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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ging allmählich der Pogo ab. Niemand würde merken, wenn ich mich davonschlich. Niemand würde sich dafür interessieren.
    Aber nach dem, was heute Abend passiert war, fühlte ich mich nervös. Hatte ich meinen Instinkt verloren? Meinen Riecher? Vielleicht sollte ich mir wirklich einige Zeit freinehmen, so wie Will vorgeschlagen hatte.
    Jedenfalls fühlte ich mich ohne meine ganzen Waffen nackt, deshalb lief ich zu meinem Wagen, schnappte mir alle, die ich besaß, sowie meine Reisetasche, dann hetzte ich wieder zu meinem Apartment hoch. Gerade als ich den Treppenabsatz erreichte, durchschnitt das unheimliche Heulen eines Wolfs die Nacht. Ich knallte die Tür hinter mir zu und schloss ab.
    Sperrte ich sie aus oder mich ein? Ich war mir nicht sicher, und das beunruhigte mich. Ich hatte schon eine kurze Zeit jenseits von geistig gesund verbracht und wollte nicht dorthin zurückkehren. Ich verstaute mein Gewehr und meine Tasche, dann setzte ich mich und führte ein gutes, langes Gespräch mit mir selbst.
    Ich hätte es fast vermasselt. So was kam vor. Trotzde m – wenn ich mich ablenken oder nervös machen ließe, dann würden sie gewinnen und eine Menge unschuldiger Menschen würde verlieren.
    Ich würde mir heute Nacht eine Auszeit nehmen. Mir etwas Schlaf gönnen. Mich dann morgen mit einem klaren Kopf und einem noch klareren Plan wieder an die Arbeit machen.
    Nachdem ich diesen Entschluss gefasst hatte, überprüfte ich die Schlösser, die Fenster, meine Munition. Ich hätte dieselbe Sorgfalt auf meine Träume verwenden sollen.
    Ich hatte nicht beabsichtigt, vor Sonnenaufgang zu schlafen. Eigentlich wollte ich ein paar Internet-Recherchen anstellen, einige Anrufe erledigen und meinen Papierkram auf den neuesten Stand bringen. Aber die Kombination aus Anreise, Stress und dem stetigen Hämmern der Musik aus der Bar unter mir lullte mich aller guten Vorsätze zum Trotz ein. Sobald ich eingeschlafen war, ging ich an einen Ort, an dem ich eine ganze Weile nicht gewesen war.
    Albträume waren nichts Neues für mich. Sie begleiteten mich sogar am Tag. Aber normalerweise jagte ich in der Dunkelheit und schlief bei Tageslicht. Ich hatte festgestellt, dass sich die blutigen Ausflüge in die Vergangenheit so auf ein Minimum beschränken ließen.
    In diesem Traum war ich wieder zweiundzwanzig. Gerade mit dem Studium fertig, mit einem nagelneuen Job als Grundschullehrerin. Ich liebte alles an Kinder n – ihre Unschuld, ihr Interesse, ihre vertrauensvollen, engelhaften Gesichter. Ich liebte sie und wollte selbst welche haben.
    Was der Punkt war, an dem Jimmy Renquist ins Spiel kam. Wir hatten uns im fünften Semester an der Northern Kansas University kennengelernt. Ich hatte gerade den Anfeuerungsruf „Go-Fight-Win“ angestimmt, als so ein Neanderthaler von einem Defensive-Lineman aus Fresno Jimmy vom Spielfeld katapultiert hatte. Er war praktisch auf mir drauf gelandet.
    „Es tut mir leid. Tut mir leid“, hatte er sich immer wieder entschuldigt, während er mir aufhalf und mich abklopfte. „Ist alles in Ordnung? Ich habe dir doch nicht wehgetan, oder?“
    „Renquist, schaff deinen Arsch zurück aufs Spielfeld!“, hatte der Coach gebrüllt.
    Jimmy hatte die Achseln gezuckt, gelächelt und mir zugezwinkert. Von dem Moment an war ich verloren.
    Er war süß, stark und schlau. Auch er liebte Kinder. Er wollte Sportlehrer werden. Das wäre er auch geworden, wenn er sich nicht in mich verliebt hätte.
    Sogar im Traum schreckte mein Bewusstsein vor der Erinnerung an das zurück, was ich getan hatte, um diesen Horror über uns zu bringen. Nach der Art von Albträumen wechselte die Szene nun zum Sonntagsessen im Haus meiner Eltern. Wo ich ihnen das Hochzeitsdatum nannte und Mom den Ring zeigte, woraufhin sie mich mit Freudentränen in den Augen ganz fest umarmt e –
    Meine letzte Erinnerung an Jimm y – in einem Stüc k – ist, wie er mit diesem Lächeln auf dem Gesicht, das ich so sehr liebte, meinem Dad die Hand schüttelte.
    Meine kleine Schweste r – Moms und Dads verspätetes Hoppla – war fünf Jahre alt. Mein siebzehnjähriger Bruder war ebenfalls zu Hause. Jeder von uns lächelte, als der erste Wolf durch das Panoramafenster krachte.
    JimmystießmeinenVaterzurSeiteundwarfsichvormich.DerWolf,einriesiger,weißerRüde,spranggegenseineBrustundrissihm mit einer einzigen, geübten Bewegung die Kehle heraus.
    Wir anderen wären vielleicht davongekommen, wenn wir sofort weggerannt wäre n – eine Tür blockiert, eine

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