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Wolfsfieber

Wolfsfieber

Titel: Wolfsfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Adelmann
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Timing waren. Welcher Mensch würde schon die
    Verwandlungen und die dazugehörigen Schmerzen für sei-
    ne Zwecke nutzen? Nur ein Monster konnte so etwas voll-
    bringen. Aber es gab noch etwas an meinem Plan, das ich
    noch mehr hasste als die Tatsache, dass er mich zu einem
    Ungeheuer machte. Ich war keine Frau, die vor ihren Prob-
    lemen davonlief. Ich stellte mich sonst immer meiner Angst.
    Das hatte ich schon immer getan. Ich hatte mich Farkas ge-
    stellt, obwohl ich fast ohnmächtig wurde vor Grauen. Ich
    hatte mich Istvan und seinen besonderen Lebensumständen
    gestellt, weil ich nur so bekommen konnte, was ich wollte,
    wonach ich mich sehnte. Aber jetzt würde ich gegen meine
    eigene Natur handeln. Ich würde wie ein Tier vor der Ent-
    scheidung stehen: Kampf oder Flucht. Ich hatte keinen aus-
    geprägten Fluchtinstinkt. Im Gegensatz zu meinem Kampf-
    geist war er eher unterentwickelt. Und dennoch war ich drauf
    und dran, mich von diesem Instinkt beherrschen zu lassen.
    Der Gedanke war schwer zu ertragen. Nicht so schwer aller-
    dings wie der Gedanke daran, vielleicht von Istvan getrennt
    zu werden. Aber darüber durfte ich in diesem Moment nicht
    nachdenken, sonst würde ich vollkommen den Verstand ver-
    lieren. Als ich meine Taschen in den Wagen stellte, regnete
    es bereits. Noch war es nur ein Nieselregen, aber die dun-
    kle Wolkendecke kündigte noch mehr Regen an. Jetzt, hinter
    dem Steuer, kam wieder diese Ruhe über mich, die nur dann
    auftauchte, wenn ich mir meiner Sache ganz und gar nicht
    sicher, aber die Entscheidung dazu schon gefallen war, un-
    abwendbar. Ich wusste jedoch, dass ein einziger Blick in sein
    Gesicht, ja, schon die bloße Anwesenheit von Istvan genü-
    gen würde, und meine Ruhe in unbezähmbaren Aufruhr zu
    verwandeln. Aber noch zitterte ich nicht, noch waren meine
    Bewegungen entschlossen, noch konnte ich mich selbst täu-
    schen. Womöglich sogar genug, um ihn ebenso zu täuschen,
    was meine Willensstärke anging.
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    Es war jetzt fünf Uhr. Um diese Zeit tauchte er immer
    auf. Aber nicht heute. Heute würde er später kommen, aber
    nicht er selbst würde um mein Haus schleichen, sondern er
    würde als Wolf kommen, um nach mir zu sehen. Doch heute
    würde es auch dazu nicht kommen. Ich kannte Istvan jetzt
    gut genug, um sein Verhalten vorausahnen zu können. Ich
    wusste, dass er zu Hause auf die Verwandlung warten würde
    und dann so schnell wie möglich über den Waldweg zu mir
    gelaufen käme. Wenn ich meinen Plan wirklich in die Tat
    umsetzen wollte, was mir in der Seele wehtat, dann musste
    ich es vor der Verwandlung zu seinem Haus schaffen. Ich
    musste alles sagen und versuchen, noch ehe die Verwand-
    lung einsetzte. Und ging mein Plan A daneben, dann würde
    ich für Plan B die Verwandlung für mich nutzen. Das Timing
    und meine Überzeugungskraft waren jetzt von entscheiden-
    der Bedeutung. Noch immer war ich nicht nervös, nicht auf-
    geregt genug. Da war nur diese trügerische Ruhe, die mich
    seltsamerweise mehr beunruhigte als die Panik, mit der ich
    gerechnet hatte.
    Ich drehte den Schlüssel und startete den Motor. Wäh-
    rend hinter mir die Sonne anfing unterzugehen, was man
    kaum wahrnehmen konnte durch diese dicke Wolkendecke,
    fuhr ich langsam meinem Ziel entgegen. Ich parkte direkt
    vor seinem Haus, was ich sonst nie tat. Er würde sofort das
    Geräusch meines Motors erkennen. Ich musste nur darauf
    warten, ob er rauskommen würde, oder ob ich zu ihm hinge-
    hen müsste. Ich war mir nicht sicher, was mir lieber war. Bei-
    des würde zum selben ersten, abscheulichen Schritt meines
    Vorhabens gehören. Ich stellte den Motor ab und starrte auf
    die efeuberankte Steinmauer, die mir jetzt wie eine unüber-
    windlich hohe Burgmauer vorkam. Ich hörte in mich hinein
    und atmete dabei mit geschlossenen Augen aus. Mein Puls
    war noch immer ruhig, konstant, trotz allem. Dann bemerk-
    te ich, dass jemand im Wohnzimmer Licht anmachte. Puls?
    Noch immer im normalen Bereich. Nach ein paar weiteren
    Minuten, die mir endlos vorkamen, bemerkte ich, dass je-
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    mand dabei war, die Tür zu öffnen. Puls? Etwas erhöht, in
    Bereitschaft. Dann sah ich seinen gebeugten Körper durch
    den Garten gehen, auf mich zu, in meine Richtung. Puls?
    Erhöht, bereits im roten Bereich. Er ließ sich Zeit, so als
    wüsste er, was ihn erwartete, wenn er mich erreichte. Der
    Moment, als er durch das Gartentor kam und ich zum ersten
    Mal in sein Gesicht sehen musste, war schmerzhaft und

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