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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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hören und ihr das Händchen halten, während sie weinte.
    „Ich lass ihn mal durch den Computer laufen“, meinte sie.
    „Ihren Vater?“
    Sie blinzelte, dann sah sie mich an, als ob ich etwas Interessantes gesagt hätte. Schließlich schüttelte sie den Kopf. „Nein. Fitzgerald.“
    „Er hat nichts getan.“
    „Das heißt nicht, dass er nichts tun wird. Oder in der Vergangenheit getan hat.“
    „Nennt man es nicht Schikane, jemanden zu überprüfen, nur weil einem danach ist?“
    „Ich nenne es Spaß.“
    „Das passt zu Ihnen.“
    Wir stapften mehrere Minuten lang weiter durch den Wald, bevor Jessie knurrte: „Wo zur Hölle haben Sie diese Viecher erschossen? In Saudi-Arabien?“
    „Wir sind gleich da.“
    Aber ich musste letzte Nacht schneller und weiter gelaufen sein als gedacht, weil wir nämlich noch mal eine halbe Stunde brauchten, um die Wölfe zu finden.
    Oder das, was von ihnen übrig war.

9
    „Was haben Sie getan?“, wisperte Jessie.
    Die Lichtung war von Blut durchtränkt. Überall lagen Körperteile herum. Es war vollkommen still, noch nicht mal Vogelgezwitscher war zu hören.
    Ich hatte große Mühe, den Blick von der Szenerie loszureißen. Sie erinnerte mich an zu Hause.
    Ich wich zurück und drehte mich um.
    Nein, nicht an zu Hause. Dort hatte das Blut im künstlichen Licht purpurrot geschimmert. Die Leichen waren die von Menschen gewesen.
    Hier war das Blut in der Morgensonne zu einem Braunton getrocknet. Nichts, wovor ich mich fürchten musste. Es gab nicht die geringste Ähnlichkeit. Keinen Grund, in Panik zu geraten.
    „Leigh?“
    „Ich hab sie erschossen. Mehr nicht.“
    „Was ist dann passiert?“
    Ich zwang mich, wieder zu der Lichtung zu sehen. Der Anblick schockierte mich immer weniger. Tatsächlich bewunderte ich die pure Raserei und gewaltige Körperkraft, die nötig gewesen sein musste, um so etwas zu tun. Ich hatte mir oft gewünscht, sie mehr als einmal töten zu können. Jemand oder vielmehr etwas hatte das geschafft.
    Ich trat vorsichtig näher. Mein Schuh gluckste in dem blutdurchtränkten Gras. Ich verzog das Gesicht. Es würde ein bisschen mühsam werden, aus dieser Schweinerei ein Feuer zu machen, aber ich würde es schon schaffen.
    Mit aufmerksamem Blick umrundete ich die Lichtung und speicherte ab, was ich sah. Ich wusste, dass es neun tote Wölfe gewesen waren, aber jetzt hatte es den Anschein, als wäre noch nicht mal mehr genug für einen einzigen übrig.
    „Was ist letzte Nacht passiert?“
    Jessie sprach noch immer leise. Ich verstand, warum sie das tat. Die Lichtung war ein verfluchter Ort. Etwas war nicht richtig. Ich fühlte es, und sie fühlte es ebenfalls.
    Ich erzählte ihr schnell von der Jagd, wobei ich mein Motiv, zu töten, ebenso wenig erwähnte wie meine provozierenden Rufe und mein Kamikaze-Verhalten. Einige Dinge unterlagen dem Geheimhaltungsprinzip, und sie musste nichts von ihnen wissen.
    Als ich dann jedoch zu dem Teil über den braunen Wolf kam, unterbrach sie mich. „Sind Sie sicher, dass es ein Werwolf war?“
    „Natürlich. Warum?“
    „Ich habe mich nur gefragt, wie echte Wölfe auf Werwölfe reagieren.“
    „Sie mögen sie nicht.“
    „Wenig genug, um so etwas zu tun?“ Sie deutete mit dem Daumen auf das Massaker.
    Ich runzelte die Stirn. „Nein. Echte Wölfe geben normalerweise Fersengeld und laufen weg. Sie spüren, dass die Werwölfe nicht wie sie sind; sie sind anders . Man kann eine Menge über Wölfe sagen, aber nicht, dass sie dumm wären.“
    „Glauben Sie, der braune Werwolf hat das hier getan?“
    Ich dachte darüber nach. Dass der Werwolf einen anderen getötet hatte, war seltsam genug. Es fiel mir schwer zu glauben, dass er völlig durchgedreht war und neun seiner Artgenossen gefressen hatte, aber alles war möglich. Wir sprachen immerhin von einem Werwolf.
    „Er könnte es getan haben.“
    „Warum haben Sie ihn nicht getötet?“
    Ich stellte mir diese Frage schon seit letzter Nacht. Ich hatte nur eine einzige Entschuldigung, und im Licht des Tages, im Licht dessen besehen, was wir auf der Lichtung vorgefunden hatten, klang sie nicht sehr überzeugend, aber ich sagte sie ihr trotzdem.
    „Ihr Freund meinte, dass sie vielleicht wollen, dass wir sie töten.“
    „Und das konnte Ihnen nicht einfallen, bevor Sie sich Ihrem Terminator -Rollenspiel hingegeben haben?“
    Ich zuckte die Achseln.
    Jessie schnaubte verächtlich. Ich glaube, sie fing an, mich zu mögen.
    Wir brauchten fast den ganzen Nachmittag, um die

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