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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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mitgenommen und ließ den Strahl über die Vorderseite der Mülltonne, über den mit Papier bedeckten Boden, dann dahinter wandern. Nicht das kleinste Funkeln von Geschützmetall, um mir das Leben ein bisschen einfacher zu machen. Es war schon schlimm genug, dass ich würde zugeben müssen, Damiens Pistole genommen zu haben; ich wollte ihm nicht auch noch gestehen, dass ich sie verloren hatte.
    Ich kniete mich neben die Wand und fasste in die Ritze zwischen dem Gebäude und dem Stahlcontainer. Etwas huschte auf der anderen Seite heraus und flitzte davon.
    „Ich habe das nicht gehört“, versicherte ich mir selbst.
    Ich tastete weiter herum, aber ohne Erfolg.
    Das Kreischen eines sterbenden Tiers ließ mich erschrocken zusammenzucken. Was auch immer da vor mir die Flucht ergriffen hatte, war anschließend sofort in etwas anderes reingelaufen. Das nenn ich Pech.
    Ich zog die Hand wieder raus, lehnte mich auf die Hacken zurück und musterte mürrisch den Dreck unter meinen Fingernägeln. Ein Knurren rieb wie Sandpapier an meiner Wirbelsäule entlang. Langsam richtete ich mich auf und drehte mich um.
    „Eins, zwei, drei, vier, fünf. Lausige Chance“, murmelte ich und zog meine Waffe.
    Ich wusste nicht, wie viele Kugeln ich hatte. Jedenfalls nicht genug. Wer hätte gedacht, dass ich überhaupt welche brauchen würde, um vom Auto ins Haus zu gelangen?
    Mit angespannten Beinen und gesträubten Nackenhaaren griffen die Wölfe an. Meine erste Kugel wirbelte die Erde vor dem Anführer auf. Er fletschte die Zähne; dann warf er den Kopf nach hinten, als ob er mich auslachte.
    Ich warf einen hektischen Blick zu der Treppe, die zu meinem Apartment führte. Ein Wolf saß mit heraushängender Zunge und hechelnd wie ein großer Hund vor der untersten Stufe.
    Ich könnte ihn erschießen und versuchen, zu meinem Apartment zu gelangen, aber sie waren zu fünft; ich sah genau in dem Moment nach hinten, als sich mehrere Schatten aus den Bäumen lösten und den Parkplatz überquerte n – das machte jetzt also zehn Wölfe in meinem Rücken. Gott sei Dank war keiner von ihnen weiß. Trotzdem steckte ich ernsthaft in der Klemme.
    Das Hauptrudel war zwischen mir und der Bar. Ich könnte um Hilfe schreien, aber die Musik war zu laut. Man würde mich niemals hören.
    Meine Gedanken rasten so schnell wie mein Herz. Ich warf einen raschen Blick zu Damiens Blockhütte. Zwischen ihr und mir war nichts als Gras. Diese Zuflucht war die einzige Chance, die ich hatte.
    Ich gab einen weiteren Schuss ab, und diesmal traf ich tatsächlich einen von ihnen. Die Flammen, der Gestank von brennendem Fleisch und Fell, das Heulen des sterbenden Tiers lenkte die anderen lange genug ab, um mir einen kleinen Vorsprung zu verschaffen.
    Ich würde nehmen, was ich kriegen konnte. Sie würden mich sowieso erwischen. Auf keinen Fall konnte ich vor fast einem Dutzend Wölfe davonlaufen. Verdammt, ich konnte wahrscheinlich noch nicht mal einem einzigen davonlaufen, aber ich musste es wenigstens versuchen.
    Hinter mir erhob sich ein vielstimmiges Heulen, das so laut war, dass ich zusammenzuckte, stolperte und um ein Haar gestürzt wäre. Ihre Tritte waren das Echo zu meinen. Die Wärme ihres Atems strich über meine Waden. Der Geruch von Raubtier und gehetztem Wild schwängerte die Luf t – ein scharfes, animalisches Aroma, das an Angst und Tod erinnerte.
    Ich wusste nicht mehr, ob ich Damiens Tür nach meinem kleinen Einbruch wieder abgesperrt hatte. Falls ja, war ich tot oder würde bald pelzig sein. So oder so würde ich zumindest ein paar von ihnen mit mir nehmen.
    Ich fasste gerade nach der Klinke, als die Tür aufschwang und ich gegen Damiens Oberkörper prallte.
    „Hmpf“, grunzte er und fing mich auf.
    Mein Kraftimpuls trieb uns ins Innere der Hütte.
    „Mach sie zu!“, schrie ich und trat nach hinten, bis ich die Tür mit meinem Absatz erwischte.
    Angespannt wartete ich darauf, dass sich Körper von der anderen Seite dagegenwerfen würden. Ich schaute zum Fenster, wartete auf den Schatten, den Angriff, den Tod.
    Nichts geschah.
    Ich riss mich aus Damiens Armen los und rannte zum Fenster. Die ersten Sonnenstrahlen erhellten den östlichen Horizont und pinselten rosafarbene und graue Streifen über die gespenstisch leere Lichtung.
    „Alles in Ordnung?“
    Ohne ihn zu beachten, lief ich zur Tür, riss sie auf und zielte mit meiner Waffe nach draußen. Der Wind wehte ein sich überschlagendes Blatt über die Schwelle.
    „Hast du sie nicht gesehen?“,

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