Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber
wirklich vorhatte, den Rest meines Lebens allein zu verbringen und mir nur hin und wieder einen Liebhaber zu gönnen, wohl daran gewöhnen müssen.
„Es hat für mich nie einen anderen als Simon gegeben“, wisperte ich.
Die Worte vor dir blieben unausgesprochen in der Luft hängen.
Adam berührte wieder mein Haar. „Warum nicht?“
„Er hat mir alles bedeutet, und als er star b … “ Die Erinnerung erstickte mir die Stimme.
„Ist ein Teil von dir mit ihm gestorben“, vollendete er.
IchmachtemirnichtdieMühezuantworten.Konnteesnicht.
„Es ist nicht normal, allein zu sein.“
Ich räusperte mich. „Mir geht es gut.“
„Natürlich tut es das. Du wirst dich wieder verlieben.“
„Nein“, fauchte ich.
„Nein?“
„Ich will nie wieder fühlen, was ich fühlte, als er starb.“
„Also fühlst du lieber gar nichts?“
„Ich hatte meine Chance. Und die hieß Simon.“
„Du hältst es für ausgeschlossen, dass man im Leben zweimal lieben kann?“
Ich hob den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. „Ja.“
Adam erwiderte meinen Blick für einen Moment, wie um sich zu vergewissern, dass ich wirklich meinte, was ich sagte. Er musste erkannt haben, dass ich das tat, denn er nickte knapp, so als ob wir gerade ein Abkommen geschlossen hätten. Vermutlich hatten wir das auch.
„Du bist wie ein Wolf“, sagte er leise. „Die paaren sich auch fürs ganze Leben. Wenn einer stirbt, bleibt der andere für immer allein.“
„Woher weißt du so viel über Wölfe?“
„Das ist doch allgemein bekannt, oder etwa nicht?“
Ich starrte ihn an, plötzlich misstrauisch, ohne genau zu wissen, warum. Immerhin hatte er recht.
„Ist ja auch egal“, murmelte ich, als mir ein weiterer aufmunternder Gedanke kam. „Ich mache mir nicht nur wegen Geschlechtskrankheiten Sorgen.“
Das Letzte, was mir fehlte, war ein Baby. Ich konnte kaum für mich selbst sorgen. Ich sehnte mich auch nicht danach, Mutter zu werden. Vielleicht machte mich das zu einer Monstrosität der Natur, aber so empfand ich nun mal.
Ich war ein Einzelkind. Und ohne Brüder, Schwestern, Nichten oder Neffen hatte ich weder einen Grund noch ein Interesse gehabt, mich als Babysitter zu verdingen. Kinder machten mich einfach nervös.
Simon und ich waren zu dem Entschluss gelangt, dass wir einander vollkommen genügten. Wir hatten vorgehabt, die Welt zu bereisen, in Zelten zu schlafen, solange es ging, und uns dann irgendwann zur Ruhe zu setzen. Abgesehen davon würde ich, wenn ich schon kein Kind von Simon bekommen hatte, ganz bestimmt auch keins von einem anderen Mann bekommen.
„Ich kann nicht“, raunte Adam.
Um mich zu vergewissern, dass wir von derselben Sache sprachen, fragte ich: „Du kannst was nicht?“
„Kinder bekommen.“
„Sag bloß.“ Ich senkte den Blick zu seinem Schoß. „Dafür bist du auch nicht wirklich ausgerüstet.“
„Ich meinte, dass ich weder dich noch irgendeine andere schwängern kann.“
Ichwusstenicht,wasichsagensollte.Ichhätteihnfragenkönnen,wasbeiihmnichtstimmte,aberdaerkeineErklärunganbo t … sollteichdaswirklichtun?WielautetedieoffizielleBenimmregelfüreineSituationwiediese?IchhattekeinenSchimmer.
So als ob ihm das Thema zusetzen würde, stand Adam plötzlich auf und wandte sich von mir ab. Vielleicht war er beim Militär verwundet worde n – allerdings hatte ich keine Narben an ihm bemerkt, und ich hatte so ziemlich alles von ihm gesehen.
Möglicherweise hätte er sich, im Gegensatz zu mir, eines Tages Kinder gewünscht. Zu erfahren, dass er nie welche haben würde, musste ihn schmerzen und erklärte vielleicht zum Teil die Traurigkeit in seinen Augen.
Die Frage war nur: Glaubte ich ihm?
Ich musterte Adams angespannte Schultern. Die bessere Frage war vermutlich: Weshalb sollte er lügen?
Da mir keine Antwort einfallen wollte, ging ich zu ihm und schlang meine Arme um seine Taille. „Es ist nicht wichtig.“
„Nein?“
„Für uns ist das eine gute Sache.“
Er drehte sich in meinen Armen zu mir um und legte seine um mich. „Wenn du meinst.“
„Wir haben nu r … “
Adam legte den Kopf schräg. „Nur was?“
Eine Romanze klang zu langfristig und altmodisch, eine Affaire zu flapsig für die Intensität dessen, was wir miteinander geteilt hatten.
„Ich bin mir nicht ganz sicher“, erwiderte ich. „Aber was auch immer es ist, es geht dabei um Sex, nicht um Liebe, Kinder oder irgendetwas anderes als den Moment. Richtig?“
„Welcher Mann könnte da Nein sagen?“
Er
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