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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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funkelte, als er sie beiseite warf. Ich hatte sie nie entsichert, aber das wusste er nicht.
    Er schüttelte sein schwarzes Haar nach hinten, und ich konnte an nichts anderes mehr denken als an das Gesicht, das ich zweimal gesehen hatt e – auf dem Foto im Haus der Ruelles und in meinem erotischen Traum eine Nacht zuvor.
    „Sie sin d … “
    Ich wollte eigentlich tot sagen, doch das Wort erstarb mir in der Kehle, als er nach mir griff.
    Solide, warm, real. Er war kein Geist.
    Aber was zur Hölle war er dann?

7
    Er war so nah, dass ich das Blut riechen konnte. Nicht seines, realisierte ich, sondern Charlies.
    Der Gedanke ließ mich erstarren, dann versuchte ich, mich aus seinem Klammergriff zu befreien. Er hielt mich nur noch fester.
    „Wohin wollen Sie, chérie ? Bestimmt möchte die Polizei mit Ihnen sprechen.“
    Ich schien unfähig zu sein, die Puzzleteile, aus denen er bestand, richtig zusammenzusetzen. Ich kannte seine Stimme, erinnerte mich an die Art, wie er mich chérie nannte, an das Armband um sein Handgelenk und das ungebändigte schulterlange Haar. Aber sein Gesicht war das einer Traumgestalt, die seit Langem tot war.
    Er runzelte die Stirn und schüttelte mich leicht. „Sind Sie okay? Glauben Sie, dass Sie in Ohnmacht fallen werden?“
    „Wa-wa s … “
    Ich war zu atemlos, um zu fragen: Wer war es? Was war es?
    „Ist passiert?“, keuchte ich stattdessen.
    „Was passiert ist?“
    Ich nickte. Er zuckte die Achseln. Wäre er nicht so blutig gewesen, hätten mich all diese straffen Brustmuskeln vielleicht dahinschmelzen lassen.
    „Ich hab einen Schrei gehört. Ihn gefunden. Wiederbelebung versucht. Hat nichts gebracht.“
    Wiederbelebungsmaßnahmen könnten das Blut erklären. Es ergab zumindest wesentlich mehr Sinn, als dass dieser Mann den anderen umgebracht haben sollte. Trotzdem war ich noch immer zu fassungslos, um ihm ganz zu trauen.
    „Sie haben nichts gesehen?“, bohrte ich nach. „Niemanden?“
    Er schaute weg, dann wieder zu mir. Seine Augen waren von einem derart strahlenden Blau, dass ich wieder an meinen Traum erinnert wurde. Wie hatte ich von seinem Gesicht, seinen Augen träumen können, obwohl ich sie da noch gar nicht gesehen hatte?
    Der Traum setzte mir langsam genauso zu wie der tote Charlie.
    „Irgendwas Großes ist in diese Richtung davongelaufen.“ Er ließ mich los, um in die Weiten des Sumpfes zu zeigen.
    „Wie groß?“, fragte ich mit zittriger Stimme.
    Doch anstatt zu antworten, überquerte er die grasbewachsene Lichtung, dann kniete er sich wieder neben die Leiche, um sie in Augenschein zu nehmen.
    Obwohl es mir widerstrebte, folgte ich ihm.
    „Sehr wahrscheinlich irgendein wildes Tier.“ Er legte den Kopf zur Seite und starrte auf die zerrissene Kehle. „Menschen tun so was nicht.“
    Das stimmte, abe r … „Was für ein Tier würde einen Menschen angreifen? Ihm die Kehle zerfetzen?“
    „Eines, dem Sie nicht begegnen wollen.“
    Allmählich fing ich an, mich an seine kompakten Sätze und seinen Akzent zu gewöhnen.
    „Haben Sie ein Handy, chérie ?“
    „Hä?“
    Diese Stimme wirkte sich verheerend auf mein Sprachvermögen aus.
    Er lächelte. Oder zumindest dachte ich, dass er das tat. Seine Mundwinkel wölbten sich nach oben, aber weder kamen seine Zähne zum Vorschein, noch wurde der traurige Ausdruck seiner Augen gemildert. Andererseits, was gab es schon Erheiterndes an dieser Situation? Charlie war tot.
    „Ein Telefon. Um die Polizei anzurufen.“
    Gute Idee. Bloß, dass mein Handy auf dem Boot war.
    „Verdammt“, murmelte ich.
    Er sah mich mit hochgezogenen Brauen an.
    „Ich hab es auf dem Boot vergessen. In meiner Tasche.“
    Ichwolltenichtzugeben,dassichAngstdavorhatte,alleindorthinzurückzukehren,aberdasmussteichauchnicht.Ernickte knapp, dann marschierte er in Richtung des im Leerlauf röhrenden Motors und des gleißenden Scheinwerfers davon.
    Er wurde von der Dunkelheit verschluckt. Der Sumpf war gleichzeitig schwül und kalt. Selbst wenn es heißer gewesen wäre als im Juli, hätte ich noch immer gezittert. Irgendetwas war hier draußen, und, wie Cassandra gesagt hatte, es tötete.
    Mein Blick glitt zu Charlie. Ich hatte schon früher Leichen gesehen. Aber keine wie diese.
    Auf mehrere kurze Platscher in der Nähe des Bootes folgte ein tiefes, bedrohliches Knurren, das über das Sumpfgras zu wogen schien. Nach irgendeiner Bewegung Ausschau haltend, drehte ich mich um die eigene Achse, doch ich entdeckte nichts. In diesem Augenblick

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