Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
Vom Netzwerk:
du etwa, sie macht dich hässlich?“
    „Dafür brauche ich keine Narbe.“
    Er zog die Brauen hoch und legte den Kopf schräg.
    Ich löste mich aus seiner Umarmung. Ich hatte schon zu viel gesagt. Ich musste hier raus, bevor ich noch jedes einzelne Geheimnis ausplauderte.
    Ich zog meine Hose an und wollte gerade nach meinem T-Shirt greifen, als er mein Handgelenk umfasste. „Leigh, rede mit mir. Ich möchte das verstehen.“
    Seine sanfte Stimme gab mir den Rest. Tränen sickerten aus meinen Augen. Ich musste sie unter Kontrolle bringen. Große, gefährliche Werwolfjägerinnen weinten nicht. Zierliche, blonde Mädchen taten das. Sie waren es auch, die hilflos zusahen, wie ihre Familien vor ihren Augen ermordet wurden. Ich war nicht mehr dieses Mädchen; ich war die Jägerin.
    Ich riss mich los, zog mein T-Shirt an, rannte aus der Bar und dann die Treppe hoch.
    Sobald ich in meinem Zimmer war, knallte ich die Tür zu und schloss sie ab. Ich war allein. Ich sollte glücklich sein. Stattdessen machten mir die Traurigkeit und Einsamkeit das Herz schwer.
    Ich musste Jimmy sehen. Um mich zu erinnern, wie es sich angefühlt hatte, ihn zu lieben und dann zu verlieren.
    „Ich kann das nicht noch mal durchstehen“, wisperte ich.
    Ich durchwühlte meinen Koffer, schleuderte die Klamotten auf den Boden, um das einzige Foto von ihm zu finden, das ich behalten hatte, als hinter mir mit einem Klicken die Tür aufging.
    Ich wirbelte herum. Damien stand auf der Schwelle. Im Schloss steckte ein Schlüssel.
    „Du kannst hier nicht einfach reinmarschieren.“
    Meine tapferen Worte hätten ohne die Tränen auf meinem Gesicht und das Zittern in meiner Stimme besser geklungen.
    Er zog den Schlüssel raus, steckte ihn in die Hosentasche und machte die Tür zu.
    „Rede mit mir“, wiederholte er.
    „Ich kann nicht.“
    Wieder war er halb nack t – weite, schwarze Hosen, kein Hemd, keine Schuhe. Das würde ihm hier allerdings nicht viel bringen.
    „Du hältst dich wegen einer Narbe für hässlich. Du weißt ja gar nicht, was hässlich ist.“
    In Wirklichkeit wusste ich das sehr wohl. Ich tötete es jetzt schon seit zwei Jahren. Aber das konnte ich ihm genauso wenig anvertrauen wie irgendetwas sonst.
    „Es gibt so viel Hässlichkeit in dieser Welt, Leigh. So viel Kummer, so viel Einsamkeit. Ich bin weit herumgekommen und habe dabei ein paar wirklich scheußliche Dinge gesehen. Und ein paar wirklich hässliche Menschen getroffen.“
    Er glaubte, dass ich mich schämte, weil ich entstellt war. Das tat ich, aber nicht wegen der Narbe an sich, sondern wegen dem, wofür sie stand. Hector würde mich aufspüren. Es war nur eine Frage der Zeit. Und falls ihm Damien dabei im Weg stünde, würde er genauso enden wie Jimmy.
    „Das darf nicht noch mal passieren“, platzte ich heraus.
    Damien streckte die Arme aus und riss mich an sich. Ich war so überrumpelt, dass ich ihn gewähren ließ.
    Er küsste mic h – mit geöffnetem Mund und suchender Zunge; seine Zähne klackten gegen meine.
    Dann hob er den Kopf und fragte leise: „Ist das dein Ernst?“
    „J-ja.“
    „Vielleicht darf es das nicht, aber es wird. Du weißt es, und ich weiß es. Ich kann nicht aufhören, dich zu berühren. Du kannst nicht aufhören, von mir berührt werden zu wollen.“
    Ich hätte ihm vorgeworfen, arrogant zu sein, wenn er nicht recht gehabt hätte. Was mich nur noch panischer machte. Noch ängstlicher. Noch verzweifelter.
    „Nein.“ Ich versuchte, ihn mit beiden Händen wegzuschieben. Er rührte sich kaum.
    Dann packte er meine Unterarme und zog mich auf die Zehenspitzen hoch. Die Füße in der Luft und die Hände blockiert, konnte ich nichts weiter tun, als ihn anzusehen.
    „Doch“, beharrte er, und seine Augen verdunkelten sich von haselnussgold zu braun. „Du willst, dass es einfach nur Sex ist? Gut. Es ist nur Sex. Wenn das alles ist, was du mir geben kannst, dann ist es das, was ich nehmen werde.“
    Er leckte eine Träne von meiner Wange. Ich erschauderte, während mein Körper nach seinem schrie. „Damie n – “
    Er küsste mich wieder. Dieses Mal wehrte ich mich. Er hatte recht. Ich wollte ihn gegen jede Vernunft, und das machte mir höllisch Angst.
    Die Tür krachte auf. Plötzlich war Damien verschwunden. Ich stolperte und fiel fast hin. Dann sah ich, wie Will Damien einen Faustschlag gegen den Unterkiefer versetzte. Ich öffnete den Mund, um „Nein!“ zu schreien, aber Damiens eigene Faust schoss fast zu schnell, um sie zu sehen, nach

Weitere Kostenlose Bücher