Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang
vorne. Ganz sicher zu schnell, um ihr zu entgehen. Wills Kinn flog nach hinten.
Die beiden schüttelten die Köpfe wie begossene Pudel, dann fingen sie an, sich zu umkreisen.
Ich machte genau in dem Moment einen Schritt nach vorn, als Will einen ausgefeilten, asiatischen Roundhouse-Kick vollführte. Damien fing Wills Fuß kurz bevor er mit seiner Nase kollidierte ab. Ich blinzelte beeindruckt. Dann versetzte er Will einen Stoß, sodass dieser zu Boden ging.
Ich griff nach Damiens Arm. Er schüttelte mich ab. Sein Gesicht war entschlossen, seine Augen wild. Das hier war nicht gut.
In einer geschmeidigen Gymnastikbewegung sprang Will aus der Rückenlage wieder auf die Füße. Er täuschte an, attackierte und trat Damien die Beine unter dem Körper weg.
Damien stürzte hart zu Boden. Mit beinahe gefletschten Zähnen stürzte Will auf ihn zu. Was war bloß los mit diesen Typen? Sie waren nicht besser als Tiere. Ich sprang auf Wills Rücken.
„Hör auf!“, keuchte ich.
Will machte weiter, deshalb schlang ich ihm den Arm um den Hals und drückte ein bisschen zu. Mit einem erstickten Laut hielt er inne und gab Damien damit die Chance, wieder auf die Füße zu kommen. Er wirkte extrem angepisst.
Jessie wählte genau diesen Moment, um in meiner Tür zu erscheinen. „Was zum Teufe l – ?“
Sie riss mich an den Haaren von ihrem Freund runte r – was in Anbetracht der Länge ein echtes Kunststück war.
Ich hatte gewusst, dass wir uns fetzen würden; ich hatte bloß nicht erwartet, dass es so sein würde. Wir waren Erwachsene, Gesetzeshüter, Waffenkameraden. Wir sollten uns nicht kreischend und kratzend prügeln wie kleine Mädchen. Aber das taten wir.
Ich war wüten d – auf mich, die ganze Welt, was auch immer. Sie war ebenfalls ziemlich sauer, was ich ihr nicht verdenken konnte. Sie hatte mitbekommen, wie ich ihren Freund angesprungen und versucht hatte, ihn zu erwürgen. Was erwartete ich? Ein Dankeschön?
Was ich bekam, war eine zerkratzte Wange, ein gequetschtes Handgelenk und einen Tritt ans Schienbein. Letzteres tat wirklich weh.
„Miststück!“, knurrte ich und ging mit den Daumen auf ihre Augen los. Jemand zog mich zurück.
Jessie kam mit zu Klauen verkrümmten Händen auf mich zu. Will packte sie um die Taille. Die beiden stürzten zu Boden und überschlugen sich.
Ich hatte selbst genügend Probleme. Ein eisernes Band schnürte mir die Luft ab. Ich sah nach unten und erkannte Damiens Arm. Er hielt mich über dem Boden. Ich versuchte, ihn vors Knie zu treten.
„Hör auf, Leigh. Entspann dich.“
„Du hast leicht reden“, ächzte ich.
Er küsste mich auf den Hals, direkt unter dem Ohr. „Beruhig dich“, flüsterte er, und erstaunlicherweise wollte ich das auch.
IcherschlaffteinseinenArmen,undersetztemichwiederab.
„Lass mich los“, verlangte ich.
„Ich denke nicht daran.“
Er behielt den Arm um meine Taille, allerdings lockerte er den Griff, sodass ich atmen konnte. Meine ganze Rückseite war gegen seine Vorderseite gepresst, und er wirkte schrecklich glücklich, mich zu sehen. Kein Wunder, dass er mich nicht loslassen wollte. In dieser Hose, die er da anhatte, würde jeder sofort sehen, wie sehr er mich mochte.
Jessie fluchte immer noch, also setzte Will sich auf sie. „Lieber Himmel, Jess, wenn du schon Frauencatchen veranstalten willst, dann reiß dir wenigstens ein paar Klamotten vom Leib und spring in eine Schlammgrube.“
„Oder such dir einen Bottich voll Wackelpudding“, murmelte Damien.
Will sah ihn an und grinste. „Genau. Damit wir auch was davon haben.“
Ich runzelte die Stirn. Nur Minuten zuvor hatten die beiden versucht, sich gegenseitig umzubringen, und jetzt waren sie Kumpels?
Jessie und ich wechselten einen Blick. „Männer“, sagten wir gleichzeitig und im selben, angewiderten Ton.
Sie ignorierten uns.
„Sieht aus, als würdest du Leigh kennen“, sagte Will.
„Und du scheinst dich gut mit dem Sheriff zu verstehen.“
„Ich dachte, du würdest ihr wehtun“, erklärte Will.
„Wir hatten nur eine kleine Unstimmigkeit. Aber ich freue mich, dass du besorgt um sie bist.“
„ Sie steht übrigens hier“, fauchte ich. „Und sie kann auf sich selbst aufpassen.“
„Natürlich kann sie das“, erwiderte Damien leichthin und gab mich frei.
Ich drehte mich mit zusammengekniffenen Augen zu ihm um. Seine Worte hatten verdächtig gönnerhaft geklungen. Der rote Abdruck auf seinem Kiefer nahm mir jeden Kampfgeist. Ich wollte ihn berühren, ihn
Weitere Kostenlose Bücher