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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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halben Kopf größer als ihr Bruder - und redete mit leiser Stimme auf sie ein, sah aber zwischendurch immer wieder nervös zur Tür. Ein flüchtiges Stirnrunzeln huschte über sein Gesicht, als er den blutenden Schnitt auf Stefans Wange erblickte, aber er verlor kein Wort darüber. Statt dessen fuhr er Stefan an: »Verdammt, kannst du eigentlich überhaupt nichts richtig machen?«
    »Laß ihn«, sagte Rebecca. »Es war nicht seine Schuld.«
    Roberts Blick machte deutlich, daß er ihr nicht glaubte. Trotzdem klang seine Stimme beherrschter, als er von neuem ansetzte: »Was ist passiert? Wo ist der Leibwächter, den ich euch mitgegeben habe?«
    »Tot«, antwortete Rebecca an Stefans Stelle. Sie sprach schnell, mit ganz leicht erhobener Stimme. »Die Hunde haben ihn erwischt.«
    Hunde? Ihre Geistesgegenwart hatte Rebecca jedenfalls nicht verloren, dachte Stefan. Er nickte und fügte mit angemessen betroffenem Gesicht hinzu: »Der arme Kerl hatte keine Chance. Sie haben ihn regelrecht in Stücke gerissen.«
    »Wahrscheinlich, weil er eine Waffe hatte«, sagte Rebecca. »Ich nehme an, sie sind darauf trainiert, zuerst auf Bewaffnete loszugehen. Es ging unglaublich schnell. Wenn dieser andere Mann nicht gekommen wäre, dann wären wir jetzt auch tot.«
    Was Stefan zu der Frage brachte, wo der Amerikaner so plötzlich hergekommen war. Er sah wieder zur Tür zurück. Dorn, der Bodyguard und
    White hatten dem Blonden mittlerweile auf die Füße geholfen. Sein Arm blutete immer noch heftig, aber er wirkte trotzdem erstaunlich gefaßt. Man sah es ihm nicht unbedingt an, aber er war wirklich ein harter Bursche. White schien sich seine Männer sehr gut auszusuchen.
    »Der Wagen ist unterwegs«, sagte White. »Er muß in fünf Minuten hier sein. Haben Sie einen Verbandskasten im Haus?«
    »Im Bad.« Robert gestikulierte hinter sich. »Kommen Sie, ich zeige es Ihnen.«
    Er eilte voraus. Stefan wollte White und ihm folgen, aber Dorn hielt ihn zurück. »Sie bleiben hier«, sagte er. Jede Spur von Freundlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. Er klang auch nicht zornig, aber die kalte Entschlossenheit in seinen Worten war beinahe schlimmer. Die Liste derer, von denen sie keine Gnade mehr zu erwarten hatten, wurde allmählich länger.
    Er versuchte nicht, sich irgendwie zu widersetzen, ging aber mit schnellen Schritten an Dorn vorbei zur Hintertür und schloß sie. Nicht, daß es etwas nützen würde. Die untere Hälfte der Glasscheibe war zerborsten, als er dagegengefallen war, und der verbleibende Rest würde die beiden anderen Ungeheuer wohl kaum aurhalten. Er konnte spüren, daß sie dort draußen waren und ihn anstarrten; ein Teil der Nacht, der jeder seiner Bewegungen aus unsichtbaren Augen folgte. Sie waren auch hier drinnen nicht sicher. Ganz und gar nicht. Er konnte nur hoffen, daß die Anwesenheit von drei oder vier bewaffneten Männern Sonja und ihren Bruder abschreckte. Immerhin hatte der letzte Angriff bewiesen, daß auch diesen halb mythischen Ungeheuern Grenzen gesetzt waren. Der Wolf dort draußen vor der Tür war eindeutig tot.
    »Also?« fragte Dorn.
    »Was - also?«
    Dorns Mundwinkel zuckten. Für eine Sekunde blitzte Wut in seinen Augen auf, aber er beherrschte sich. Noch. »Stellen Sie meine Geduld nicht zu sehr auf die Probe«, sagte er. »Was ist dort draußen passiert? Woher kommt dieses... Vieh?«
    »Ich habe nicht -«, begann Stefan.
    Dorn unterbrach ihn mit einer wütenden Geste, warf aber trotzdem erst noch einmal einen nervösen Blick in die Dunkelheit hinaus, ehe er sprach. »Zum letztenmal: Übertreiben Sie es nicht! Wir haben ein halbes Dutzend Tote im Krankenhaus gefunden. Bewaffnete Männer. Männer mit - wie sagten Sie doch gleich? - slawischem Aussehen.«
    »Und?« fragte Stefan. Er wußte, daß er den Bogen nicht überspannen durfte. Dorn war am Ende seiner Geduld. Und er zweifelte nicht daran, daß der Mann ziemlich unangenehm werden konnte. Aber er mußte Zeit gewinnen. Ihr Zusammentreffen mit Sonja hatte ihm endgültig klargemacht, daß sie weder von der Polizei noch von Roberts bezahlten Leibwächtern irgendwie Hilfe zu erwarten hatten. Seine letzte Chance war White. Er mußte einfach irgendwie Zeit gewinnen, bis der Amerikaner zurückkam.
    »Fragen Sie White«, sagte er schließlich.
    »Warum? Müssen Sie Ihre Antworten vorher mit ihm abstimmen?«
    »Wenn Sie so wollen.« Stefan spürte, daß er damit nun
eindeutig
zu weit gegangen war, und fuhr in etwas versöhnlicherem Ton fort: »Die

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