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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Boden gleiten. Ich versuchte, die Augen abzuwenden, aber das eintätowierte Pentagramm, das schwarz im Lampenschein glänzte, fesselte meine Aufmerksamkeit.
    DavonabgesehenwarseineBrustglattundnarbenfrei.IchwundertemichfüreinenkurzenMoment,warumdieTätowierungnichtjedesMalverheilte,wennersichverwandelte.Aberdannverwandelteersich,undichkonnteannichtsanderesmehrdenken.
    Ich hatte schon hundert, vielleicht sogar tausend Menschen zu Wölfen werden sehen, aber noch nie einen, der so schnell war wie Hector.
    Nur die sehr alten oder die sehr mächtigen konnten sich auf diese Weise verwandeln, zumindest hatte ich das gehört. Wollt ihr raten, was von beidem Hector war?
    Er veränderte sich so schnell, dass mein Gehirn Mühe hatte, mit meinen Augen mitzukommen. In einem Moment hatte er noch Nase und Mund, im nächsten bildeten sie eine Schnauze. Weißes Fell spross aus seinen Poren; Hände und Füße wurden zu Pfoten; ein Schwanz wuchs aus seinem Hinterteil. Ich blinzelte, und er war auf allen vieren. Eine Sekunde später ließ er ein Heulen hören, das von den Wänden widerhallte und meine Ohren zum Klingeln brachte.
    Er schwang den Kopf in meine Richtung und hechelte wie ein Hund. Zu dumm nur, dass seine Zähne ganz Werwolf waren.
    Ich zerrte wieder an den Stricken, aber das machte ich schon, seit Hector mich ans Bett gefesselt hatte. Er wusste, was er tat. Ich würde ihm nicht entkommen.
    Die Matratze sank ein, als er darauf sprang. Der animalische Geruch nach wildem Tier driftete über mich hinweg. Sein Fell berührte meinen Arm. Ich unterdrückte meinen Würgreiz. Ganz bestimmt wollte ich nicht in meinem eigenen Erbrochenen liegen. Andererseits, was spielte das noch für eine Rolle, wenn er mich erst mal gebissen hätte?
    Der weiße Wolf hockte mit gegrätschten Beinen über mir. Seine rechten Pfoten auf meiner linken Seite, seine linken Pfoten auf meiner rechten. Er schien unsicher zu sein, wo er mich beißen sollte. Seine Schnauze schnüffelte an meinen Beinen, meinen Armen, meinem Schritt.
    „He!“
    Er hob den Kopf. Seine Zunge hing ihm aus dem Maul, und Geifer tropfte auf meine Brust.
    „Jetzt mach endlich“, murmelte ich.
    Er jaulte auf und schnupperte an meiner Brust. Ich erschauderte vor Ekel.
    Ein Knurren vibrierte durch den Raum. Hector erstarrte. Genau wie ich. Gemeinsam drehten wir die Köpfe.
    Im Eingang stand Damien. Besser gesagt, ein brauner Wolf.
    Hector fletschte die Zähne. Ich erwartete, dass er vom Bett springen und Damien in den Wald jagen würde. Irgendwie musste ich freikommen. Irgendwie musste Damien einen Kampf auf Leben und Tod gegen einen extrem mächtigen Gestaltwandler gewinnen. Wie sollte er das schaffen?
    Ich war so sehr auf dieses Problem konzentriert, dass ich es nicht kommen sah. Als Hector die Zähne im fleischigen Teil meines Oberarms vergrub, kreischte ich auf.
    Zur Hölle, ich hätte auch gekreischt, wenn ich vorgewarnt gewesen wäre. Gebissen zu werden, tut weh!
    Ohne einen einzigen Blick zurück, sprang Hector vom Bett. Damien wappnete sich für seinen Angriff. Ich wollte ihm zuschreien: „Nein, rette dich selbst! Ich bin schon tot!“, aber mein Mund war zu trocken, um die Worte zu artikulieren, meine Kehle zu zugeschnürt, um einen Laut zu formen.
    Aber anstatt sich auf Damien zu stürzen und ihn mit Klauen und Zähnen zu attackieren, verwandelte Hector sich in eine Krähe und flog zur Tür hinaus.
    Für einen Moment glaubte ich, eine Halluzination zu haben. Ich schloss die Augen, öffnete sie wieder. Damien saß auf den Hinterläufen und suchte mit zurückgelegtem Kopf die Decke nach Hector ab.
    Aber vergebens. Der Vogel, der Wolf, der Mann war verschwunden.
    Ich hatte etwas Derartiges noch nie gesehe n – außer in einem Vampirfilm. Rums , ist er eine Fledermaus. In diesem Fal l – pardauz , ist er eine Krähe.
    Ich hatte in dieser Stadt erst eine einzige Krähe gesehen. Auf Jessies Fenstersims. Kein Wunder, dass Hector alles wusste, was wir getan hatten. Kein Wunder, dass es uns nicht gelungen war, ihn oder den weißen Wolf zu finden.
    Dies würde noch viel, viel schwieriger werden, als ich gedacht hatte, und eigentlich hatte ich es bereits für fast unmöglich gehalten.
    Ich warf einen Blick auf meinen Arm. Er sah nicht gut aus. Ein Stück Haut hing lose herunter, und Blut durchtränkte die Bettlaken. Es brannte wie der Teufel.
    Wie viel Zeit hatte ich, bevor mir ein Fell wachsen würde? Weniger als vierundzwanzig Stunden. Ich musste Jessie und Will finden, und zwar

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