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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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vervielfacht aufzutreten schienen. Was vermutlich der Grund war, weshalb die Einwohner, wenn sie denn feierten, dies tagelang taten.
    Ich führte meine Suche nach Todes- und Vermisstenfällen sowie potenziellen Tatorten fort. Gegen zwei Uhr morgens fielen mir die Augen zu. Ich war so müde, dass ich es nur mit Mühe schaffte, mich auszuziehen, bevor ich ins Bett sank. Das Nächste, was ich bewusst wahrnahm, war, dass die Sonne am Himmel stand.
    Keine Träume. Keine Besuche, keine Blumen. Eine gute Nacht.
    Ich nahm eine Dusche, schüttete Kaffee in mich rein, dann machte ich mich auf den Weg zu Cassandra’s. Auf den Straßen spritzten die Ladenbesitzer die Gehsteige ab, um die Überreste der nächtlichen Sause fortzuspülen. Wasser tropfte von Balkonen, wo Anwohner ihre Pflanzen gossen, auf meinen Kopf. Ich schlug Haken um Passanten, die mit Cocktails in Plastikbechern die Bourbon Street entlangschlenderten. Sind sie überhaupt nach Hause gegangen?
    Die Tür des Geschäfts war verschlossen. Ich sah auf meine Uhr, dann auf das Schild im Schaufenster. Der Laden würde erst in zwei Stunden aufmachen. Aber ich musste jetzt mit ihr reden.
    Ich hatte gerade die Hand gehoben, um zu klopfen, als sie die Tür öffnete. Meine Augen wurden schmal. „Woher wussten Sie, dass ich hier bin?“
    „Was glauben Sie denn?“
    Sie drehte sich um, und ich folgte ihr durch die offene Tür.
    „Lazarus?“, rief sie.
    Ich erstarrte, einen Fuß drinnen, den anderen draußen.
    „Würden Sie sie bitte schließen? Er wird türmen, wenn er das Tageslicht sieht.“
    Ich schüttelte mich bei dem Gedanken, dass Lazarus über meine Schuhe oder vielleicht mein Bein hinauf türmen könnte. „Wie bitte türmt denn eine Schlange?“
    „Sie wären überrascht.“
    „Warum ist er nicht in seinem Käfig?“
    „Ich lasse ihn nachts immer frei.“ Cassandra kniete sich hin und spähte unter eine der Vitrinen. „Würden Sie gern jede Minute Ihres Lebens in einem Käfig verbringen?“
    Lazarus war eine Schlange. Hatte er überhaupt Wünsche und Bedürfnisse?
    Irgendetwas glitt über die freie Bodenfläche. „Da ist er“, entfuhr es mir ein wenig zu laut.
    Cassandra schrak zusammen und schlug sich den Kopf an dem Schaukasten an, dann warf sie mir einen finsteren Blick zu. „Ich dachte, Sie wären Wissenschaftlerin. Wie können Sie sich da vor Schlangen fürchten?“
    „Wer sagt, dass ich mich vor ihnen fürchte?“
    Sie schnaubte verächtlich.
    „Nennen Sie mich ruhig verrückt“, sagte ich hölzern, „aber ich mag es nun mal nicht, zusammen mit einer Python in einem Raum eingesperrt zu sein.“
    „Er hat kein Interesse an Ihnen.“
    Ich hörte ein dumpfes Geräusch und drehte mich um. Lazarus war direkt hinter mir. Ich starrte auf die merkwürdige Geschwulst an seiner Kehle. Oder war das sein Hals? Vielleicht sein Körper?
    „Da bist du ja!“ Cassandra eilte zu der Schlange und hob sie auf, dann legte sie sie in den Käfig und ließ das Schloss zuschnappen.
    „Hat er einen Tumor?“, fragte ich.
    „Was?“ Entsetzt beugte sie sich nach unten und sah ihn prüfend an.
    „Diese große Wucherung.“
    „Ich dachte, Sie wären Zoologin.“
    „Krypto.“
    „Trotzde m … haben Sie nie Reptilien studiert?“
    „So wenig wie möglich.“
    Sie stemmte die Hand in die Hüfte und legte den Kopf zur Seite. „Was fressen Schlangen?“
    „Nagetiere.“ Dann dämmerte es mir. „Also das ist es, was da in seiner Kehle steckt.
    „Ein weiterer Grund, warum ich ihn nachts freilasse. Er ist viel besser als jede Katze. Und bringt mir außerdem niemals ein Geschenk.“ Cassandra erschauderte.
    Ich hatte nie eine Katze oder ein anderes Haustier besessen. Unvorstellbar, dass meine Mutter einem Tier erlaubt hätte, über ihren schneeweißen Teppich zu laufen. Sie hatte es selbst mir nur selten erlaubt.
    Trotzdem wusste ich, dass Katzen gern Geschenke brachten. Oder vielleicht auch nur gern angaben. Ich konnte Cassandras Standpunkt verstehen, allerdings würde ich deshalb nicht so weit gehen, mich mit einer Python anzufreunden.
    Cassandra wandte sich von der Schlange ab. „Was führt Sie her?“
    Ich zögerte. Es war eine Sache, mitten in der Nacht mit dem Gedanken zu spielen, den Rat einer Voodoo-Priesterin einzuholen, doch es bei Tag tatsächlich in die Tat umzusetzen, war eine ganze andere.
    „Tee?“ Sie glitt durch den Perlenvorhang, ohne auf meine Antwort zu warten, die, wäre mir nicht bewusst gewesen, wie unhöflich das klingen würde, „igitt“

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