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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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merkwürdige Erfahrungen gemacht, um zu wissen, dass etwas an Damien nicht ganz richtig war. Ich musste unbedingt herausfinden, was dieses Etwas war, bevor ich ihn auch nur einen Tick näher an mich heranließ, als er mir bisher gekommen war.
    Ich warf einen prüfenden Blick in Richtung Bar, dann steuerte ich auf seine Blockhütte zu. Sie war von Bäumen umringt, die das Mondlicht aussperrten. Niemand würde mich hier draußen herumschnüffeln sehen, es sei denn, derjenige wüsste, wo er hingucken musste.
    Ich versuchte, die Tür zu öffnen. Verschlossen. Nun, das hatte mich noch nie gestoppt.
    Ich knackte sie sogar für meine Maßstäbe in Rekordzeit. Edward hatte mich darin unterrichtet, und ich war eine gelehrige Schülerin gewesen.
    Sobald ich drinnen war, zog ich die Vorhänge zu, bevor ich eine Lampe anschaltete. Das Innere der Hütte war eine Kopie meines Apartment s – bloß größe r – und bestand dementsprechend aus einem einzigen Raum plus Bad.
    Es herrschte penible Ordnun g – das Bett war gemacht, die Küche makellos sauber. Damiens Kleidung war noch immer in seinem Koffer. Weil er gewappnet sein wollte, falls er überstürzt aufbrechen musste?
    Ich öffnete den Koffer. Wie ich vermutet hatte, besaß er ausschließlich schwarze Sachen. Vermutlich wurden mögliche Irrtümer bei der Klamottenwahl dadurch auf ein Minimum beschränkt.
    Es waren keine Papiere, keine Bücher, keine Notizen vorhande n – nicht im Zimmer und auch nicht im Koffer.
    „Das wird ja immer seltsamer“, murmelte ich.
    Nur Leute, die etwas zu verbergen versuchten, hatten nichts.
    Schade, dass ich nicht daran gedacht habe, seine Brieftasche zu klauen .
    Noch so ein Trick, den ich sehr gut beherrschte. Sollte ich jemals meinen Job bei den Jägersuchern verlieren, könnte ich mich als Diebin ziemlich gut über Wasser halten.
    Ich schob meine Hand unter die Stühle, die Couch, das Bett. An all die typischen Stellen, wo man interessantes, belastendes Material verstecken würde. Das Einzige, was ich fand, war ein hinter den Spülkasten geklebter Revolver Kaliber .45.
    Sonderbar, aber nicht übermäßig. Menschen, die aus ihren Koffern oder in ihren Autos lebten, besaßen oft eine Schusswaffe. Wer wusste schon, was einem unterwegs so alles begegnete? Wenn man in einem Wald lebte, in einer Bar oder Schlimmerem arbeitete, war es kein Thema, eine Waffe zu haben. Keine zu haben, wäre eins.
    Ich ließ den Revolver, wo er war, knipste das Licht aus und zog die Vorhänge wieder auf. Dann sah ich aus dem Fenster, und mein Herz machte einen Satz.
    Ein großer, weißer Wolf stand zwischen der Hütte und der Bar.
    Ohne nachzudenken, rannte ich ins Bad, fiel auf die Knie, rutschte ein Stück nach vorn und zog den Revolver hinter der Toilette hervor. Vor Anspannung zitternd, wartete ich auf das Geräusch eines zerberstenden Fensters. Dass es nicht kam, verstärkte mein Zittern nur.
    Ich kroch in das Zimmer zurück und kontrollierte auf dem Weg die Waffe. Eine einzige Kugel. Verdammt. Ich würde dafür sorgen müssen, dass sie ins Ziel traf.
    Zu dumm, dass ich keine Silberkugeln in meinen Schuhen hatte. Aber selbst wenn ich die Zeit gehabt hätte, sie aus meiner Tasche zu holen, würden die Patronen für meine Glock nicht in einen .45 passen.
    Ich würde mit dem auskommen müssen, was ich hatte. Ein Bleigeschoss würde ihn zumindest ausbremsen und mir die Chance geben, mein Messer in sein böses, mörderisches Herz zu stoßen. Ich hatte schon so oft davon geträumt, sein Blut an meinen Händen zu haben; es war das Einzige, wofür ich lebte.
    Mein Atem ging keuchend laut in dem dunklen, stillen Raum. Ich schob mich vorsichtig an das Fenster heran.
    Die Lichtung war leer.
    Eine schwindelerregende Woge der Übelkeit erfasste mich. Fast wäre ich auf die Knie gestürzt.
    „Er war da“, versicherte ich mir selbst. „Ganz bestimmt.“
    Ich hatte den weißen Wolf nach jener Nacht nie wieder gesehen. Es sei denn, ich zählte meine Träume mit.
    Ich kniff mich selbst. Ja, ich stand hellwach in Damiens Haus, in der Hand seinen Revolver.
    Ich öffnete die Tür genau in dem Moment, als ein Heulen zum Halbmond hinaufgeschickt wurde. Das Heulen wurde von einem anderen beantwortet, dann von noch einem. Ohne einen einzigen Blick zurück folgte ich den Rufen in den Wald hinein.
    Dann blitzte vor mir ein Schwanz au f – leuchtend weiß vor den dunklen Umrissen der Bäume. Hass stieg in mir au f – gallebitter in meiner Kehle, eine stechende Enge in meiner Brust,

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