Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber
vermutlich wirbelten sie zusammen mit seinen im Trockner herum. Die Vorstellung, wie unsere Sachen warm und ineinander verschlungen herumtollten, ließ mich an andere warme Sachen denken, die ineinander verschlungen sein sollten.
Waswarbloßlosmitmir?WarichplötzlichbesessenvonSex,weilichschonsolangekeinenmehrgehabthatte,oderwarichbloßdeshalbdavonbesessen,weilichihnmitAdamgehabthatte?
„Hey“, sagte ich leise.
Er drehte sich um, und unsere Blicke trafen sich über den winzigen Raum hinweg. Er war in graue Jogginghosen und ein leuchtend gelbes T-Shirt geschlüpft, das den Bronzeton seiner Haut und das Blau seiner Augen perfekt zur Geltung brachte. Er war definitiv eine Nummer zu groß für mich.
„Hey“, erwiderte er. „Ich hol dir etwas, das du überziehen kannst, während der Trockner läuft.“
Ich erhob keine Einwände. Auf gar keinen Fall konnte ich mit nichts als einem Handtuch bekleidet im selben Raum wie Adam sein, ohne mir automatisch vorzustellen, wie er es mir vom Leib riss.
Aber was wäre daran eigentlich so schlimm? Was würden wir wohl die ganze Nacht lang tun? Schach spielen?
Ich folgte ihm den Flur hinunter und blieb dann in der Tür stehen, während er in einer Kommode herumwühlte. Das Schlafzimmer war genauso leer wie das Wohnzimme r – nichts als ein Doppelbett und eine Kommode, um Klamotten darin zu verstauen.
Ich ließ das Handtuch fallen. Das Rascheln des Frotteematerials, als es an meinen Beinen entlang nach unten glitt, und das dumpfe Geräusch, mit dem es auf dem Boden landete, waren kaum hörbar, trotzdem schoss sein Kopf nach oben wie der eines Rehs, das Gefahr wittert. Seine Augen wurden weit, und er ließ das T-Shirt in seiner Hand wieder in die Schublade fallen.
„Das Bett sieht sehr bequem aus“, bemerkte ich.
Adam durchquerte das Zimmer, dann blieb er direkt vor mir stehen und zog mir den Handtuchturban vom Kopf. Mein feuchtes, wild gelocktes Haar kam frei.
„Besser als der Boden“, wisperte er.
Draußen zuckte ein derart greller Blitz über den Himmel, dass ich seinen Widerschein noch sehen konnte, nachdem er längst erloschen war. Heftiger Donner ließ die Erde erbeben; die Fensterscheiben klirrten.
„Es wird eine lange Nacht werden, chérie .“
„Das hoffe ich.“
Er führte mich zum Bett, und wir verbrachten die lange Nacht zusammen.
Ich erwachte in jener Stunde, in der der Mond stirbt und die Sonne geboren wir d – zur dunkelsten Nachtzeit. Draußen hatte wild und entfesselt der Sturm getobt, und drinnen hatten wir unser Bestes gegeben, um die Natur zu imitieren. Ich war gleichzeitig erschöpft und beschwingt. Wund und lebendig.
Ich drehte den Kopf zur Seite. Adams Gesicht war so nah, dass sein Atem meine Wange liebkoste. Ich widerstand dem Bedürfnis, ihm das Haar zurückzustreichen und seine Stirn zu küssen.
Nur Sex , rief ich mir ins Gedächtnis. Ich hatte einen Job zu erledigen, ein Versprechen zu erfüllen, ein Leben zu leben. Eines, das kein einsiedlerisches Exmitglied irgendeiner Spezialeinheit mit zu vielen Geheimnissen beinhaltete.
Ich glaubte nicht, dass er mit bloßen Händen einen Menschen getötet hatte. Wie hätte er das tun und mich nachts dann so zärtlich berühren können? Natürlich schlummerte eine gewisse Gewaltbereitschaft in ihm, aber ganz bestimmt kein Wahnsinn. Zumindest noch nicht.
Ich runzelte die Stirn bei dem Gedanken, dann verlagerte ich meine Position, um aus dem Fenster zu schauen. Mein Herz setzte ein paar Takte lang aus. Ich wollte Adams Namen rufen, aber mir versagte die Stimme.
Ein Wolf starrte durch die Scheibe. Ein riesiger, schwarzer, wunderschöner Wolf. Eine Woge der Aufregung, fast schon des Entzückens, erfasste mich, weil ich nun endlich auf das gestoßen war, wonach ich gesucht hatte. Und dann sah ich die Augen des Tiers.
Wölfe haben braune Auge n – dunkelbraun, hellbraun, manchmal haselnussfarben. Sie haben niemals blaue Augäpfel.
Aber was mich wirklich fassungslos machte, war das Weiß, dass die Iriden umgab. Ich hätte schwören können, dass diese Augen menschlich ware n – und vertraut.
Es waren Adams Augen.
Keuchend setzte ich mich auf und versuchte zu atmen, was mir dann endlich auch gelang. Ich sah nach rechts. Der Wolf war verschwunden.
Ich nahm mich zusammen und schaute nach links. Adam schlief noch immer tief und fest.
Ich presste die Handfläche gegen meine Brust; mein Herz drohte, mir die Rippen zu sprengen.
Ein Traum, mehr nicht. Da war nicht wirklich ein Wolf mit
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