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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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auftauchten, eine Sekunde lang nicht erinnern, weshalb sie hier waren. Unvorstellbar, dass ich den armen Charlie vergessen hatte.
    Ein Heulen zerriss die Nacht und stieg zum Halbmond empor. Die Beamten wechselten einen nervösen Blick. Sie wussten so gut wie ich, wie sich ein Kojote anhört e – und dass das keiner gewesen war.
    „Haben Sie nicht gesagt, dass es in Louisiana keine Wölfe gibt?“
    Einer der Polizisten hatte inzwischen ein kleines Notizbuch gezückt und kam damit auf mich zu, doch bei meinen Worten blickte er stirnrunzelnd auf. „Ma’am, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie mit Ihnen gesprochen.“
    „Nein, ich meint e … “ Ich drehte mich um.
    Ruelle war verschwunden.

8
    Die Beamten interessierten sich mehr für meine Behauptung, den Großteil der letzten Stunde mit Adam Ruelle verbracht zu haben, als für meine Geschichte über irgendeine unsichtbare, knurrende Bestie, die Charlie getötet haben könnte oder auch nicht.
    „Ruelle wurde seit Jahren nicht mehr gesehen. Die meisten Leute glauben, dass er in den Sümpfen umgekommen ist.“
    „Ich schätze, die meisten Leute irren sich“, erwiderte ich.
    Die Poliziste n – beide jung und muskulös, der eine weiß, der andere schwar z – tauschten einen Blick.
    „Was ist?“, fragte ich.
    „Einige halten ihn für einen Geist.“
    Ich hatte das selbst geglaubt, aber strahlten Geister Körperwärme ab? Konnte einem ein Geist die Hand halten? Oder ein Handy holen? Ich wusste es nicht und hatte auch nicht die Absicht, diese beiden Kinder danach zu fragen. Obwohl sie vermutlich, genau wie ich, um die Dreißig waren, wirkten sie Äonen jünger.
    Die beiden traten zu der feuchten Stelle, wo Charlie lag, wobei sie sorgsam darauf achteten, am Tatort nichts zu verändern.
    „Hmm“, brummte der milchgesichtige blonde Beamte, auf dessen Namensschild Cantrel stand.
    „Ja“, stimmte ihm sein Kollege Hamilton zu.
    Ich wartete, aber keiner rückte mit irgendwelchen Informationen heraus.
    „Was ist?“, fragte ich, nun ein wenig lauter als beim ersten Mal.
    „Die einzigen Spuren sind die des Opfers und Ihre.“
    IchwargarnichtaufdieIdeegekommen,nachSpurenzusuchen.DaranhatteichangesichtsmeinerAngstundderseltsamenGefühle,dieAdamRuelleinmirausgelösthatte,nichtgedacht.
    „Es gibt keine Tierspuren?“
    „Doch, sicher.“ Hamilton nickte. „Könnten von einem großen Hund stammen.“
    Ich gesellte mich zu ihnen und musterte den unregelmäßigen Zirkel von Pfotenabdrücken in Charlies Umgebung. „Das war kein Hund.“
    „Wieso sind Sie sich da so sicher, Ma’am?“
    „Ich bin Zoologin. Und ich weiß, wie Wolfsspuren aussehen.“
    „Es gibt keine Wölfe in Louisiana.“
    „Ist das so was wie der Slogan des Staates?“ Ich rieb mir über die schmerzende Stelle zwischen meinen Augen. „Warten Sie mal eine Sekunde.“ Ich ließ die Hand sinken. „Keine anderen Spuren außer meinen, Charlies und dene n … “ Ich winkte zu den Pfotenabdrücken.
    „Nein.“
    Kein Wunder, dass sie mir nicht glaubten, dass Ruelle hier gewesen war. Der Mann hatte keinerlei Abdrücke hinterlassen.
    Ich runzelte die Stirn. Andererseits hatte er natürlich auch keine Schuhe getragen.
    Als dann endlich Verstärkung eintraf, hatte ich meine Aussage beendet. Sie riegelten den Tatort ab, dann begannen sie, Spuren zu sichern und die Leiche für den Abtransport fertig zu machen. Cantrel bot an, mich zu meinem Wagen zurückzubringen, und ich willigte dankbar ein. Selbst wenn ich fähig gewesen wäre, ein Sumpfboot zu steuern, hätte ich mich nicht allein auf den Rückweg machen wollen.
    Eine kurze Weile später setzte er mich am Steg ab. „Wir bleiben in Verbindung.“
    „Haben Sie schon irgendwelche Anhaltspunkte, was diese Morde betrifft?“
    „Morde?“ In dem Wort klang echte Überraschung mit.
    „Ich habe gehört, dass noch einem anderen Mann in den Sümpfen die Kehle rausgerissen wurde.“
    „Und weiter?“
    „Zwei Männer, die auf dieselbe Weise getötet wurden. Da sollte man doch annehmen, dass das Morddezernat ein paar Überstunden schiebt.
    „Morddezernat?“ Er lachte. „Wegen eines Hundes?“
    „Das war kein Hund, und das wissen Sie verdammt genau.“
    Der Zorn in meiner Stimme setzte seiner Erheiterung ein Ende. Er schaute auf den dahinströmenden Fluss, dann zurück zu mir. „Mein Boss meint, dass wir vor einem Tollwutproblem stehen könnten. Wild gewordene Hunde. Sogar Kojoten. Das Virus breitet sich aus wie ein Flächenbrand.“
    Ich dachte nach.

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