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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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wusste.
    „Ich kann mich selbst entschuldigen.“ Jessie sah mich an. „Ich habe nicht nachgedacht.“
    Ich zuckte mit den Achseln. Es war nicht ihre Schuld, dass mich der Gedanke, Hector Menendez irgendwo in meiner Nähe zu haben, vollkommen lähmte.
    „Du denkst, dieser Typ könnte der sein, nach dem wir suchen?“, fragte Will.
    „Ich weiß es nicht.“
    „Wer denn sonst?“, erwiderte Jessie. „Herman ist Hector. Er ist ein kannibalischer Serienmörder. Hector ist der weiße Wolf.“
    „Ich weiß nicht, ob der weiße Wolf, den ich gesehen habe, Hector war. Ich bin nie nah genug an ihn rangekommen, um seine Augen zu sehen. Abgesehen davon hab ich auch früher schon weiße Wölfe gesehen, die gar nicht da waren.“ Ich runzelte die Stirn. „Nur nicht in letzter Zeit.“
    „Er ist hier“, beharrte Jessie.
    „Abe r – “
    „Kein Aber. Er ist hier irgendwo. Wir werden den Bastard finden und ihm das Herz rausschneiden.“
    „Sie mag dich“, bemerkte Will. „Das ist nicht zu übersehen.“
    Jessie warf ihm aus schmalen Augen einen Blick zu, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf mich richtete. „Du bist nicht verrückt, Leigh. Nicht mehr.“
    Ich wünschte, ich könnte mir da so sicher sein wie sie.

24
    Obwohl Jessies Glauben an mich half, hatte ich immer noch Zweifel an meiner geistigen Verfassung. Vielleicht würde ich die immer haben. Aber solange ich nicht wieder Selbstgespräche führend in einer Ecke hockte, hatte ich einen Job zu erledigen.
    „Wo sind diese toten Wölfe?“, fragte ich.
    „Ganz in der Nähe. Bist du fertig?“
    Ich nickte.
    Ich war müde, weil ich die ganze Nacht auf gewesen war. Aber die Zeit wurde langsam knapp. Keine Woche mehr bis zum Jagdmond, und die Liste toter Wölfe wurde länger. Es gab keine Möglichkeit festzustellen, wie viele der Kraftverzehrer schon getötet und gefressen hatte. Vielleicht führten wir einen aussichtslosen Kampf. Verdamm t – vermutlich taten wir das.
    Aber ich konnte nicht aufgeben. Ich bezweifelte, dass Jessie es gekonnt hätte. Aufzugeben lag keiner von uns im Blut.
    Mit Will auf den Fersen folgte ich ihr die Treppe runter. Von Damien war weit und breit nichts zu sehen. Ich schaute zu seiner Blockhütte, aber die Vorhänge waren zugezogen.
    „Tut mir leid, dass ich dich getreten habe“, sagte Jessie.
    „Ich hätte nicht kratzen sollen.“
    „Ich hab dich an den Haaren gezogen.“
    „Das Beißen war unnötig.“
    „Hört auf“, rief Will. „Ich komme schon wieder auf Touren.“
    Jessie und ich verdrehten die Augen; dann lachten wir, und sie schlug mir auf den Rücken. Alles war vergessen und vergeben.
    „Frauen“, murmelte Will.
    Zu dritt brachen wir in den Wald auf. Cadotte bildete das Schlusslicht.
    „Mach dir um ihn keine Sorgen“, sagte Jessie. „Er schwebt in seiner eigenen Sphäre. Um das hier zu entschlüsseln.“
    „Wird er sich nicht verlieren?“
    „Nee. So leicht wird man den nicht los.“
    „Ich habe das gehört!“, rief Will.
    Jessie grinste. Ich wollte das, was sie hatten, so sehr, dass ich das Verlangen danach auf der Zunge schmecken konnt e – ein unschöner Geschmack, wie Asche mit Zitronensaft.
    „Du weißt, was du tust?“, fragte sie mich.
    „Dir folgen.“
    „Ich meine mit Fitzgerald.“
    „Nein, keine Ahnung“, gestand ich.
    „Sex ist eine Sache, Leigh, abe r … “
    „Aber was?“
    „Bindungen.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Als Jägersucher kann man keine haben.“
    Ich zeigte ihr den erhobenen Mittelfinger, aber ich wusste, dass sie recht hatte.
    „Er könnte sonst wer sein, Leigh. Oder sonst was.“
    „Es ist bloß Sex“, versicherte ich ihr.
    „Ist er gut?“
    „Oh ja.“
    „Das dachte ich mir. Er sieht aus, als wüsste er, was er tut.“
    Ich drehte mich um. Will war dreißig Meter hinter uns stehen geblieben und starrte zum Himmel hoch. „Cadotte scheint in der Beziehung aber auch ziemlich auf Draht zu sein.“
    Obwohl er im Moment eher wie der Spitzenkandidat für den Forrest Gump des Jahres wirkte.
    Jessies Lächeln wurde verstohlen. „Das ist er auch. Und außerdem ist er kein Werwolf.“
    „Damien auch nicht. Der Ring, weißt du noch?“
    „Gestaltwandler der Extraklasse, weißt du noch? Nach allem, was wir wissen, hat Silber vielleicht überhaupt keine Bedeutung mehr.“
    Ich blieb wie angewurzelt auf dem Pfad stehen.
    „Daran hattest du noch nicht gedacht, oder?“
    Das hatte ich nicht. Verdammt .
    „Komm weiter.“ Jessie zog mich am Arm. Ich folgte ihr gehorsam.

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