Wolfsgesicht
wie er sie lösen würde …«
»Ich habe eine Idee«, murmelte Justus leise, »Peter, warte.«
»Na ja, er ist doch immer so logisch, das bewundere ich so an ihm, und Peter, so sportlich. Peter, joggst du eigentlich immer noch so viel? Wobei joggen ja gar nicht so gesund sein soll, habe ich gehört, die Knochen, mein Vater, der ja an der Universität ist …«
»Mary«, unterbrach Justus streng. »Du wolltest doch durch den Trödelladen stöbern?«
»Ja, natürlich, Justus, ihr habt dort so wahnsinnig aufregende Sachen und …«
»Ich bin gleich wieder zurück«, erklärte Justus und verließ gemessenen Schrittes den Wohnwagen.
Peter dachte schon, er habe sich auf Nimmerwiedersehen verdrückt, als er kurze Zeit später wieder in der Zentrale stand. »Komm, Mary«, unterbrach er ihren Redeschwall.
Mary folgte ihm nach draußen, wo Onkel Titus die Besucherin erwartete und ihr zur Begrüßung ein Glas Saft in die Hand drückte. »Hallo, Mary! Du willst also mein Gebrauchtwarencenter inspizieren?«, fragte er.
»Aber gerne, Onkel Titus, ich darf dich doch wie letztes Jahr Onkel nennen …«, schnatterte sie los. Onkel Titus legte ihr freundschaftlich einen Arm um die Schultern und führte sie zielsicher vom Wohnwagen weg.
Justus kehrte zu Peter und Bob zurück, die vor dem Campingwagen gewartet hatten. Da drehte Mary noch einmal den Kopf herum. »Kommt ihr nicht mit?«, rief sie.
»Später«, brüllte Justus zurück. Dann schlug er seinen Freunden vor, sich eiligst auf die Fahrräder zu schwingen. »Wir fahren zu dir, Bob. Dort sind wir vor ihr am sichersten.«
Bob war einverstanden und so traten sie kurz darauf kräftig in die Pedale. Doch die Fahrt war umständlicher als vermutet: An mehreren Stellen des kleinen Städtchens wurden für den nächsten Tag Sicherheitsabsperrungen aufgestellt. Endlich trafen sie im Haus der Andrews ein. Ehe Bobs Mutter sie richtig wahrnehmen konnte, hatten sie sich bereits auf das Zimmer verdrückt.
»Meinst du nicht, dass das gegenüber Onkel Titus etwas gemein war?«, fragte Peter, als er sich neben Bob auf dessen ungemachtes Bett setzte.
»Er führt gerne andere Leute durch sein Geschäft«, antwortete Justus. Er hatte etwas vornehmer auf einem Sitzkissen Platz genommen. »Und Onkel Titus redet dabei mindestens ebenso viel wie Mary. Fast jeder Gegenstand hat eine Geschichte. Außerdem habe ich versprochen, dass wir ihm als Gegenleistung in den nächsten Tagen beim Ablaugen alter Möbel helfen.«
»Ich werde sie ihm auch noch ausbessern.« Peter grinste. »Hauptsache, wir sind Mary los.«
Auch Bob war einverstanden. »Darf ich nun mal erfahren, was es Neues gibt?« Aus Gewohnheit schaute er Justus an.
»Ich weiß auch noch nicht alles«, sagte Justus. »Peter war erst kurz vor euch gekommen. Aber Cotta hat heute früh angerufen. Er war außer sich vor Wut und hat mir Vorwürfe gemacht, dass wir uns nicht an die Abmachung hielten. Ich wusste gar nicht, worum es ging. Auch auf Ambler hat er geflucht. Offenbar hat Ambler auf eigene Faust bei Rodder vorbeigeschaut. Und du sollst bei Rodder eingebrochen sein, Peter?«
Der Zweite Detektiv nickte und erzählte, was am Abend zuvor geschehen war. Als er gerade schilderte, wie Rodder und Ambler die Seekiste geöffnet hatten, rief Bobs Mutter von unten herauf: »Bob, Telefon!«
»Moment, nicht weitererzählen«, sagte Bob und sprang auf. »Wahrscheinlich Sax Sendler. Ich hatte ihn wegen der Plastiktasche angerufen, die Wolfsgesicht bei seinem Überfall auf Outdoor World dabeihatte und die von einem Laden stammt, der zu seiner Musikagentur gehört.«
»Okay.«
Bob eilte aus dem Zimmer und Peter ging hinüber zu Bobs in Schülerkreisen äußerst geschätzter CD-Sammlung. Da der dritte Detektiv ab und zu bei Sax Sendler aushalf, saß er gewissermaßen an der Quelle. Aber auch durch seinen Vater, der bei der Zeitung arbeitete, erhielt er gelegentlich Besprechungsexemplare. Es mussten inzwischen tausende von CDs sein.
»Cirka 3400«, erklärte Justus. »Ich habe es kurz hochgerechnet.«
Peter lächelte und sah das Alphabet durch. Vor lauter Auswahl konnte er sich nicht entscheiden.
Kurze Zeit später kam Bob zurück. Er wirkte aufgeregt. »Es war Sendler«, platzte er heraus. »Erst konnte er sich an nichts Auffälliges erinnern. Dann fiel ihm ein, dass zweimal jemand angerufen hätte, um Peter Gabriel auf eine Wahlparty des Präsidenten einzuladen. Dabei ist Gabriel gar nicht bei Sendler unter Vertrag. Ohnehin ein Blödsinn.
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