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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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gestürzt, hätte der Amerikaner nicht blitzschnell zu ihm aufgeschlossen und ihn gleichzeitig in die Höhe und mit sich gerissen.
    Wie von Furien gehetzt rannten sie durch den Garten und auf das Haus zu. Auch die Rückseite war jetzt hell erleuchtet. Sämtliche Lichter brannten. Die Hintertür stand weit auf. Stefan konnte eine Anzahl Schatten erkennen, die sich davor und dahinter bewegten. Jemand schrie.
    Doch es war auch hinter ihnen nicht still. Der Wolf hatte aufgehört zu heulen; statt dessen erklang hinter ihnen ein unheimliches Knurren und Geifern, und Stefan konnte regelrecht spüren, wie die Bestie heranraste; fast, als bewege sie sich so schnell, daß sie eine Welle aus heißer, kompromierter Luft vor sich herschob.
    Sehr viel langsamer schien der Wolf auch tatsächlich nicht zu sein. Sie hatten das Haus fast erreicht, und er konnte erkennen, daß mit Ausnahme Westmanns tatsächlich alle zusammengelaufen waren: Robert, seine beiden noch lebenden Leibwächter, White und natürlich Dorn, der ebenfalls eine Waffe gezogen hatte. Rebecca stürmte zwischen White und dem Polizeibeamten hindurch und riß beinahe ihren Bruder von den Füßen, der sie in Empfang nehmen wollte, ihr
    Tempo aber eindeutig unterschätzt hatte. Stefan visierte die gleiche Lücke an und versuchte noch ein bißchen Kraft für einen Endspurt zu sammeln, aber plötzlich versetzte ihm Whites Mann einen Stoß, der ihn haltlos gegen die Tür taumeln ließ. Das Glas zerbrach klirrend. Eine Scherbe schnitt brennend in seine Wange. Er fiel, sah noch im Sturz, wie der blonde Amerikaner herumwirbelte und in der gleichen Bewegung seine Waffe hochriß.
    Ein gigantischer Schemen flog aus der Dunkelheit auf den Mann zu und riß ihn von den Füßen. Er schoß, aber das Mündungsfeuer stach harmlos an dem Wolf vorbei. Das Tier kam elegant hinter ihm auf, wirbelte auf der Stelle herum und schnappte geifernd nach seiner Kehle. Der Amerikaner riß gedankenschnell den Arm in die Höhe, so daß sich die Zähne der Bestie tief in seinen linken Unterarm gruben. Der Mann schrie vor Schmerz, aber er bewies trotzdem eine fast unglaubliche Kaltblütigkeit: Statt den Arm zurückzureißen, stieß er ihn im Gegenteil weiter vor, schob den Wolf auf diese Weise ein kleines Stück von sich fort und drängte die andere Hand zwischen sich und das Tier. Die Mündung seiner Pistole bohrte sich in den Unterkiefer des Wolfs.
    Es ging zu schnell, als daß Stefan wirklich begriff, was er sah - geschweige denn, daß er es
glaubte.
    Der Blonde feuerte dreimal hintereinander. Die Kugeln durchschlugen den Unterkiefer des Wolfs, seinen eigenen Arm und dann den Schädel des Tieres. Der Hinterkopf des Wolfs flog in einer Explosion aus Knochensplittern, Fell und Blut auseinander, und das Tier brach wie vom Blitz getroffen zusammen.
    Trotzdem ließen die gewaltigen Kiefer des Tieres den Mann nicht los. Erst als Dorn und einer der Bodyguards ihm zu Hilfe eilten, gelang es ihnen, die Fänge des toten Wolfs aus seinem Arm herauszuziehen. Der zweite Leibwächter trat mit gezückter Waffe neben sie und zielte in die Dunkelheit hinaus.
    »Gehen Sie nicht weiter«, warnte Stefan. »Da draußen sind noch mehr.«
    Dom sah mit einem Ruck hoch. Er sah erschrocken aus, viel mehr aber noch irritiert. Er sagte nichts, sondern wandte sich wieder um und ließ sich neben dem Amerikaner in die Hocke sinken. Der Schrecken auf seinem Gesicht vertiefte sich, als er sah, wie schlimm der Wolf den Arm des Mannes zugerichtet hatte.
    »Oh verdammt«, murmelte er. Dann, lauter; »Einen Krankenwagen. Westmann! Wo sind Sie? Wir brauchen -«
    »Nein«, sagte White.
    Nicht nur Dorn sah ungläubig zu White zurück. »Wie bitte?«
    »Wir brauchen keinen Krankenwagen«, sagte White noch einmal. »Ich kümmere mich darum.«
    »Sind Sie verrückt?« Dorn deutete heftig gestikulierend auf den blonden Amerikaner. »Der Mann verblutet, wenn er nicht sofort in ein Krankenhaus kommt.«
    »Das wird er auch«, bestätigte White grimmig. »Aber in unser Krankenhaus.« Er griff in die Tasche, zog ein Handy heraus und begann mit dem Daumen eine Nummer einzutippen. »Bitte nehmen Sie es mir nicht übel, aber ich habe doch mehr Zutrauen zu unseren Ärzten.« Er drehte sich halb um und begann auf englisch in das Handy zu reden.
    Stefan hatte sich mittlerweile zu Rebecca und Robert durch' gearbeitet. Robert hatte seine Schwester nun doch in die Arme geschlossen - es sah irgendwie seltsam aus, fand Stefan; immerhin war Rebecca einen

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