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Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang

Titel: Wolfsgesang - Handeland, L: Wolfsgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Handeland
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voller Hass wäre? Das könnte er nicht. Aber ich hatte die Liebe in seinen Augen erkannt. Ein Ausdruck, den ich schon einmal gesehen hatte. Ein Ausdruck, von dem ich nicht gedacht hätte, dass ich ihn noch mal sehen würde.
    Ich wünschte, ich könnte ihm sagen, dass ich ihn auch liebte, aber das ging nicht. Nicht, solange mein altes Leben nicht tot war.
    „Ic h – “
    Er legte seine Finger über meine Lippen und schüttelte den Kopf. „Wie steht’s jetzt mit dieser Dusche?“
    Meine Mundwinkel zuckten nach oben. Ich küsste seine Hand, nahm sie in meine und führte ihn ins Bad.
    Ich ließ Damien im Bett schlafend zurück. Wir hatten uns in der Dusche geliebt. Er hatte auf beiden Schultern Kratzer und am Hals einen Abdruck meiner Zähne. Vermutlich durfte ich mich jetzt nicht mehr über Jessie und Will lustig machen.
    Ich schaffte es, in mein Apartment zu laufen und die schmutzigen Klamotten zu wechseln, bevor Will in einem Jeep auf den Parkplatz einbog. Ich quetschte mich auf den Rücksitz.
    „Ihr nehmt nicht den Streifenwagen?“, fragte ich.
    Will schüttelte den Kopf. „Ein Polizeiauto vor ihrer Haustür würde Cora gar nicht gefallen. Die ganze Nachbarschaft würde sich fragen, was sie dieses Mal wohl angestellt hat.“
    Dieses Mal?
    Mit jeder verstreichenden Minute wuchs meine Vorfreude, Cora Kopway kennenzulernen.
    „Also, was hast du gemacht, während wir weg waren?“, wollte Jessie wissen.
    „Geschlafen.“
    Sie drehte sich zu mir um und zwinkerte mir zu. „Wir auch.“
    Ich musste unwillkürlich lächeln. Es war schon lange, lange her, dass ich eine Freundin gehabt hatte. In meinem alten Leben hätten Jessie und ich uns vermutlich nie getroffen, geschweige denn angefreundet. Das wäre ein großer Verlust gewesen. Ich mochte sie mehr, als ich je zugeben würde.
    „Was macht die Schulter?“, erkundigte ich mich.
    „Ich werd’s überleben.“
    „Schmerzhaft?“
    „Ja. Aber zumindest ist es nicht meine Pistolenhand.“
    Bei Jessie konnte man sich immer drauf verlassen, dass sie sich auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrierte.
    Sie drehte sich so, dass ihr Rücken zum Fenster zeigte, zuckte bei der Bewegung jedoch ein bisschen zusammen. „Ich habe mit Elwood gesprochen.“
    Oh-oh .
    „Er hat sich bei seinen ganzen alten Kameraden umgehört. Mit den Tankwarten, den Immobilienmaklern und jedem sonst geredet, dem ein Neuzugang in der Stadt aufgefallen sein könnte. Niemand hat Hector gesehen.“
    Ich runzelte die Stirn. Das war eigenartig.
    „Was nicht bedeutet, dass du verrückt bist“, versicherte sie mir rasch. „Es bedeutet lediglich, dass er sich bedeckt hält.“
    Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich selbst auch nicht das Gefühl, verrückt zu sein. Ich fühlte mic h … gut. Und konnte nicht aufhören zu denken: Was wenn?
    Was, wenn ich Hector tötete?
    Was, wenn Damien mich wirklich liebte?
    Was, wenn ich ihn liebte?
    Er konnte mir keine Kinder geben. Zumindest hatte er das gesagt. Aber die Medizin machte täglich Fortschritte. Was, wenn er geheilt werden könnte?
    Dann würde alles, was ich mir je erträumt hatte, in Erfüllung gehen.
    „Leigh?“
    Ich fokussierte den Blick auf Jessie. Sie wirkte besorgt.
    „Würdest du dich bitte auf das Thema konzentrieren.“
    „Tut mir leid. Hast du was gesagt?“
    Sie verdrehte die Augen. „Nimm deinen Kopf aus dem Schlafzimmer und hör mir zu. Selbst wenn es sich bei dem weißen Wolf nicht um Hector handelt, müssen wir das Biest trotzdem finden und töten.“
    „Da stimme ich völlig mit dir überein.“
    „Und falls er es wirklich nicht ist, jagen wir einfach weiter, bis wir den richtigen weißen Wolf aufspüren. Egal, wo er ist oder wie lange es dauert, ihn zu finden.“
    „Einverstanden.“
    Sie sah wieder nach vorn und schüttelte den Kopf. „Und sie behauptet, ich wäre plemplem.“
    Noch vor Kurzem hätten mich ihre Worte wütend gemacht. Jetzt wollte ich einfach nur lachen.
    Wir erreichten Coras Haus. Die winzige, zwischen hohe Nadelbäume gepferchte Blockhütte ließ mich an Hänsel und Gretel denken. Ich hoffte, dass sie keine Hexe war.
    Die Tür ging auf, noch bevor wir anklopfen konnten. Cora Kopway sah nicht aus wie eine Hexe. Nicht, dass ich je eine gekannt hätte.
    Sie war groß, gertenschlank und hatte langes, wallendes, schwarzes Haar, in dem sich nur eine Spur von Silber abzeichnete. Ihr Gesicht war von altersloser Schönheit. Sie hatte viele Dinge gesehe n – manche gut, manche schlecht, manche dazwische n

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