Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
fragt. Ich genieße es zu töten.“
    „Wir haben dich nicht gefragt“, fuhr ich ihn an. Gott, war der Kerl nervtötend.
    Plötzlich fiel mir etwas ein. „Ich habe Charlie während eines Vollmonds gesehen.“
    „Charlie war ein Werwolf; grandpère ist ein loup-garou .“
    „Mir brummt der Schädel.“
    „Er wurde nicht gebissen; er wurde verflucht. Jene, die er beißt, erheben sich binnen vierundzwanzig Stunden von den Toten und werden zu Wölfe n – ob es Tag ist oder Nacht, spielt dabei keine Rolle. Aber anschließend sind sie ausschließlich bei Vollmond dazu gezwungen, sich zu verwandeln. Während jeder anderen Mondphase ist es ihre freie Wahl.“
    Was ebenso viel oder wenig Sinn machte wie alles andere.
    „Wie steht’s mit ihm?“ Ich gestikulierte mit dem Daumen in Richtung Käfig. „Was macht er, wenn nicht gerade Halbmond ist?“
    „Dann ist er menschlic h – oder zumindest so menschlich, wie er sein kann.“
    „Das klingt gar nicht so sehr nach einem Fluch.“
    „Je länger er in menschlicher Gestalt verbleibt, desto grausamer ist er, sobald der Wolf in ihm die Kontrolle übernimmt.“
    Ich schaute angewidert zu Henri, der achselzuckend seine Fingernägel musterte. Ich ließ mir all das, was ich wusste und nicht wusste, durch den Kopf gehen.
    „Wann hast du von dem Fluch erfahren?“
    „An Lucs erstem Geburtstag.“ Adams Miene wurde weich. „Eine Familientradition. Aber da hat man das Kind längst ins Herz geschlossen und würde alles tun, um es zu beschützen.“
    „Ich konnte keinen Eintrag über Lucs Geburt finden“, erwiderte ich.
    Adam starrte Henri misstrauisch an, woraufhin dieser erklärte: „Je weniger von uns wissen, desto besser.“
    „Und nachdem dein Vater dir die Wahrheit gesagt hatte, beging er Selbstmord?“
    Adam nickte kummervoll. „Ich war inzwischen alt genug, um auf grandpère aufzupassen, außerdem hatte ich meine Ausbildung bei den Spezialkräften beendet. Ich hätte nie gedacht, dass ich sie mal für das hier brauchen würde.“
    „Dein Vater hat es dir allein überlassen, deinen Sohn aufzuziehen, diese Bestie zu beschützen und nach einem Heilmittel zu suchen? Hätte er nicht dableiben und dir helfen können?“
    „Zu wissen, was ihm bevorstand, fraß an seiner Seele und trieb ihn schließlich in den Abgrund.“
    Ich hatte das Gefühl, als würde Adam ebenso von sich selbst wie von seinem Vater sprechen.
    „Als ich noch ein Junge war, verschwand er in manchen Nächten und kam dann völlig zerschlagen nach Hause. Er war ein sanfter Mann, ein Gelehrter. Er wusste nicht, wie man kämpfte, wie man Verderbtheit und Brutalität begegnete.“
    Henri schnaubte verächtlich, enthielt sich jedoch ausnahmsweise eines Kommentars.
    „Was ist mit deiner Mutter?“
    „Sie verließ uns an dem Tag, als sie die Wahrheit erfuhr.“
    Ich legte den Kopf zur Seite, und Adam sah weg, wollte meinen Blick nicht erwidern. Kein Wunder, dass er befürchtet hatte, ich könnte ihn und Luc sitzen lassen. Jede andere Frau in seinem Leben hatte das getan.
    „Mein Vater wollte, dass ich Soldat werde“, fuhr er fort. „Ich hatte mich schon immer für Waffen und Militärgeschichte interessiert; ich glaubte damals, dass er mich glücklich sehen wollte. Erst später begriff ich, dass er deswegen auf dieser Ausbildung bestand, damit ich die Schmutzarbeit unserer Familie besser erledigte, als er es getan hatte.“
    „Hast du ebenfalls vor, den leichten Ausweg zu wählen, sobald Luc alt genug ist, um dieses Monster zu beschützen?“
    „Eher würde ich den Fluch selbst auf mich nehmen, als dass ich ihn leiden lassen würde.“
    „Es wird dir gefallen“, raunte Henri. „Du wirst schon sehen. Diese Macht ist berauschend. Mit einem einzigen Streich kannst du töten oder ewiges Leben schenken.“
    „Es sei denn, das Opfer hat eine Silberkugel dabei.“
    „Das kommt eher selten vor.“
    „Eine Sekunde“, unterbrach ich. „Steht nicht jeder, den er beißt, wieder von den Toten auf?“
    „Nein, zum Glück nicht, denn ansonsten wären sie längst in der Überzahl. Wenn er tötet, ohne ihr Blut zu trinken oder ihr Fleisch zu essen, werden sie zum Werwolf. Aber wenn er an den Opfern seinen Hunger stillt, sind sie einfach nur tot.“
    „Ich liebe es so sehr, wenn sie um ihr Leben betteln“, seufzte Henri, „dass ich ihnen den Wunsch meist gewähre.“
    „Halt die Klappe, alter Mann“, blaffte Adam.
    Der Widersinn, jemanden, der keinen Tag älter als dreißig wirkte, „alter Mann“ zu

Weitere Kostenlose Bücher