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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Es wäre mir lieber, nicht noch mehr zu produzieren. Das Betäubungsgewehr würde mein Opfer nur ein paar Stunden in Schlaf versetzen, nicht für immer.
    Ich war so nah dran, das nachzuweisen, was Simon stets gewusst hatte. Werwölfe existierten mitten unter uns. Wie ihnen das gelang, ohne entlarvt zu werden, war ein Mysterium. Eines, das ich unbedingt aufklären wollte.
    Ich konnte die Obsession meines Mannes inzwischen nachvollziehen. Meine Reue, ihn nicht unterstützt zu haben, solange er noch lebte, kehrte zurück, aber ich weigerte mich, meiner aufkeimenden Depression nachzugeben. Ich konnte meine mangelnde Voraussicht wiedergutmachen, indem ich die Richtigkeit seiner These bewies. Wenn ich den loup-garou aufspürte und ihn der Welt präsentierte, würde Simons Ruf wiederhergestellt sein. Niemand würde es dann noch wagen, seinen Namen auszusprechen und dabei zu lachen.
    Mir war nicht bewusst gewesen, in welche Richtung ich ging, bis ich plötzlich auf der Kuppe einer kleinen Anhöhe stand und Adams Hütte in der darunterliegenden, schmalen Senke entdeckte.
    „Ich schätze, die Karte ist mittlerweile überflüssig geworden“, murmelte ich.
    Ich würde nicht dort hineingehen. Ich würde nie wieder mit ihm sprechen. Und ich würde ihn definitiv nicht mehr nahe genug an mich heranlassen, dass er mich verführen konnte.
    Ich gab ein verächtliches Schnauben von mir. „Soll er’s ruhig versuchen.“
    Nie wieder würde ich mit einem Mann ins Bett gehen, der mich noch nicht mal als würdig erachtete, die gleiche Luft wie sein Sohn zu atmen.
    „Arschloch.“
    Na also. Jetzt fühlte ich mich schon besser.
    Aber warum ging ich dann nicht einfach weg? Ich stand auf der Anhöhe und starrte zu seiner Hütte hinunter, beobachtete, wie sich hinter dem Fenster ein Schemen bewegte. Dachte an das, was wir dort getan hatten.
    Und im Vorgarten. Ganz zu schweigen von diversen anderen Plätzen.
    Mein Seufzer klang entsetzlich pathetisch. Ich straffte die Schultern und zwang mich umzukehren.
    Es war ja nicht so, als ob ich ihn geliebt hätte. Ich hatte ihn gewollt. Ich hatte ihn bekommen. Jetzt war es vorbei.
    Warum fühlte ich mich dann, als hätte ich meinen besten Freund zu Grabe getragen?
    Weil du exakt das getan hast. Weil du ja mit einem völlig Fremden herumvögeln musstest.
    „Wie nett“, flüsterte ich. „Mit einem Gewissen wie dem, wer braucht da noch Feinde?“
    Trotzdem hatte mein Gewissen recht. Ich hatte mich von kräftigen Armen, einem straffen Waschbrettbauch und einem prächtigen Schwanz ablenken lassen.
    Während ich dieses Selbstgespräch führte, war ich weitergelaufen und den Hügel wieder hinabgestiegen. Sich im Sumpf zu orientieren war knifflig; ein bestimmter Bereich konnte je nach Tageszeit, Sonnenstand und Länge der Schatten so wie immer oder völlig anders aussehen.
    Fast wäre ich in einen Nebenfluss geschlittert, der selbst ohne die in seiner Mitte dahindümpelnden Alligatoren viel zu breit gewesen wäre, um ihn ohne Sumpfboot zu überqueren. Eines der Reptilien trieb auf mich zu, dann schwänzelte es ans Ufer. Ich tastete meine Hosentasche ab und stellte erleichtert fest, dass das Gris-Gris noch immer da war.
    Ich holte das Säckchen heraus und knetete es, um Mut und Magie bittend, in der Hand. Mein Herzschlag normalisierte sich, als der Alligator eine Kehrtwende machte und geräuschlos zurück ins Wasser glitt. Das war wirklich mehr als seltsam.
    Ich folgte meiner eigenen Fährte zurück zu einem vertrauteren Pfad, dann betrachtete ich den Himmel und verdoppelte mein Lauftempo. Sie Sonne ging rasant schnell unter.
    Ich hörte ein Rascheln, dann die Geräusche einer Verfolgun g – etwas, das mehr als nur zwei Beine hatte.
    Ich würde nicht über meine Schulter schauen. Wie oft hatten die idiotischen Horrorfilm-Heldinnen schon versucht, einen Blick auf das zu erhaschen, was sie jagte? Woraufhin sie über ihre eigenen Füße stolperten, in die Knie brachen und der Zuschauer mit wütendem Geknurre, panischen Schreien und spritzendem Blut belohnt wurde. Die Aussage war klar: Sie war zu blöd, um zu überleben, deshalb ist sie jetzt tot.
    Aber ich nicht. Ich hörte das Tapsen mehrerer Pfoten und rannte los. Ich hatte gedacht, in Rufweite zum Herrenhaus zu sei n – nicht, dass da jemand gewesen wäre, nach dem ich hätte rufen könne n – , aber ich irrte

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