Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber
habe keine Ahnung. Einer toten alten Indianerin zufolge wurde Elise gesegnet, auch wenn ich das noch immer nicht richtig begreife.“
„Sie ist also Ihr Werwolf-Heilmittel.“
„Ja.“
„Und sie ist ein Werwolf.“
„Ja.“
„Aber Sie haben sie nicht getötet.“
„Sie ist anders.“
„Inwiefern?“
„Sie hat keinen Dämon.“
„Das könnte sich als nützlich erweisen“, murmelte Cassandra.
Mandenauer bedachte sie mit einem misstrauischen Blick, aber sie lächelte nur.
Ein dumpfes Geräusch lenkte unsere Aufmerksamkeit wieder auf Henri und Elise. Er lag zuckend auf dem Fußboden. Sie starrte ihn unsicher an, während sie mit dem winzigen weißen Wolf spielte, den sie um ihren Hals trug; dann hob sie langsam die Hand und enthüllte eine Tätowierung in Form eines Pentagramms.
„Was hat es damit auf sich?“, fragte ich.
Elise blinzelte, als hätte sie vergessen, wo sie war.
„Ich habe sie im Land der Seelen bekommen.“
Ich sah Cassandra an, aber die zuckte mit den Schultern. „Das ist kein Voodoo-Land.“
„Nein, Ojibwa“, erklärte Elise leise. „Eine andere Zeit, ein anderer Ort, andere Werwölfe.“
„Ich dachte, ein Pentagramm würde als Schutz gegen einen Werwolf gelten“, warf ich ein. „Allerdings funktioniert das nicht, nach allem, was ich gehört habe.“
„Der Legende zufolge steht das Pentagramm mit nach oben gerichteter Spitze für das Mildtätige.“ Elise hielt die Hand hoch, damit wir sehen konnten, dass sie zu den Guten zählte. „Zeigt eine Spitze gerade nach unten, ist es ein Symbol des Bösen.“
Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem noch immer bewusstlosen Henri zu. „Irgendetwas stimmt nicht.“
„Was meinen Sie?“, fragte Adam.
„Normalerweise berühre ich einen Werwolf, und der Dämon ist verschwunden. Schnipp , und schon sind sie wieder menschlich.“
„Einfach so?“, bohrte ich nach.
„In etwa schon.“ Sie runzelte die Stirn. „Ich sehe ihre Seele auf der anderen Seite der Dunkelheit. Ein schwaches Licht, das heller und heller wird, bis es meinen Geist und ihren erfüllt.“
„Aber dieses Mal nicht?“
„Ich habe seine Seele gesehen, aber sie war nicht sehr hell. Eher wie grauer Nebel.“
„Er hatte noch nie viel Menschliches an sich“, erklärte Adam. „Ihm seine Seele zurückzugeben, wird daran nichts ändern.“
„Könntesein“,erwiderteElise,abersieklangnichtüberzeugt.
„Erinnern sich geheilte Werwölfe an das, was sie getan haben?“, erkundigte ich mich.
„Nein. Deshalb stehen wir auch jedes Mal wieder vor dem großen Problem, wie wir ihnen erklären, weshalb sie in einem völlig anderen Jahrhundert aufgewacht sind, und sie in die Lage versetzen, sich darin zurechtzufinden.“
„Das klingt wirklich nach einem Problem“, erwiderte ich. „Wie lösen Sie es?“
„Wir haben eigens eine Abteilung eingerichtet, die sich mit dieser Angelegenheit befasst“, sagte Mandenauer.
Er hatte meine Frage zwar nicht wirklich beantwortet, aber dann begann Henri aufzuwachen, und ich dachte nicht mehr daran.
Seine Augen öffneten sich. Ihr Ausdruck war jetzt ander s – nicht mehr böse, eher gehetzt.
„Oh Gott“, wisperte er mit bebender Stimme. „Ich kann sie schreien hören.“
Er schlug sich die Hände auf die Ohren und fing selbst an zu schreien.
Elise schnappte sich ihren Arztkoffer, streifte sich ein Paar Handschuhe über und verpasste Henri eine Spritze. Er erschlaffte wieder. Wir alle starrten den Mann auf dem Fußboden an. Für eine sehr lange Weile sprach niemand.
„Er hat seine Seele zurück“, erklärte Elise schließlich.
„Woher wissen Sie das?“
„Nur jemand mit einer Seele würde sich Gedanken um die machen, die er getötet hat. Was der Grund ist, weshalb sich keiner von ihnen an seine Taten erinnert. Ich denke, wenn sie das könnten, würden sie den Verstand verlieren.“ Elise musterte mich nachdenklich, dann zog sie ihre Handschuhe aus. „Vielleicht sollten Sie ihn berühren.“
„Was, ich?“ Ich verzog angewidert den Mund.
„Dieser Mondgöttin-Aspekt könnte helfen.“
„Ich habe ihn bereits angefasst. Besser gesagt, er hat mich angefasst. Nichts ist passiert, außer dass mir kotzübel wurde. Namen mögen über Magie verfügen, aber ich nicht.“
„Seine Seele ist zurückgekehrt. Vielleicht wäre die Berührung jetzt anders.“
Ich zögerte, aber Adam sah mich derart hoffnungsvoll an, dass ich seufzend nachgab. „Na schön.“
Ich kniete mich hin und legte die Handfläche gegen
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