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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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lang war ich überrascht, dass Luc die Wahrheit nicht kannte, dann fiel mir wieder ein, was Adam gesagt hatte: dass er seine beiden Leben strikt voneinander trennte. Er musste wohl eine sehr ernste Drohung benutzt haben, um Henri von seinem Sohn fernzuhalten.
    „Ich bin dein Großvater.“
    Entweder hatte diese Drohung ihre Wirkung inzwischen verloren, oder aber es kümmerte Henri nicht mehr, wie Adam ihn bestrafen könnte. Vielleicht traf beides zu.
    „Mein Großvater ist gestorben.“
    „Ich bin ein paar Generationen entfernt, das stimmt. Trotzdem haben wir das gleiche Blut. Aber das wirst du besser verstehen, wenn du erst mal selbst ein Kind hast.“
    Verwirrt legte Luc die Stirn in Falten. „Wo ist Daddy?“
    „Im Sumpf“, erwiderte Henri. „Er hat sehr schlimme Kopfschmerzen.“
    Meine Augen wurden schmal. „Was hast du mit ihm gemacht?“
    „Nichts Bleibendes. Ich brauche ihn. Aber jetzt werde ich erst mal rausfinden, ob ich dich brauche. Solange er ständig in deiner Nähe war, hatte ich dazu nicht eine gottverfluchte Gelegenheit.“
    „Pass auf, was du in Lucs Gegenwart sagst.“
    „Das sollte die letzte deiner Sorgen sein.“ Henri schubste das Kind wie einen lästigen Hund von seinem Schoß. „Geh unter die Dusche.“
    Luc kam zu mir gerannt, und ich umarmte ihn. Henri hatte ihn überall mit Blut beschmiert, deshalb war eine Dusche vielleicht gar keine so dumme Idee. Zumindest würde Luc dort in relativer Sicherheit sein.
    „Er hat Sadie wehgetan“, flüsterte der Junge. „Sie schrie und schrie, und ich wollte, dass sie aufhört.“ Er schluckte. „Dann hat sie aufgehört.“
    „Es ist nicht deine Schuld.“ Ich schob ihn sanft in Richtung Bad. „Tu, was er sagt, Luc.“
    „Abe r … “ Er starrte mich mit furchtsamen Augen an.
    „Mir wird nichts passieren.“
    Ich hörte ihn zum Bad schlurfen. Dann wurde die Tür geschlossen und die Dusche aufgedreht.
    „Dir wird sehr wohl was passieren.“
    „Ich weiß.“
    Ein listiger Ausdruck trat in seine Augen. „Ich tu dir nichts, wenn du jetzt gehst.“
    „Mit Luc?“
    „Nein. Einer von euch beiden stirbt heute.“
    „Ich“, sagte ich automatisch.
    Er legte den Kopf auf dieselbe Weise schräg, wie Adam das immer tat. Die Ähnlichkeit verursachte mir Brechreiz. „Warum so voreilig? Er ist nicht mal dein Mann.“
    „Das spielt keine Rolle.“
    „Nein, vermutlich tut es das nicht, aber hast du dich je gefragt, warum?“
    „Was?“
    Ich hatte Mühe, mich auf ihn zu konzentrieren, während ich gleichzeitig versuchte, nach Luc zu lauschen und darum zu beten, dass Adam am Leben und bereits auf dem Weg hierher war.
    „Hast du dich je gefragt, warum du Adam und seinem Sohn so schnell und so unheilbar verfallen bist?“
    „Wer sagt, dass ich ihnen verfallen bin? Normale Menschen lassen andere nun mal nicht im Stich, nur weil sie es könnten; sie opfern keine Kinder, um sich selbst zu retten.“
    „Da täuschst du dich. Die meisten Leute sind alles andere als menschlich, und ohne jede Ausnahme stellen sie ihr eigenes Leben über das eines Fremden, ja sogar über das eines Partners oder Kindes.“
    „Das kann ich nicht glauben.“
    „Und was ich nicht glauben kann, ist, dass du eines der seltenen Exemplare sein sollst, die sich freiwillig opfern. Allerdings verstehe ich jetzt den Grund. Hast du je eins von denen hier gesehen?“ Er hielt ein Gris-Gris hoch.
    Ich legte die Hand an meine Hosentasche. Meine waren noch immer da. „Hin und wieder.“
    „Ich hab dieses hier unter dem Kissen des Jungen entdeckt. Es soll einen Liebeszauber bewirken.“
    Also hatte ich wirklich unter einem Bann gestanden, aber das kümmerte mich nicht länger.
    Das Zischen eines Streichholzes ließ mich zusammenzucken. Henri hielt die Flamme an das Säckchen, dann ließ er es zu Boden fallen, kaum dass es Feuer gefangen hatte, als wäre es mit Benzin getränkt, und trat darauf herum.
    „Was empfindest du jetzt für den Jungen?“, fragte er.
    Ich dachte kurz nach, dann musste ich unwillkürlich lächeln. „Noch immer dasselbe.“
    Henri runzelte die Stirn. „Das ist unmöglich.“
    „Ich schätze, du hast dich hinsichtlich der Magie geirrt. Es ist wahre Liebe.“
    „Adam liebt dich nicht“, insistierte er. „Er ist ebenso unfähig zu lieben, wie ich es bin.“
    Er konnte sogar recht haben, aber das würde ich nicht zugeben. Ich zuckte die Achseln, und seine Miene verdüsterte sich.
    „Aber das werden wir bald feststellen. Auch er wird wählen müssen.

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