein ausgebüchstes Farmtier? Oder gab es hier am Ende Wildschweine? Es war wahrscheinlich nicht gerade klug von mir gewesen, unbewaffnet so viel in den Sümpfen herumzulaufen.
    Im Schein des untergehenden Mondes wogte das Sumpfgras und erregte meine Aufmerksamkeit. Es wehte nicht das leiseste Lüftchen. Irgendetwas pirschte sich da heran.
    Langsam hob ich das Gewehr. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte, aber als der Wolf aus dem Dickicht auf die Lichtung trabte, die Schnauze hob und schnüffelte, musste ich mir auf die Zunge beißen, um nicht aufzukeuchen.
    Sein Fell glänzte im Schein des Mondlicht s – erst schwarz, dann blau, dann wieder schwarz. Ich hatte recht gehabt, die Dosierung nach einem Timberwolf zu bemessen. Dieses Biest war möglicherweise sogar noch größer.
    Der Wolf schenkte dem Steak keine Beachtung. Stattdessen trottete er immer und immer wieder im Kreis herum, so als wüsste er, dass irgendetwas hier war, er es aber nicht finden konnte.
    Ich empfand keine Überraschung; es kam mir noch nicht mal in den Sinn, es für Magie zu halten, dass der Wolf aus meinen Träumen real geworden war. Ich hatte einen schwarzen Schwanz gesehen. Ich wusste, wie ein Wolf aussah. Selbst im Schlaf musste ich nur eins und eins zusammenzählen.
    Aber wie sollte ich bloß feststellen, ob dies ein echter Wolf oder ein Werwolf war?
    Da fielen mir Mrs Favreaus Worte wieder ein: Die Gestalt mag die eines Wolfs sein, aber ein Werwolf behält stets seine menschlichen Augen .
    Ich kniff die Augen zusammen, um in der Dunkelheit und auf die Distanz besser sehen zu können, aber der Wolf entfernte sich gerade wieder von mir, sodass ich seine Augen nicht erkennen, geschweige denn feststellen konnte, ob sie menschlich waren.
    Plötzlich blieb er stehen, witterte, dann starrte er mir direkt ins Gesicht. Ich hatte keine Bewegung, kein Geräusch gemacht. Wodurch war er auf mich aufmerksam geworden? Wölfe hielten nicht in Bäumen nach Beute Ausschau.
    Ich legte das Gewehr an meine Schulter. Es schien ihn nicht zu kümmern. Der Wolf preschte über die Lichtung, so als hätte er vor, den Stamm hochzuklettern, wobei sein bedrohliches Knurren anzudeuten schien, dass er mich in Stücke reißen würde, sobald er bei mir war.
    Warum hatte er keine Angst vor dem Gewehr? Er konnte nicht wissen, dass es nicht mit Silberpatronen geladen war. Was im Moment nach einem fatalen Fehler roch.
    Ich zwang mich, ruhig zu bleiben. Gefasst. Genau zu zielen. Auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein Wolf fähig war, so hoch zu klettern, würde ich trotzdem kein Risiko eingehen.
    Eine Sekunde, bevor ich auf den Abzug drückte, sah ich seine Augen, und da hatte ich keine Skrupel mehr zu schießen. Ich konnte zwar die Farbe nicht bestimmen, aber ich sah das Weiße.
    Echte Wölfe hatten keins.
    Der Pfeil traf ihn in die Brust. Jaulend machte er einen Satz. Mein Herz tat das Gleiche. Die Kreatur hatte eine verdammt beeindruckende vertikale Ausdehnung. Zu beeindruckend. Hätte ich ihn nicht angeschossen, wäre er vermutlich auf dem niedrigsten Ast gelandet, der sich etwa einen Meter unter meinen Füßen befand. Nicht, dass er dort viel Schaden hätte anrichten können, aber trotzdem erschreckte mich die Vorstellung. Wozu war er sonst noch fähig?
    Der Wolf taumelte zu Boden, zuckte ein paarmal, dann blieb er reglos liegen. Die auf den Tumult folgende Stille wirkte ohrenbetäubend laut.
    Ich musste das Biest in den Käfig schleifen und anschließend Frank anrufen. Glück für mich, dass der Wolf direkt vor der Falle zusammengebrochen war. Ich hatte keine Ahnung, über welche Strecke ich einen leblosen Körper, dessen Gewicht in etwa meinem entsprechen musste, schleifen könnte.
    Sobald ich wieder auf dem Boden stand, verlor ich keine Zeit. Obwohl es mir widerstrebte, lehnte ich das Gewehr gegen den Baumstamm. Mit einer Hand konnte ich nicht viel anfangen.
    Das Gras war nass, deshalb konnte ich das Biest relativ leicht an seinen Hinterbeinen in den Käfig ziehen.
    Ich richtete mich auf und grinste. Das war geschafft.
    Wie ein Hund, der von einem Hasen träumt, zuckte der Wolf mit den Läufen, und mein Grinsen erstarb. Er lag zwischen mir und der Tür.
    „Idiotin.“ Ich sprang über seinen bewusstlosen

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