Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber
Vergangenheit passiert, wenn du dieses Ritual abgehalten hast?“
„Die Loas kamen, ergriffen von jemandem Besitz und beantworteten seine Fragen.“
„Wahrheitsgemäß?“
„ Loas lügen nicht.“
„Warum hat sie meine dann nicht beantwortet?“
„Vielleicht hattest du zu viele Fragen. Vielleicht wusste sie die Antworten nicht. Vielleicht kannst du die Wahrheit nur mit deinen eigenen Augen entdecken.“
„Vielleicht ist das alles hier völliger Schwachsinn.“
Cassandra zog die Brauen hoch, und ich musste zugeben, wenn die letzte Stunde Schwachsinn gewesen war, dann ein extrem überzeugender Schwachsinn.
„Ist ja auch egal.“ Ich schloss die Finger um das Blütenblatt. „Ich werde einfach auf meine Antworten warten. Sie sollten ja bald eintreffen.“
„Dann glaubst du also daran?“
Ich dachte über die Frage nach, erinnerte mich an das, was geschehen, wo ich gewesen war, wie ich mich gefühlt hatte.
„Ja. Wie auch nicht?“
„Ich muss ein paar Recherchen anstellen. Ein paar Anrufe tätigen. Herausfinden, weshalb du nach Ife gereist bist. Wie es möglich ist, dass du etwas mitbringen konntest.“
Plötzlich kam mir ein Gedanke. „Gibt es nicht sowohl guten als auch bösen Voodoo?“
„Sie sind spiegelbildlich. Das eine kann nicht ohne das andere existieren.“
„Also könnte Erzulie auch böse gewesen sein.“
„Nein. Bei den Loas geht es ausschließlich um die Wahrheit. Es ist der Erschaffer der Magie, der für Gut und Böse verantwortlich ist. Wir nennen Missetäter ‚jene, die den Loas mit beiden Händen dienen‘.“
„Du dienst ihnen doch auch mit beiden Händen.“
„Es ist nur eine Redewendung. Vertraust du mir nicht?“
Sie sah so bekümmert aus, dass ich sie beschwichtigen wollte, allerdings ohne dabei zu lügen. „Ich hatte noch nie mit Voodoo zu tun, Cassandra. Soweit ich das beurteilen kann, hättest du ebenso gut Satan persönlich herbeirufen können. Vielleicht läuft er gerade in diesem Moment in New Orleans rum und amüsiert sich prächtig.“
„Das tut er schon lange“, erwiderte sie trocken.
„Haha.“
„Du hast mit dem Loa gesprochen, Diana, was bedeutet, dass der Gut-oder-Böse-Ansatz von dir kommt. Bist du böse?“
Ich dachte nach. „Manchmal.“
„Das macht dich nur menschlich. Als du um Hilfe, Führung, die Wahrheit gebeten hast, war da deine Intention, das Resultat zu benutzen, um jemand anderem zu schaden?“
„Nein.“
„Dann gehe in Frieden.“
Ich sah auf meine Uhr und erschrak. „Es ist schon fast Morgen.“
„Ja, die Zeit vergeht wie im Flug. Lass mich das Blütenblatt irgendwo reinstecken, bevor du es kaputt machst oder verlierst.“
Sie kramte in dem Durcheinander auf einem der Borde herum, dann zog sie einen leeren Gris-Gris -Beutel hervor.
„Liegen die bei dir überall herum?“, fragte ich.
Sie verzichtete auf eine Antwort und hielt mir stattdessen einfach das Säckchen auf.
Ich zögerte. „Wird es da drinnen noch funktionieren?“
„Natürlich.“
Mir blieb nichts anderes übrig, als ihrem Wort zu vertrauen.
Ich sollte jetzt gehen. Ich wollte unbedingt herausfinden, ob mir das Blütenblatt die Wahrheit enthüllen würde, allerding s … „Woher werde ich wissen, was wahr ist?“
„Du weißt es einfach.“
„Das ist nicht besonders hilfreich.“
„Es ist wie mit der Lieb e – du wirst es einfach wissen.“
„Ich werde also wissen, ob die Liebe, von der ich befürchte, dass sie auf einem Zauber beruht, echt ist, weil ich es einfach wissen werde. Das ergibt keinen Sinn.“
„Was tut das schon?“ Wie üblich schenkte sie meiner finsteren Miene keine Beachtung. „Falls du irgendwo einen Fetisch findest, sollte es ausreichen, ihn zu zerstören, um den Bann zu brechen.“
„Wie könnte so ein Fetisch aussehen?“
„Zum Beispiel wie ein Gris-Gris oder vielleicht wie ein Talisman.“
„Soll heißen?“
„Es könnte eine kleine Figur sei n – aus Holz, Knochen, eventuell Stein oder auch Stof f – , die einer wirklichen Person nachgebildet ist. Viele Kulturen benutzen solche Totems als Glücksbringer, für Verfluchungen oder Zaube r – gute wie böse.“
„In Ordnung“, entgegnete ich. „Finde etwas Seltsames, zerstöre es, und die Magie verschwindet.“ Auch wenn ich nicht genau wusste, wie ich etwas aus Stein zerstören sollte.
„Oder du lässt es einfach sein.“
Ich sah auf. „Was?“
„Ist es denn so schlimm, ihn zu lieben?“
„Ich brauche die Wahrheit, Cassandra. So ticke ich nun
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