Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber
rausgekommen?“
Verwirrung flackerte über seine Züge. „Raus?“
Ich warf einen Blick zu Luc, der uns abwechselnd anstarrte. Ich musste Adam unbedingt von dem Jungen wegschaffen, nicht zuletzt da ich ihn möglicherweise würde töten müssen.
„Lass uns das draußen bereden.“
„Na schön.“ Er sah Luc streng an. „Du bleibst hier.“
Adam ging zur Haustür, und ich folgte ihm, während ich verstohlen den Reißverschluss meiner Gürteltasche öffnete, in der das Silbermesser war.
Draußen herrschte finstere Nacht. Der Mond war verschwunden, die Sonne noch nicht aufgegangen. Ich zog die Waffe heraus und legte die Finger entschlossen um den Griff. „Ich nehme Luc mit mir.“
Adam drehte sich zu mir um, sah das Messer und lachte. „Hatten wir das nicht schon? Ich bin kein Werwolf.“
Er war so anders als der Mann, den ich im Sumpf zurückgelassen hatte. Klar, er sah noch genauso aus und klang auch so, doch die schlangenartige Kälte war aus seinem Blick verschwunden, und sein Mund wurde nicht mehr von diesem hässlichen Grinsen verzerrt. Und er sagte keine gemeinen, verletzenden Dinge mehr. Zumindest hatte er das bisher nicht getan.
„Ich hab gesehen, wie du dich verwandelt hast.“
Etwas glomm in seinen Augen auf. „Wann?“
Er leugnete es nicht, und auch wenn ich die Wahrheit gesehen und geglaubt hatte, musste ich trotzdem tief in meinem Herzen noch immer auf ein Wunder gehofft haben. „Du erinnerst dich nicht?“
„Sag mir einfach nur, wann und wo.“
„Vor etwa einer Stunde. Da, wo Charlie gestorben ist. Ich hab dich in einem Käfig zurückgelassen.“
Er fluchte.
„Wie hast du dich befreit?“
Er ging nicht auf meine Frage ein, sondern öffnete und schloss in offensichtlicher Erregung die Fäuste.
„Adam! Ich werde nicht zulassen, dass du Luc verletzt.“
Zorn breitete sich über sein Gesicht, dann langte er blitzschnell nach vorn, packte das Messer an der Klinge und riss es mir mit verblüffender Mühelosigkeit aus der Hand. Er ließ die Waffe durch die Luft kreiseln, dann blieb sie in einem Zaun stecken, der den Wohnwagenpark vom Parkplatz eines Gebrauchtwagenhandels trennte.
Ich kämpfte den Drang wegzulaufen nieder. „Ich werde hier nicht ohne ihn weggehen.“
„Du wirst auch nicht mit ihm weggehen. Er ist mein Sohn.“
„Du hast mich angelogen.“
„Ich lüge ständig, chérie . Langsam frage ich mich, ob ich überhaupt noch weiß, was eine Lüge ist und was nicht.“
„Du hast gesagt, dass du nicht der loup-garou bist.“
Er seufzte. „Das bin ich auch nicht.“
„Und ich soll einem bekennenden pathologischen Lügner glauben?“
„Glaub, was du willst.“
Mir kam ein Gedanke. Vielleicht hatte Silber überhaupt keine Wirkung auf einen Werwolf. Vielleicht waren all die Tests, die ich bei Adam durchgeführt hatte, reine Zeitverschwendung gewesen. Verdammt, vielleicht konnte er zwischen Gitterstäben hindurchschlüpfen oder sie wahlweise mit seiner übermenschlichen Kraft auseinanderbiegen.
Adam ging zurück zum Haus.
„Wohin willst du?“
„Ich werde Sadie sagen, dass ich in einer Stunde zurück bin. Ich muss in den Sumpf.“
„Was? Wozu?“
Er antwortete nicht, sondern verschwand im Inneren, bevor er wenige Momente später wieder herauskam und die Hand um meinen Arm legte. „Du kommst mit mir.“
Ich versuchte, ihn abzuschütteln. „Das denke ich nicht.“
Er könnte mich problemlos erdrosseln und mich anschließend als Köder für die Alligatoren in den Sumpf werfen. Allmählich hatte ich den Verdacht, dass er so was schon früher getan hatte.
Er drückte fester zu. „Wenn ich dich hierlasse, verschwindest du mit Luc. Und ich habe nicht die Zeit, nach dir zu suchen. Ich kann New Orleans vor dem nächsten Neumond nicht verlassen.“
Dass er das zugab, überraschte mich so sehr, dass ich mich von ihm auf den Beifahrersitz meines Wagens schubsen ließ, wo mein Hintern eine schmerzhafte Begegnung mit dem Betäubungsgewehr machte.
Ich zog das Ding unter mir raus, während Adam die Motorhaube umrundete und sich hinter das Lenkrad setzte.
Sein Blick zuckte zu der Waffe. „Also damit hast du es gemacht.“
Ich verzichtete auf eine Antwort.
Er nahm mir das Gewehr ab, überprüfte die Munition, stellte fest, dass es nicht geladen war, und warf es auf die Rückbank.
„Warum fahren wir in den Sumpf?“, fragte ich.
„Ich hab da was zu erledigen.“
„Ich nehme nicht an, dass ich dich davon überzeugen kann, es nicht zu
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