Wolfsglut - Handeland, L: Wolfsglut
Montana gefunden haben?“
Alle wurden still.
„Ich habe es verloren“, gestand ich. „Ich weiß nicht genau, wo.“
Edward sah mich böse an.
„Ich hatte ein Loch in der Hosentasche. Kommen Sie schon, verklagen Sie mich.“
„Wir sollten uns jetzt wegen des Totems nicht den Kopf zerbrechen“, warf Will ein. „Sie haben es seit dem ersten Mal nicht mehr gebraucht.“
Wer weiß, vielleicht hätte ich es selbst da eigentlich nicht gebraucht. Trotzdem wünschte ich mir, das Amulett in meinem Besitz zu haben oder zumindest zu wissen, wer es hatte. Aber wenn Wünsche Pferde wäre n …
„Ich werde morgen mit Mr. Banks sprechen.“
„Wir werden mit ihm sprechen, Kumpel. Gemeinsam.“
„In Gegenwart eines Fremden wird er vielleicht nicht offen sprechen.“
„Du bist ebenfalls ein Fremder.“
„Wir gehören zum selben Stamm. Also sind wir keine Fremden.“
„Wenn du das sagst.“
„Du könntest nach Fairhaven zurückkehren“, schlug Will vor. „Bestimmt brauchen sie dich dort.“
„Ich werde nicht zulassen, dass du allein losziehst und dich mit einem Typen triffst, den wir noch nicht mal kennen. Er könnte sich als alles Mögliche entpuppen. Hältst du mich eigentlich für bescheuert?“
Mein Blick schweifte zu Nic, und ich sah, dass er die Liste der Opfer studierte, die wir auf der Polizeiwache kopiert und mitgenommen hatten. Bei all der Aufregung hatte ich sie vollkommen vergessen.
„Wir haben eine Liste mit den Opfern“, verkündete ich.
„Warum haben Sie das nicht früher gesagt?“ Jessies Stimme klang unwirsch. „Lesen Sie sie vor. Will kann vielleicht etwas damit anfangen.“
Nic hatte bereits Jessies Laptop eingeschaltet. Er ließ die Knöchel knacken und zwinkerte mir zu. Diese leichtere Seite seiner Persönlichkeit war beinahe genauso faszinierend wie die dunklere, erotische.
„Es wird nur eine Minute dauern. Ihr würdet nicht glauben, was das FBI alles über Menschen herausfinden kann.“
„Und ob ich das glaube“, brummte Will.
Will war ein bekannter Aktivist gewesen, bevor er sich den Jägersuchern angeschlossen hatte. Sein Name stand auf einer Vielzahl von Überwachungslisten. Ohne Zweifel auch auf der des FBI .
Während Nic sich in seine Suche stürzte, untersuchte ich Edwards Paket. Darin waren nicht nur meine auf Diskette gespeicherten Formeln und Aufzeichnungen, sondern auch eine Dosis des Serums für den Notfall, die sich schon allzu bald als sehr nützlich erweisen dürfte.
Ich steckte die Phiole ein, als Nic im selben Moment sagte: „Sieh mal einer an.“
„Was ist?“, fragten Jessie und Will gleichzeitig. Edward wartete wortlos ab.
„Jeder der verschwundenen Bewohner besaß sein eigenes Haus, Geschäft oder ein Stück Land in Fairhaven.“
„Also gehörte jedem Opfer ein Teil der Stadt“, folgerte Jessie. „Und deswegen mussten sie sterben. Aber warum?“
Nic tippte ein paar weitere Begriffe ein, dann richtete er sich blinzelnd auf und murmelte: „Oh-oh.“
„Was soll ‚Oh-oh‘ heißen?“, wollte Edward wissen. „Ich hasse ‚Oh-oh‘.“
„Fairhaven wurde auf einer Begräbnisstätte der Ojibwa erbaut.“
„Es gibt also noch mehr Gräber als das eine, neben dem wir den Sheriff und Cora fanden?“, fragte ich.
„Dieser Information zufolge liegen die meisten Toten in einer Senke ein Stück außerhalb der Stadt begraben.“
Ich war dort gewesen. Zusammen mit Lydia und Basil. Zufall? Nie und nimmer.
Dem Blick, den Nic mir zuwarf, nach zu urteilen, glaubte er ebenso wenig an einen Zufall.
„Warum wurden wohl gerade dort so viele bestattet?“, überlegte er laut.
„Weil man sie, anstatt sie einzeln zu beerdigen, einfach zusammen in ein Loch geworfen hat“, erklärte Will. „Das war viel einfacher, und warum sollte man auch seine kostbare Zeit an ein paar Rothäute verschwenden.“
„Also ein Massaker?“, folgerte Jessie.
„Höchstwahrscheinlich.“
„Aber zumindest wissen wir jetzt, warum die Hexenwölfe hier sind“, schloss Will.
„Tun wir das?“ Ich schaute zu Nic, der mit den Schultern zuckte.
„Nun, sie beschützen die Grabhügel der Krieger vor Schändungen.“
„Was für Schändungen könnten das sein?“, bohrte ich nach. „Wir haben weder aufgewühlte Erde noch alte Knochen gesehen.“
„Ihre Grabstätten zu kaufen, ihr Lan d – das nicht verkäuflich wa r – zu besitzen, ist Schändung genug.“
„Alles ist verkäuflich, Kumpel. Gewöhn dich dran.“
„Man kann die Erde nicht kaufen. Oder einen
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