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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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ein Brennen in meinen Augen.
    Ich hatte davon geträumt, ihn zu töten, und jetzt bekam ich die Chance.
    Es war idiotisch, allein in einen fremden Wald hineinzulaufen, mit einer Waffe, an die ich nicht gewöhnt wa r – eine Waffe mit nur einer einzigen, nutzlosen Kugel. Noch idiotischer war es, mir einzubilden, dass ich je zu Fuß einen Wolf einholen könnte. Aber ich folgte ihm trotzdem. Ich hatte keine andere Wahl.
    Der Revolver war schwer. Meine Schuhe rutschten auf dem morastigen Boden. Mein Hemd war schweißnass, genau wie mein Haar und mein Gesicht. Ich rannte, bis ich nicht mehr konnte und dann noch weiter. Ich hatte den weißen Schwanz längst aus den Augen verloren. Aber das war unwichtig.
    Schließlich stolperte ich und fiel hin; ich blieb mit meiner erhitzten Wange an der kühlen Erde einfach liegen.
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort lag, mit benommenem Kopf und rasendem Herzen. Irgendwann wurde ich dann wieder klar genug, um mir einzugestehen, dass ich mir den weißen Wolf vielleicht nur eingebildet hatte.
    „Warum sollte er hier sein?“, fragte ich laut. „Warum jetzt?“
    Das waren sehr gute Fragen. Fast so gut wie die, die ich mir an jedem Tag meines Lebens stellte.
    „Verliere ich wieder den Verstand?“
    Schwer zu sagen. Mit mir selbst zu reden, brachte mich nicht weiter. Abgesehen davon wäre ich, falls ich wirklich dabei war, den Verstand zu verlieren, wohl kaum die Erste, die es wüsste.
    Ich drehte mich um. Ein riesiger, schwarzer Wolf kauerte sprungbereit in dem Gebüsch vor mir. Ich konnte seine Augen nicht sehen und deshalb nicht feststellen, ob sie ein Weiß hatten. Es war vermutlich bloß ein Wolf, aber als er dann plötzlich angriff, schoss ich trotzdem auf ihn.
    Und wurde fast geblendet von der grellen Flamme, die aus der Wunde in seiner Brust explodierte.
    Er heulte auf, krümmte sich zusammen, verbrannte. Ich wich hastig nach hinten zurück, damit er mich nicht unter sich begrub. Als ich mich wieder näher heranwagte, war er tot; seine Augen waren nicht menschlich, sondern die eines Wolfs. Nur dass er kein Wolf war. Aus einem Wolf kamen keine Flammen.
    Ich starrte die Waffe in meinen Händen an. Flammen kamen auch nicht aus einer Bleikugel.
    Werwolf plus Silber ergibt Feuer. Punkt.
    Die Frage des Tages lautete: Warum besaß Damien Fitzgerald einen Revolver, der mit einer Silberkugel geladen war?
    Ich konnte es kaum erwarten, das herauszufinden. Leider musste ich erst noch einen Wolf verbrennen. Ich hatte meine Lektion gelernt. Ich durfte meine Beute nicht einfach herumliegen lassen, sodass jeder alte Weendigo sich an ihr gütlich tun konnte.
    Ich entfachte ein Feuer. Ohne Brandbeschleuniger würde das Verbrennen eine ganze Weile dauern, also starrte ich in die Flammen und fragte mich, was zur Hölle da in Crow Valley vor sich ging.
    Den Blick auf die Bäume gerichtet, hielt ich die Ohren nach irgendeinem Geräusch offen. Aber da war keins. Der schwarze Wolf hatte sich an mich rangepirscht, ohne dass ich ihn gehört hatte. Aber wo war der weiße Wolf? War er überhaupt da gewesen? Und falls ja, war er der weiße Wolf?
    All diese Fragen könnten schon eine geistig gesunde Frau in den Wahnsinn treiben. Wie stand es dann wohl um mich?
    Als ich später zu der Lichtung zurückstolperte, auf der die Kneipe stand, herrschte dort Hochbetrieb. Ich sah an mir runter. Kein Blut, sondern nur ein bisschen Erde und Ruß. Mit etwas Glück wären die Gäste zu betrunken und die Bar zu dunkel, als dass es jemandem auffallen würde.
    Da es vermutlich keine gute Idee war, mit einer Schusswaffe dort reinzumarschieren, deponierte ich den Revolver hinter einer Mülltonne. Ich würde Damien hier rausbringen und ihn befragen, bis ich wusste, wer oder was er war. Ausflüchte hatte ich inzwischen genug gehört.
    Ich riss die Tür auf und stapfte hinein. Dieselben Menschen, die schon am ersten Abend hier gewesen waren, starrten mir entgegen. Wieder war von Damien nichts zu sehen. Ich schlenderte zum Tresen und lehnte mich darüber.
    „Was zum Teufel wollen Sie?“, knurrte der Cowboy.
    Ich sprang so schnell nach hinten, dass ich fast über einen Barhocker gestolpert wäre. Der Cowboy tauchte auf der anderen Seite au f – das Kinn auf gleicher Höhe mit dem Tresen. Er musste auf einer Kiste stehen.
    „Wo ist Damien?“, presste ich hervor.
    „Woher soll ich das wissen?“
    „Er arbeitet nicht?“
    „Sieht es für Sie so aus, als ob er arbeitet, Süße?“
    Süße . Mann, wie ich es liebte, wenn mich

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