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Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber - Handeland, L: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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gefährlich wäre, und vielleicht sollten wir es auch wirklich besser sein lassen.“
    Ich dachte über ihre Worte nach, entschied dann aber, die Wahrheit wissen zu wollen. Ich hatte es so satt, verwirrt zu sein.
    „Falls die Loas wirklich kommen, möchte ich sie mehr fragen als nur, ob ich unter dem Einfluss eines Liebeszaubers stehe. Ich will wissen, ob da draußen ein loup-garou herumstreift, und falls ja, wo ich ihn finden kann.“
    Sie lächelte. „Es ist nicht so, als würde man ihnen wirklich Fragen stellen.“
    „Wie ist es dann?“
    „Du wirst sie sei n – oder sie wird du sein. Als eine Person.“
    Meine Haut fing an, leise zu prickeln, wurde ein wenig kühl, und ich erschauderte. „Was, wen n … “
    „Wenn was?“
    „Was, wenn sie anschließend nicht mehr gehen will und ich für den Rest meines Lebens irgendwelche Stimmen im Kopf höre?“
    Mir kam für einen Moment der Gedanke, ob es wohl das war, was mit schizophrenen Menschen passiert war, aber dann verwarf ich ihn wieder. Unmöglich konnte jede Person, die Stimmen hörte, zuvor in den Genuss eines Voodoo- Loa -Rituals gekommen sein. Zumindest konnte ich mir das nicht vorstellen.
    „Entspann dich, Diana. Erzulie ist eine Göttin. So sehr wir unsere Zeit auf der Erde auch genießen und darum kämpfen, sie nicht verlassen zu müssen, findet sie diesen Ort schlichtweg zum Kotzen.“
    Was irgendwie verständlich war.
    „Bist du bereit?“
    Ich holte tief Luft. War ich es?
    „Ja.“
    Cassandra kniete sich neben den flachen Stein, der Ähnlichkeit mit einem Altar hatte, dann griff sie nach der Schale und begann, die Ingredienzien mit einem Stößel zu vermischen.
    „Was soll ich jetzt tun?“, fragte ich.
    „Setz dich hin. Entspann dich. Öffne deinen Geist.“
    Das sagte sie so leicht. Mein Geist war die meiste Zeit meines Lebens verschlossen gewese n – vor allem gegenüber Kram wie diesem. Dennoch setzte ich mich auf den Boden und fuhr fort, tief ein- und auszuatmen. Falls ich hyperventilierte, würde ich vermutlich die Loas vertreiben.
    Cassandra verteilte ihr Gemisch auf dem Altar, anschließend strich sie mir ein wenig davon auf die Stirn. Ich zuckte zusammen, aber sie ließ sich nicht beirren, sondern begann, in einer fremden Sprache zu singen. Zum Glück war das Zeug pinkfarben und duftete nach Blumen. Wäre es Blut gewesen, hätte ich Reißaus genommen.
    Sie griff nach einer Rassel, die von Knochen eingefasst zu sein schie n – ich wollte gar nicht wissen, wesse n – , und schüttelte sie. Lazarus zischte, und sie hob ihn auf, als wir an seiner Kiste vorbeikamen.
    Vor den Veves blieb sie stehen, dann berührte sie das Herz mit der Rassel. „Ich bitte dich, Legba, öffne den Geistern die Tür.“
    Der Wind kam zurück, wirbelte durch den geschlossenen Raum, berührte die Kerzen und fuhr mir durch die Haare. Irgendetwas drängte gegen meine Stirn. Etwas, das ich nicht sehen konnte. Ich schloss die Augen.
    Hinter dem Schwarz schimmerte ein leichter Silberglanz, so wie ein Vollmond, der auf einen stillen See herabscheint. Ich konnte tatsächlich das leise Kräuseln des Wassers hören, es sogar riechen; fast glaubte ich, seine sanfte Kühle an meiner Haut zu spüren.
    Lass mich die Wahrheit erkennen , dachte ich und schlug die Augen auf.
    Die Kerzen erloschen. Jede einzelne von ihnen.
    Öffne deinen Geist.
    „Cassandra?“
    „Ich bin hier.“
    „Hast du etwas gesagt?“
    „Ich sagte: ‚Ich bin hier.‘“
    „Nein, davor.“
    „Das war nicht ich. Du hast Erzulie gehört. Konzentriere dich auf das, was sie sagt. Warte kurz; ich zünde die Kerzen wieder an.“
    Ich hatte keine Ahnung, wie ich meinen Geist öffnen sollte. Ich war kein besonders medial veranlagter Typ.
    Ein kühler Finger berührte meine Stirn. Offen .
    Ich schloss erneut die Augen und stellte mir eine Tür vor. Ich streckte die Hand aus, drehte den Knauf und drückte sie auf. Auf der anderen Seite stand eine Frau.
    Sie war groß, üppig, mit mahagonifarbener Haut und der besten Afro-Frisur, die ich je gesehen hatte. Ich erwartete, dass ihre Augen ebenfalls dunkel sein würden. Stattdessen funkelten sie silbern. Ihr Körper war in ein loses weißes Gewand gehüllt, das, genau wie ihre Sandalen, unglaublich bequem wirkte.
    Sie winkte mich zu sich, und ich trat in den mitternächtlichen Garten. „Wo bin ich?“
    „Physisch gesehen noch immer im Tempel, doch dein Bewusstsein hat sich mit meinem vereinigt.“
    Ihre sanfte, ruhige Stimme war genauso bezaubernd wie sie

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