Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber
wogten.
„Da war kein Wolf, chérie .“
„Was ist mit dem Heulen im Sumpf? Den Todesfällen? Den Spuren?“
„Was soll damit sein?“
„Warum verleugnest du ununterbrochen sogar die Möglichkeit, dass da draußen ein Wol f – oder vielleicht auch zeh n – sein könnte?“
„Weil dort keiner ist.“
Ich seufzte frustriert und musste mich beherrschen, ihm keinen Tritt zu verpassen.
„Du willst, dass ich es dir beweise? Dann werde ich dich heute Nacht mitnehmen. Ich kenne diese Sümpfe wie meine Westentasche. Falls da irgendetwas wäre, das nicht hierher gehört, hätte ich es gesehen.“
Es sei denn, er verbarg etwas, und irgendwie hatte ich die unterschwellige Ahnung, dass dem so war. Vielleicht sollte ich besser keinen nächtlichen Ausflug mit ihm in den Sumpf unternehmen. Gut möglich, dass man ansonsten nie wieder von mir hören würde.
Nimm dich in Acht , hatte Simon gesagt. Wovor hatte er mich warnen wollen?
Vor dem loup-garou ? Vor meinen eigenen Gefühlen? Oder vor Adam?
Aber welche Alternative blieb mir schon? Wenn ich mein Versprechen einlösen wollte, brauchte ich Hilfe. Und die einzig verfügbare Hilfe stellte nun mal der Mann dar, durch den ich mich, seit meine Welt gestorben war, zum ersten Mal wieder lebendig fühlte.
Das Leben konnte wirklich ein boshaftes, hinterhältiges Miststück sein.
Ich blinzelte, als mir ein anderer Gedanke kam, einer, der mich so entsetzte, dass mir schwindlig wurde. Fluchend ließ ich mich aufs Bett sinken. „Ich bin einfach nicht gut bei so was.“
Sex erfordert Verantwortungsbewusstsein. Sprich Kondome. Mein zölibatärer Lebensstil hatte mich bislang vor Krankheiten bewahrt. Witwe und Idiotin, die ich war, hatte er mich außerdem auch vor der Antibabypille bewahrt.
Das Bett schaukelte, als Adam sich neben mich setzte. Ich spürte seine Hüfte an meiner, aber ansonsten berührte er mich nicht, und dafür war ich dankbar. Wann immer ich seine Haut fühlte, konnte ich keinen klaren Gedanken mehr fassen.
„Du bist ziemlich gut darin, wenn du mich fragst.“
„Was?“ Mein Verstand tat sich schwer, den Sinn seiner Worte zu verstehen.
„Du hast behauptet, du wärst nicht gut bei so was, aber das bist du.“
Mir entschlüpfte ein Lächeln, noch bevor ich es unterdrücken konnte. „Danke. Aber ich meinte die technischen Details.“ Auf seine verständnislose Miene hin erklärte ich: „Schutz. Wir haben kein Kondom benutzt.“
Ich beobachtete, wie Begreifen auf seine Züge trat, und wartete auf das Entsetzen, die Panik, die Fluchtgedanke n – aber Fehlanzeige.
„Du musst dir keine Sorgen machen.“
„Das denke ich schon.“
„Möchtest du mich fragen, ob ich mit vielen Frauen zusammen gewesen bin?“
Ich zuckte mit den Schultern. Mein lahmer Ersatz für: verdammt, ja!
„Früher hab ich gerammelt wie ein Karnickel, zumindest hat das mein Vater behauptet.“
„Wi e … schmeichelhaft.“
„Das fand er auch.“
Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um ihn nach seinem Vater zu fragen. Andererseits, was spielte es schon für eine Rolle, wie, wann oder warum Ruelle senior gestorben war?
„In Wahrheit habe ich nach Liebe gesucht. Wie heißt es noch mal in diesem Lied? An allen möglichen falschen Orten.“
Die Traurigkeit in seinem Gesicht weckte in mir den Wunsch, ihn zu berühren, doch ich wusste, wohin das führen würde.
„Diese Zeiten gehören der Vergangenheit an“, murmelte er. „Die Liebe ist nichts für mich.“
„Warum nicht?“
Adam sah mir prüfend ins Gesicht. „Du bist selbst nicht auf der Suche nach Liebe. Das wissen wir beide.“
Er hatte recht, deshalb senkte ich den Blick.
„Ich will dich. Ich sollte das nicht, aber ich scheine nicht dagegen anzukommen. Ich betrachte dieses rote Haar.“ Er griff nach einer Strähne und rieb sie zwischen den Fingern. „Rieche deine Haut, schaue in deine hübschen grünen Augen, und schon ist es um mich geschehen.“
Wegen meines Körpers begehrt zu werden, war eine ganz neue Erfahrung für mich, und irgendwie gefiel sie mir.
„Es hat keine Frau mehr gegeben, seit ich die Armee verlassen habe.“
„Keine einzige?“ Es fiel mir schwer, das zu glauben.
„Keine einzige“, bestätigte er. „Und bei der Armee haben sie uns regelmäßig auf alles Mögliche getestet. Ich war damals sauber, chérie , und ich bin es heute. In Ordnung?“
Er zwinkerte mir zu, und meine Wangen wurden heiß. Nie zuvor hatte ich eine solche Unterhaltung geführt, allerdings würde ich mich, wenn ich
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