Wolfsflüstern (German Edition)
eins, trotzdem gibt es noch immer beide. Der Wolfs-Eisenhut könnte den Nahual ausschließlich in Wolfsgestalt abwehren oder auch gar nicht. Wahlweise könnte die Magie der Kreatur stärker sein als die des Amuletts.«
»Zauberer sind eine echte Pest«, brummte Matt.
»Das sollte ich mir als Autoaufkleber drucken lassen.« Mandenauer stieg aus. Er hängte sich verschiedene Gewehre und Patronengurte um die mageren Schultern, dann schob er mehrere Pistolen in seinen Gürtel.
»Soll ich Ihnen helfen?«, erbot sich Matt.
Der alte Mann hielt kurz inne, dann überließ er ihm eine der Pistolen und schlurfte los. Matt schnaubte verdutzt, ehe er ihm kopfschüttelnd folgte.
Matt behielt jeden Busch, jeden Baum, jede Felsspalte wachsam im Auge. Sollte Gina mit gefletschten Reißzähnen hervorspringen, würde Mandenauer kurzen Prozess mit ihr machen. Er musste darauf gefasst sein …
Worauf? Sich in die Flugbahn einer Silberkugel zu werfen?
Kurz gesagt, ja. Er würde nicht zulassen, dass Gina starb, solange auch nur die geringste Chance bestand, sie wieder in ihren früheren Zustand zurückzuverwandeln. Wenn das bedeutete, dass er sterben oder schlimmstenfalls sogar wie sie werden müsste, würde er es tun. Matt war ebenso in der Lage, ein Opfer zu bringen, wie jeder Durchschnittsazteke.
Der Baum des Lebens schob sich Zentimeter für Zentimeter weiter über den Horizont empor. Matt warf Mandenauer einen verstohlenen Blick zu, doch der Alte schien trotz der Last seiner Waffen und Munition gut zurechtzukommen. Müsste Matt bestimmen, wer von ihnen schwerer atmete, wäre das eindeutig er selbst. Wenn Edward nicht aufpasste, würde eines Tages jemand eine Silberkugel auf ihn abgeben, nur um zu sehen, ob er sterblich war.
Matt wartete darauf, dass Mandenauer im Gegenzug ihm alles erzählte, was er wusste, doch das tat er nicht. Schließlich hielt Matt es nicht länger aus. »Haben Sie eine Möglichkeit gefunden, wie man den Nahual eliminieren kann?«
»Nein.«
»Aber …« Matt blieb stehen, als nackte kalte Angst ihn erfasste. »Es muss einen Weg geben, um diese Bestie ein für allemal unschädlich zu machen.«
»Falls das zuträfe …«, da Mandenauer nicht stoppte, schloss Matt hastig zu ihm auf, damit ihm kein Wort entging, »… warum sollten die Ute ihn dann in diese Grabkammer gesperrt haben?«
»Wie sieht Ihr Plan aus?«
Mandenauer antwortete nicht, und die kalte nackte Angst verstärkte sich.
»Ich lasse nicht zu, dass Sie ihr etwas zuleide tun«, erklärte Matt leise.
»Es könnte zu einer Entscheidung zwischen ihr und Ihnen kommen.«
»Dann wähle ich sie.«
Mandenauer guckte ihn über seine Nase hinweg an. »Sie treffen diese Wahl nicht.«
»Gina kann geheilt werden«, insistierte Matt. »Das haben Sie selbst gesagt.«
Der alte Mann wandte den Blick wieder nach vorn. »Manchmal werden die, die wir heilen, verrückt. Bisweilen frage ich mich, ob es nicht besser wäre, sie einfach von ihrem Elend zu erlösen, genau wie die tollwütigen Tiere, als die ich sie Augenzeugen gegenüber immer verkaufe.«
»Nein«, sagte Matt. »Schlichtweg … nein.«
Edward zuckte die Schultern, was nicht zwingend ein Zugeständnis war, für ihn aber wohl das Ende der Fahnenstange.
»Wenn der Nahual nicht vernichtet werden kann, was haben Sie dann vor?«
»Wie ich Ihnen am Telefon bereits sagte, werden wir die Kreatur einfach wieder einsperren.«
»Und wie ich Ihnen bereits sagte, ist jeder, der damals dabei war, längst tot, und leider hat sich niemand die Mühe gemacht, eine Gebrauchsanweisung zu hinterlassen. Wir sind aufgeschmissen.«
»Nicht mehr. Ich habe mit dem Mann gesprochen, der ihn gefangen genommen hat.«
»Sind Sie high?«, fragte Matt. »Der Kerl ist nur noch Staub.«
»Genau wie es der Nahual war.«
Matt kniff die Augen zusammen. »Was haben Sie getan?«
»Einen Toten zum Leben erweckt.«
Matt lachte. Mandenauer nicht.
»Aber … wie das?«
»Voodoo kann sich in meinem Beruf als durchaus nützlich erweisen.«
»Sie praktizieren Voodoo?«
»Mein Junge, ich würde einen Hoochie-Coochie auf dem Empire State Building tanzen, wenn ich mir davon einen Vorteil verspreche.«
»Wo zur Hölle haben Sie Voodoo gelernt?«
»Ich habe eine Priesterin unter meinen Leuten.«
Matt bezähmte den Drang, erneut zu lachen.
»Na schön«, kapitulierte er. Er hätte wirklich gern mehr erfahren, aber … Matt spähte nach vorn. Ihr Ziel war nur noch ein paar hundert Meter entfernt. »Was hat der Schamane Ihnen
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