Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut
gesehen.“ Edward starrte zu den Hexenwölfen. Sie waren vor Unsicherheit wie erstarrt.
Nic kam mit vier schnellen Schritten zu mir und zog mich in seine Arme. Edward ging schnurstracks zu Lydia.
„Ist es vorbei?“, fragte Nic, den Mund an meinem Haar.
„Noch nicht ganz.“
Billy kam zusammen mit mehreren anderen Männern auf die Lichtung geschlendert. Ich erkannte sie. Die Werwölfe aus dem Kellerverlies. Sie entwaffneten Edward.
„Gibt es eigentlich irgendjemanden, der nicht hinter dir her ist?“, herrschte Edward mich an.
Noch bevor ich antworten konnte, packte Billy Nic im Genick und schleuderte ihn so mühelos weg wie ich zuvor Lydia. Ich war wie gelähmt, konnte nichts dagegen tun.
„Ich habe euch das Fleisch der Jägersucher versprochen“, sagte er. „Schnappt ihn euch ebenfalls.“
Ich machte Anstalten, zu Nic zu laufen, aber Billy schlug mir mit dem Handrücken ins Gesicht.
Bevor ich nachdenken, mich konzentrieren, mich verwandeln konnte, wie ich es bei Lydia getan hatte, verpasste Billy mir noch eine. Dann fasste er mich um die Taille, riss mich an sich, presste seinen Mund auf meinen und saugte das Blut von meinen Lippen.
Der Typ tickte einfach nicht richtig.
Ich wehrte mich, aber Billy war nicht nur ein sehr großer, muskulöser Mann, sondern auch ein uralter und mächtiger Werwolf. Er hob den Kopf und starrte mir ins Gesicht. „Ich habe so lange darauf gewartet.“
Ich schloss die Augen vor dem Wahnsinn in seinen. Ich konnte den Mond nicht spüren, konnte mich wegen meiner Angst nicht konzentrieren.
Sein Körper war so nah an meinem, dass mir sein übler Geruch in die Nase drang. Seine Zähne knabberten an meinem Hals, und seine Hände betatschten meine Brüste. Es bestand keine Chance, dass ich mich weit genug zusammennehmen konnte, um die Stärke zu bündeln, die nötig war, um mich ihm zu widersetzen, und Billy war sich dessen bewusst.
In der Nähe ertönten Kampfgeräusche. Edward lieferte sich mit den Werwölfen aus dem Keller einen Kampf auf Leben und Tod, und ich konnte ihm nicht helfen.
„Ich wusste, dass du Lydia in den Arsch treten würdest“, raunte Billy. „Anschließend würde ich dir in den Arsch treten, und die Armee wäre dann mein.“
Ein eisiger Schauder lief mir über den Rücken. Billy als Oberbefehlshaber der Hexenwolfarmee? Die Welt wäre kein lebenswerter Ort mehr für irgendwen oder irgendwas. Ich bezweifelte jedoch, dass ihn das interessierte.
„Die Hexenwölfe.“
Das war Nics Stimm e – schwach zwar und benommen, aber er lebte.
Knurrend drehte Billy sich zu ihm um.
„Nein.“ Ich umklammerte seinen Arm.
Er versetzte mir einen Fausthieb gegen die Nase, und ich flog durch die Luft, bevor ich so unsanft landete, dass meine Zähne aufeinanderschlugen. Aber mein Wunsch ging in Erfüllun g – er richtete seine Aufmerksamkeit auf mich, und nicht auf Nic.
Ich versuchte aufzustehen, aber mir drehte sich der Kopf. Meine Nase blutete. Meine Zähne fühlten sich locker an. Billy packte mich am T-Shirt und stieß mich wieder zu Boden.
„Lydia hatte recht. Ich besorg’s dir besser, wenn du tot bist.“ Er legte mir seine riesigen Hände um den Hals. „Dann wirst du mir wesentlich weniger Probleme bereiten, und wirklich, es ist mir scheißegal, in welchem Zustand ich dich ficke.“
Ich versuchte zu sprechen, aber er drückte zu fest zu, deshalb fasste ich nach seinen Fingern und zog daran. Er lachte. „Du bist nicht stark genug. Das warst du nie. Zum Teufel, du hast mich einmal umgebracht, und es war nicht von Dauer. Eine zweite Chance bekommst du nicht.“
„Du irrst dich“, keuchte ich. „Ich bin stärker.“
Grinsend ließ Billy von mir ab. „Beweise es.“
Ich musste nicht gegen ihn kämpfen. Nics Worte hatten mich an etwas erinnert. Nur der mächtigste aller Schamanen konnte die Hexenwolfarmee befehligen. Aber die Macht eines Schamanen hatte nichts mit Körperkraft, sondern ausschließlich mit Magie, Mysterien und Glauben zu tun.
Ich nahm das Amulett zwischen die Finger. Entweder das hier funktionierte, oder wir würden alle sterben.
„Tötet ihn“, flüsterte ich.
Die Hexenwölfe jaulten, in Billys Augen dämmerte Begreifen, dann wurde alles schwarz.
35
Umarme die Macht. Bringe deine Suche zu Ende. Die Antwort liegt in dir verborgen .
Die Worte kamen aus der Dunkelheit und von einer Stimme, die ich nicht kannte. Ich erwachte in einer völlig neuen Wel t – an einem wunderschönen Ort voller Farben, Licht und Düfte. Menschen
Weitere Kostenlose Bücher