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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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-nichts rührte sich -, dann drehte er sich um und sah zu Eva hin. Er hatte gehofft, daß sie schlafen würde, aber sie saß stocksteif aufgerichtet auf dem Bett und blickte abwechselnd und sehr aufmerksam ihn und Rebecca an. Er wußte jetzt, daß sie jedes Wort verstand.
    »Aber ich kann nicht ohne sie leben«, sagte Rebecca schließlich doch.
    »Ich... ich
kann
nicht, Stefan, versteh das doch.«
    Natürlich verstand er sie. Er
wußte,
daß es so war. Und sie wußte, daß es gleichzeitig so war, wie er gesagt hatte. Eva konnte nicht bei ihnen leben; nicht bei ihnen, und schon gar nicht in ihrer Welt. Es war eine ausweglose Situation. Um so mehr, als er auch zugleich ahnte, daß sie auch nicht in
ihrer
Welt leben konnten.
    »Da kommt jemand«, sagte Rebecca plötzlich.
    Stefan drehte sich wieder zum Fenster um. Die hintere Tür des Wagens war aufgegangen, und eine schlanke Gestalt stieg heraus. Die beiden Schemen auf den anderen Sitzen waren immer noch da.
    Der Mann schloß die Wagentür hinter sich - vermutlich sehr leise, um keinen unnötigen Lärm zu machen, der irgendwelche Nachbarn alarmieren mochte -, drehte sich um und kam mit langsamen Schritten über die Straße.
    »Du bleibst hier«, sagte er. »Ganz egal, was passiert, geh nicht aus dem Zimmer. Paß auf Eva auf.«
    Er verließ das Zimmer, ohne ihre Antwort abzuwarten, und eilte die Treppe hinab. Unten schien keine Zeit vergangen zu sein. Dorn und White standen noch immer da und debattierten miteinander, und Robert schien noch blasser geworden zu sein.
    »Jemand kommt«, sagte er. »Einer von Barkows Männern.«
    Er deutete auf die Tür. Robert fuhr erschrocken zusammen, und auch Dorn hatte sich nicht gut genug in der Gewalt, um seine Waffe nicht ein wenig höher zu heben und damit auf die geschlossene Tür zu zielen. Einzig White reagierte so schnell und richtig, wie Stefan es erwartet hatte: Er wandte sich zur Tür um, dirigierte Roberts Leibwächter mit einer Geste so, daß er im toten Winkel dahinter stehen würde, wenn sie aufging, und machte gleichzeitig mit seiner künstlichen Hand eine Bewegung in Stefans Richtung. »Bleiben Sie dort!«
    Stefan blieb auf der vorletzten Stufe stehen. Er war hellwach. Alle seine Sinne waren bis zu Zerreißen angespannt, aber er war äußerlich noch immer ganz ruhig.
    White drehte den Türknauf, zog die Tür einen Spaltbreit auf und griff dann in die Manteltasche, um seine Waffe zu ziehen. Erst danach streckte er die künstliche Hand erneut nach der Tür aus und öffnete sie ganz. Stefan blieb gehorsam auf der vorletzten Stufe stehen; ganz instinktiv so, daß er sehen konnte, was im Bereich vor der Tür geschah, ohne sofort selbst gesehen werden zu können.
    Der Mann, der draußen erschienen war, hatte ungefähr seine Größe und war von kräftiger Statur. Er hatte die Hände halb erhoben und nach vorne gestreckt, um zu zeigen, daß er unbewafmet war. Stefan suchte vergeblich auf seinem Gesicht nach einer Spur von Furcht oder auch nur Nervosität. Er schien hundertprozentig sicher zu sein, daß ihm nichts passieren konnte.
    White selbst redete ihn in russischer Sprache an. Eine halbe Sekunde lang wirkte der Mann überrascht und aus dem Konzept gebracht, dann antwortete er in derselben Sprache. Er machte eine heftige Geste mit der linken Hand, auf die White mit einem Kopfnicken reagierte. Dann drehte er sich halb herum und sagte:
    »Die Typen haben zu viele John-Wayne-Filme gesehen.«
    »Und was genau soll das bedeuten?« fragte Dorn gepreßt.
    White lachte leise und deutete mit seiner Handprothese auf Stefan. »Sie wollen ihn und seine Frau. Wenn die beiden innerhalb von fünf Minuten herauskommen, lassen sie uns am Leben.«
    »Wie zuvorkommend«, sagte Dorn nervös. »Und die Kerle glauben wirklich, wir opfern zwei von uns und sehen in aller Ruhe zu, wie sie sie abknallen?«
    »Darf ich das als ein Nein interpretieren?« fragte White. Seine Stimme klang fast amüsiert. Ohne Doms Antwort abzuwarten, sah er zu Stefan hoch, lächelte kalt und drehte sich dann zu Robert um. »Was meinen Sie?«
    »Sind Sie wahnsinnig geworden?« keuchte Robert. »Ich opfere doch nicht meine Schwester!«
    »Das dachte ich mir«, seufzte White. Er sagte irgend etwas auf russisch zu dem Söldner, worauf dieser mit einem abfälligen Lächeln und einem Kopfschütteln reagierte.
    »Was hat er gesagt?« wollte Robert wissen.
    Dorn wies auf den Security-Mann, der im toten Winkel hinter der Tür stand. Er war nervös, strahlte aber kaum Furcht aus.

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