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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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Irgendeiner war immer zu begierig, und dann gehörte er mir.
    Ich wartete, bis ich das Weiß ihrer Augen sah. Dass sie eins hatten, war der Grund, warum ich sie erschoss. Seht euch die Augen eines Menschen an, dann die eines Wolfs. Ihr werdet verstehen, was ich meine.
    Ich schoss einem grauen Wolf in die Brust. Dann dem daneben und anschließend einem dritten. Ich kehrte diesen Kadavern den Rücken zu und mähte den Rest von ihnen in einem schwungvollen Halbkreis von Gewehrsalven nieder.
    Werwölfe sind gut darin, einen Plan auszutüfteln, aber was sie anscheinend nicht können, ist improvisieren.
    Der letzte Wolf schlug auf dem Boden auf, und im Wald herrschte wieder Stille.
    „Automatikwaffe, weiter Bogen. Funktioniert jedes Mal wieder“, murmelte ich.
    Mein Herz pochte immer noch laut und heftig, aber meine Hände hatten aufgehört zu zittern. Ich fühlte mich nicht mehr schwach. Ich hörte weder die Stimme in meinem Kopf noch die Schreie in meinen Ohren. Das Leben war gut.
    Ich zählte die Leichen. Acht. Nicht schlecht für eine einzige Nacht. Verdammt gut für eine einzige Stunde.
    Ich beugte mich nach unten, in der Absicht sie zu einem Haufen zusammenzuschleife n – so ließen sie sich viel leichter verbrenne n – , als hinter mir ein tiefes, zorniges Knurren ertönte.
    Ich wirbelte herum, während ich gleichzeitig das Gewehr nach oben brachte. Ich legte meine Waffe niemals weg. Niemals. Überraschungen wie diese hatte ich schon früher erlebt. Was ich jedoch noch nie erlebt hatte, war das Klicken, das „leer“ signalisierte, als ich den Abzug betätigte.
    Der Wolf, ein rostrotes Monster mit großen, braunen Augen, grinste. Er hatte mich in die Enge getrieben. Dieser Bastard.
    „Bist wohl schlauer als deine Kumpels, was?“
    Er hob die Lippe, sodass sich sein Grinsen in ein Zähnefletschen verwandelte. Ich veränderte meine Haltung, indem ich die Arme beugte und das Gewehr zurückzog wie einen Baseballschläger.
    „Na, dann lass uns spielen.“
    Er griff an. Ich holte aus. Der Gewehrkolben traf ihn am Kopf, aber nicht hart genug. Er sprang gegen meinen Oberkörper und ging mit mir zu Boden.
    Edward hatte mich eine Million Dinge gelehrt. Das Erste und in diesem Moment mit Abstand Nützlichste war, wie man einen Werwolf packt und ihn daran hindert, sich in deinem Gesicht zu verbeißen.
    Ich bekam eine Hand an die Luftröhre des Wolfs, die andere um seine Schnauze und hielt ihn fest. So weit, so gut. Aber wie lange würde ich ihn abwehren können?
    Wild um sich dreschende Pfoten, Krallen, die nach Fleisch gruben. Ich hatte keine Angst davor, gekratzt zu werden. Lykanthropie ist eine Art von Virus. Genau wie die Tollwut wird sie über den Speichel übertragen. Ein Kratzer würde mich also nicht pelzig machen, aber er würde trotzdem verdammt wehtun. Wenn jedoch diese Zähne meine Haut auch nur ritzten, dann würde ich binnen eines Tages meine Kollegen essen, und das roh.
    Ich holte tief Luft und versuchte, den Werwolf wegzustoßen. Ohne Erfolg. Das Tier war stärker als ich. Ich war verloren.
    Geraschel, ein Knurren, dann schoss ein weiterer pelziger Körper durch die Nacht. In Erwartung eines zweiten Angriffs spannte ich mich an.
    Stattdessen attackierte der Neuankömmling den Wolf, der auf meiner Brust grätschte, und in einem Gewirr von Zähnen, Krallen und Schweifen rollten die beiden ineinander verkeilt von mir weg.
    Ohne Zeit zu verlieren, rappelte ich mich hoch, dann griff ich nach meinem Gewehr, um es zu laden, während der riesige rote Wolf und der kleinere braune kämpften.
    Ich hatte Wölfe außer im Fernsehen noch nie kämpfen gesehen. Und Werwölfe überhaupt noch niemals. Ich war froh, dass mir das bisher erspart geblieben war. Die Kombination aus Tierkörper und menschlicher Erbarmungslosigkeit war ein schrecklicher Anblick.
    Sie schlitzten und sie rissen; Blut tränkte den Boden; Fell flog buchstäblich in Fetzen nach allen Seiten davon. Ich hätte sie beide erschießen oder zumindest wegrennen sollen. Stattdessen konnte ich sie nur anstarren, gleichermaßen angewidert wie fasziniert von dem schrecklichen Schauspiel.
    Der rostrote Wolf war größer, breiter, stärker. Aber der braune war wirklich wütend. Er knurrte ununterbrochen, so als versuchte er, seinen Gegner zu riskanteren Attacken zu provozieren. Sie waren längst beide voller Blu t – ihr eigenes wie das des andere n – , da riss sich der kleinere Wolf plötzlich humpelnd los.
    Ein echter Wolf hätte ihn gehen lassen. Der rote

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