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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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vorzugsweise, bevor wen oder was auch immer Hector losgeschickt hatte, um sie zu töten, erfolgreich war. Ich würde ihnen alles erzählen, was ich wusste, und mir dann buchstäblich die Kugel geben.
    Ich drehte den Kopf und rief Damien mit einem Pfiff zu mir. Er kam herübergetrottet.
    „Kannst du mich losmachen?“, fragte ich.
    Er leckte mich vom Kinn bis zur Stirn ab.
    „Du liebst mich. Ich weiß. Danke.“
    Wenn ich einen Hund hätte haben wollen, hätte ich mir einen zugelegt. Den Mann, mit dem ich schlief, vor Erregung keuchen zu hören, war eine Sache. Den Mann, mit dem ich schlief, Werwolfgeifer über mich sabbern zu lassen, war eine andere.
    Ich hörte seine Knochen schon knacken, bevor ich sah, wie er sich verwandelte. Er war dabei schneller als viele Gestaltwandler, die ich gesehen hatte, wenngleich nicht so schnell wie Hector. Natürlich war Damien schon seit über fünfzig Jahren ein Werwolf. Übung macht nun mal den Meister.
    Ein paar Minuten später kauerte er neben dem Bett. Sein Blick wanderte sofort zu meinem Arm. „Oh Leigh, ic h – “
    „Spar dir die Mühe“, giftete ich ihn an. „Bind mich los. Wir müssen Jessie und Will finden.“
    Eines musste ich Damien zugutehalten: Er tat, was man ihm sagte. Nachdem er mich befreit hatte, schnappte er sich ein paar von Hectors Klamotte n – die ihm zwar zu groß waren, aber ein nackter Mann hat nicht wirklich eine Wah l – und half mir vom Bett.
    Er versuchte, meine Wunde zu versorgen, aber ich stieß seine Hände weg. „Kümmere dich nicht darum.“
    Ich zog den Überzug von einem Kissen und band mir das Ding um den Arm. Das war nicht einfach mit nur einer Hand. Als Damien diesmal helfen wollte, ließ ich ihn.
    „Du solltest das säubern und nähen lassen“, sagte er, während er den Verband befestigte.
    „Es macht keinen Unterschied.“
    Unsere Blicke trafen sich. „Nein“, murmelte er. „Es macht keinen Unterschied. Nicht für mich.“
    Ich ignorierte die Bemerkung. Für so etwas hatte ich jetzt keine Zeit. Und auch nicht für etwas anderes.
    „Wir brauchen ein Telefon.“
    Ich stand auf und schwankte. Vor meinen Augen sah ich eine ganz andere Szeneri e – Erde, Bäume, blauer Himmel. Ich roch den Boden, hörte das Rascheln der Blätter. Fühlte die heiße Sonne auf meinem Fell.
    Fell? Igitt!
    Plötzlich war ich wieder in dem verlassenen Stollen. Ich berührte meinen Arm, mein Gesicht. Haut. Puh!
    „Wow, was war das?“, murmelte ich.
    „Ein Flashback?“
    „Ich habe noch nie zuvor so gut riechen oder so deutlich hören können. Aber ich kann mich auch nicht erinnern, je ein Fell gehabt zu haben.“
    „Ein Flashback“, bestätigte Damien. „Geteiltes Bewusstsein. Das tritt ein, sobald man gebissen wurde. Es wird schlimmer und schlimmer, bis man sich zum ersten Mal verwandelt.“
    Na, klang das nicht großartig?
    Damien hob mich auf die Arme und steuerte auf die Tür zu.
    „Lass mich runter.“
    „Hm-m.“
    „Ich kann selbst laufen. Bald sogar schon auf allen vieren.“
    Warum ich Witze darüber machte, wusste ich nicht. Ein Verteidigungsmechanismus, schätzte ich. Wenn ich nicht lachte oder es wenigstens versuchte, würde ich weinen. Vielleicht auch noch kreischen, brüllen und ein bisschen gegen die Wand schlagen. Ich hatte jetzt keine Zeit für irgendwas davon.
    „Ich weiß, wie der Verlauf ist. Du wirst weiterhin Flashbacks haben, die zunehmend stärker werden.“
    Er redete, während er Hectors geheime Kammer verließ, die Steigung hinauf-, an den Knochen vorbei- und auf den Eingang zuging.
    „Du wirst dich schwindlig, schwach, fiebrig fühlen, und dan n – “
    „Werde ich pelzig werden. Ich weiß.“
    „Was du nicht weißt, ist, dass es umso schneller geht, je mehr du herumläufst. Je kleiner du bist, desto schneller passiert es. Damals, nach meiner erste n … Verwandlung“, er duckte sich durch die Öffnung und schlüpfte hinaus in die Nacht, „mochte ich es, jenen zuzusehen, die ich gebissen hatte.“
    Ich musste das Gesicht verzogen haben, weil er seufzte und in dem Laut eine unendliche Traurigkeit mitschwang.
    „Das Böse genießt es, das, was es erschaffen hat, zu beobachten und zu bestaunen. Was denkst du, warum es immer mehr Werwölfe gibt, statt weniger?“
    Ich hatte nie über das Warum nachgedacht, sondern war einfach nur über meine Arbeitsplatzsicherheit froh gewesen.
    „Wenn wir uns zum ersten Mal verwandeln, sind wir wie Kinder in einem Süßigkeitenladen. Wir töten nicht nur mehr als ältere

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