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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Tempel?“ Sie knipste das Licht an. „Abgesehen davon fürchten sich die meisten Leute schon genug davor, mit mir hierherzukommen. Ganz bestimmt würden sie es nicht ohne mich wagen.“
    „Na toll“, erwiderte ich und folgte ihr nach drinnen.
    Direkt hinter der Tür blieb ich stehen. Der Raum war so vollgestopft, dass ich nicht wusste, wohin ich zuerst gucken sollte. Cassandra verfrachtete Lazarus in eine Pappschachtel neben einem flachen Stein, der mit Kerzen und kleineren, bunteren flachen Steinen bedeckt war. Sie machte sich daran, die Dochte anzuzünden, während ich mich weiter umsah.
    Um den Stein herum waren Blumen, Kiesel, winzige Fähnchen und Amulette angeordnet. Die Wände waren mit farbenprächtigen Symbolen geschmückt: ein Kreuz, ein Herz, eine Schlange und irgendeine Art von Kiste.
    Lang und schmal.
    „Soll das etwa ein Sarg sein?“, fragte ich.
    „Mmhm“, bejahte Cassandra. „Diese Zeichnungen sind Veves . Sie fungieren als Magneten, um die Loas auf die Erde zu bringen. Der Sarg ist das Symbol von Baron Samedi. Er steht für den Samstag, den Tag des Todes.“
    „Und ich hätte angenommen, dass man den lieber meiden würde, anstatt ihn in seine Nähe zu locken.“
    „Das Thema hatten wir doch schon.“ Sie bedachte mich mit einem Blick, der mich an meine Lehrerin in der dritten Klasse erinnert e – extreme Ungeduld bei einer sehr geduldigen Frau. „Der Tod ist machtvoll, und er bedeutet nicht unbedingt etwas Schlechtes.“
    „Warum setzt dann jeder so hartnäckig alles daran, ihm zu entfliehen?“
    „Es liegt in der Natur des Menschen zu fürchten, was wir nicht begreifen. Ich versuche, den Tod als einen Anfang zu sehen.“
    „Wovon?“
    „Wer weiß?“ Sie zündete die letzte Kerze an, dann gesellte sie sich zu mir. „Von einer neuen Ebene, einer anderen Welt, einem Abenteuer.“
    Vielleicht hatte sie recht, aber trotzdem wollte ich lieber so lang wie möglich warten, bevor ich es herausfand.
    „Das Kreuz steht für Legba“, fuhr sie fort. „Er ist der Gott der Sonne und der Weg aller spirituellen Kommunikation.“
    Ich verstand, warum das nützlich sein konnte.
    „Das Herz ist Erzulie.“ Cassandras Blick traf meinen. „Die Göttin des Mondes.“
    Ein warmer Wind schien über meine Haut zu streichen. Hätten die Kerzen nicht geflackert, wäre ich überzeugt gewesen, es mir nur eingebildet zu haben.
    „Sie mag dich“, flüsterte Cassandra.
    „Wird das helfen?“
    „Es kann zumindest nicht schaden.“
    „Was ist mit der Schlange?“
    Ich betrachtete die Python an der Wand, deren hellgrüne Augen zu funkeln schienen.
    „Damballah.“
    Der Schlangengott. Schutzgeist. Heiliger. Was auch immer. Ich hätte es wissen müssen.
    „Und was jetzt?“
    „Das Ritual wird die Loas auf die Erde holen; anschließend werden wir sie um ihren Rat bitten.“
    „Wie genau gelangen sie auf die Erde?“
    Ihr Blick glitt zur Seite. „Sie fahren in ein anderes lebendes Wesen.“
    Für eine Sekunde weigerte sich mein Gehirn, die Information zu akzeptieren, die meine Ohren gehört hatten. Aber nur für eine Sekunde.
    „Sie ergreifen Besitz von einem? Bist du verrückt geworden? So was ist gefährlich!“
    „Und das ist genau der Grund, warum ich das Ritual nicht auf die leichte Schulter nehme. Und es ist auch der Grund, warum die Leute Angst davor haben herzukommen. So etwas spricht sich nämlich rum.“
    „Falls du wirklich glaubst, dass ich zulasse, von irgendeinem Schlangengott bewohnt zu werden, musst du wirklich übergeschnappt sein.“
    „Ich bezweifle, dass Damballah an dir interessiert sein würde. Ich dachte da eher a n … “
    SiefuhrmitdemFingerüberdasHerzundverwischtedabeidieFarbe,mitderdasSymbolaufdieWandgemaltwordenwar.
    „ Déesse de la lune “, sagte sie.
    Wieder flackerten die Kerzen in einem nicht existenten Luftzug. Während ich in ihre tanzenden Flammen starrte, murmelte ich: „Damit klappt’s bestimmt.“

32
    Ich riss den Blick von den Kerzen los. „Du hast so was doch schon mal gemacht, oder?“
    „Ja, hin und wieder.“
    „Hat irgendwer anschließend den Rest seines Lebens damit verbracht, vor sich hin zu stammeln und z u sabbern? Irgendwelche früheren Kunden von dir, die jetzt in einer Nervenheilanstalt sitzen und das hier machen?“ Ich legte den Zeigefinger an die Unterlippe und ließ sie vor- und zurückschnappen, um dieses bescheuerte Geräusch aus der Kindheit zu erzeugen.
    „Bisher nicht.“
    „Na dann.“
    „Ich behaupte nicht, dass es nicht

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