Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang
schnaubte. „Aber sicher.“
Will ignorierte sie und sah stattdessen mich an. „Bitte.“
„Versprochen.“
Dann war er weg.
Jessie gab einen ungeduldigen Laut von sich. „Lass uns eins klarstellen, Prinzessin. Ich kann auf mich selbst aufpassen. Ich brauche dabei weder deine Hilfe noch die von sonst jemandem.“
„Das geht mir genauso. Aber wir könnten Edward den Gefallen tun. Und natürlich deinem Freund.“
Sie sah mich wegen meiner Bezeichnung für Will so böse an, dass ich fast gelacht hätte. Es war so leicht, sie auf die Palme zu bringen.
„Komm schon. Diesmal kannst du Mandenauer anrufen.“
Ich hatte ganz vergessen, dass wir gerade dabei gewesen waren, ihn anzurufen, als Will aufgetaucht war. Ich ging zurück in die Wache und setzte mich an Jessies Schreibtisch.
„Fühl dich wie zu Hause“, sagte sie.
„Danke.“ Ich griff zum Hörer.
Edward nahm beim zweiten Klingeln ab. „ Ja? Was gibt es?“
Ich runzelte die Stirn. Es kam nicht oft vor, dass er Deutsch sprach. Er lebte schon länger in diesem Land, als ich auf der Welt war. Ich hatte ihn bisher nur dann in seine Muttersprache verfallen hören, wenn er sehr, sehr müde, krank oder verletzt wa r – was vielleicht zweimal vorgekommen war, seit wir uns kannten.
„Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“, fragte ich.
„Leigh? Ja. Natürlich. Ich habe geschlafen.“
Etwas, das er nur selten tat. Aber wenn er schlief, wachte er sonst immer vollkommen klar und sofort einsatzbereit auf. Sein Verhalten bereitete mir Sorgen.
„Ist Elise da?“
„Nein“, sagte er knapp.
„Warum nicht?“
Elise wachte wie eine Glucke über Edward. Es machte ihn wahnsinnig, aber sie weigerte sich, damit aufzuhören.
„Weil ich in meinem Zimmer bin, und sie is t … Ich weiß nicht, wo. Also, was wollen Sie von mir u m … vier Uhr morgens?“
Ichinformierteihnschnellüberdas,wasernochnichtwusste.
„Können Sie jemanden mit Zugriff auf das Violent Criminal Apprehension Program kontaktieren?“
„Selbstverständlich. Bis Mittag haben Sie die Daten.“
Edward, der Tüchtige.
„Da wäre noch eine Sache.“
Ich sah Jessie an. Sie machte eine kreisende Bewegung mit der Hand. Sprich weiter!
„Hatten Sie je einen Agenten namens Damien Fitzgerald?“
Edward überlegte einen kurzen Moment. „Nein. Der Name sagt mir nichts. Warum?“
Ich enthüllte ihm noch ein bisschen mehr.
„Er könnte seine Identität geändert haben“, murmelte Edward. „Ich schicke Ihnen Fotos der abtrünnigen Agenten, von denen ich weiß.“
„Danke.“
„Also, warum hat Elise Sie jetzt so dringend wieder im Hauptquartier gebraucht?“
Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen. Ich fragte mich, ob er aufgelegt hatte.
„Edward?“
„Ich bin noch da.“
„Und? Was ist los?“
Elise arbeitete an einer Heilmethode für die Lykanthropie. Bisher ohne den geringsten Erfolg. Der einzige denkbare Grund, weshalb Edward ins Jägersucher -Hauptquartier im entlegenen Montana eilen würde, wäre, dass sie einen Durchbruch gehabt hatte.
Die Vorstellung machte mich nervös. Falls Elise eine Möglichkeit fände, die Werwölfe zu heilen, was würde ich dann mit dem Rest meines Lebens anfangen?
„Nichts ist los. Elise dachte, sie hätte vielleicht etwas entdeckt.“
„Und, hat sie?“
„Das bleibt abzuwarten.“ Er seufzte. „Aber ich glaube es nicht.“
Ich ließ den Atem entweichen, von dem ich noch nicht mal gewusst hatte, dass ich ihn anhielt. „Werden Sie bald zurückkommen?“
„Nein. Sie und Jessie kümmern sich um die Sache in Crow Valley.“
„Abe r – “
„Ich bin müde, Leigh. Ich brauche eine Pause.“
Mein Herz begann vor Angst schneller und härter zu schlagen. „Sie sind krank.“
„Vielleicht.KrankundalldesBlutes,desSterbensundTötensüberdrüssig.UndwofürdasGanze?Eswirdimmerneuegeben.“
Ich hatte ihn noch nie so niedergeschlagen erlebt. Normalerweise war Edward derjenige, der bei den anderen die Stimmung hochhielt.
Ich sah stirnrunzelnd zu Jessie rüber. Er war nie so gewesen, bevor er sie kennengelernt hatte.
„Ich werde dafür sorgen, dass es zumindest hier keine neuen mehr geben wird“, versprach ich, dann legte ich auf. „Was ist in Miniwa genau passiert?“
„Das weißt du doch.“
„Der Wolfsgott und das Totem. Hab ich alles schon gehört. Ich meine mit Edward.“
Ihr Blick glitt zur Seite.
„Was?“
Sie zuckte die Achseln. „Er hat ein paar Fehler gemacht. Nichts Dramatisches. Alles hat bestens
Weitere Kostenlose Bücher