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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Couch geduckt und zitterte vor Angst, aber wenigstens hatte er aufgehört zu wimmern. Stefan konnte seinen Schweiß riechen, der nur aus Panik und Furcht zu bestehen schien, und für einen Moment mußte er mit aller Gewalt gegen den Impuls ankämpfen, sich einfach auf ihn zu stürzen und die Zähne in seinen Hals zu schlagen, sein warmes Blut zu schmecken und -
    Stefan schloß für eine Sekunde die Augen, ballte die Hände zu Fäusten und kämpfte mit aller Gewalt gegen die unheimlichen Empfindungen und Gefühle an, die aus seinem Inneren emporstiegen wie rote Lava aus dem Schlund eines Vulkans, der unversehens ausbrach, ebenso heiß und fast genauso unaufhaltsam.
    Es gelang ihm. Der Wolf in ihm zog sich noch einmal zurück. Aber er hatte nicht das Gefühl, den Kampf wirklich gewonnen zu haben. Das Ding in ihm hatte ihn nicht angenommen, weil es nicht nötig war. Es brauchte nur abzuwarten.
    »Sie kommen«, sagte er. »Drei Mann.«
    White nickte nur. Dorn ergriff seine Pistole mit beiden Händen, und praktisch in der gleichen Sekunde zerbarst auch das zweite Fenster, und zwei dunkel gekleidete Gestalten hechteten ins Zimmer.
    Durch das
andere
Fenster.
    Stefan begriff - wie alle anderen - zu spät, daß die Salve auf das Fenster ein Ablenkungsmanöver gewesen war. Noch während sie den fliegenden Scherben zusahen, sprang einer der beiden Söldner auf die Füße, riß seine Maschinenpistole hoch und bestrich den Raum mit einer lang anhaltenden, hämmernden Salve. Der zweite sprang blitzartig hoch, rammte White den Ellbogen in die Kehle und schlug ihm, als er sich krümmte, den Lauf seiner Waffe in den Nacken.
    Alles geschah unglaublich schnell. Es war wie White gesagt hatte: Es würde kein minutenlanges Feuergefecht geben, sondern einen einzigen, unvorstellbaren Ausbruch der Gewalt, der wie ein Feuersturm durch das Haus toben und nichts Lebendes zurücklassen würde. Dorn schrie auf und kippte zur Seite, während der Bodyguard verzweifelt vor der MPi-Salve davonzurollen versuchte, die hinter ihm Löcher in den Boden stanzte. Robert brüllte, und Stefan hörte allein am Ton seiner Stimme, daß er getroffen worden war. Praktisch gleichzeitig erschien eine weitere, dunkle Gestalt im Rahmen das gerade zerschossenen Fensters und trat hindurch.
    Der Wolf in Stefan heulte schrill auf, und diesmal kam sein Angriff zu überraschend, als daß er ihm noch Widerstand leisten konnte. Er wollte es auch nicht. Mit einer einzigen kraftvollen Bewegung flankte er über das Treppengeländer, kam mit einer Rolle auf die Füße und stürzte sich auf den Söldner.
    Der Mann war nicht annähernd so überrascht, wie er es gehofft hatte, sondern riß sofort seine Waffe in die Höhe. Ihr Lauf bohrte sich mit grausamer Wucht in Stefans Magen, aber der Schmerz, der ihm unter normalen Umständen wahrscheinlich das Bewußtsein geraubt hätte, war jetzt seltsam unwirklich. Er nahm ihm keine Kraft, sondern schien im Gegenteil plötzlich zu etwas zu werden, das er nehmen und umdrehen und in eine Woge von Wut und Zorn verwandeln konnte, die ihm neue Energie
gab,
statt ihn zu schwächen. Noch bevor der Söldner abdrücken konnte, riß er ihm mit der puren Wucht seines Ansturmes von den Füßen, entrang ihm die Waffe und stieß ihm den Kolben ins Gesicht. Der Mann kippte lautlos nach hinten.
    Ein dumpfer Schlag traf seine Seite. Stefan taumelte, ließ die erbeutete Waffe fallen und starrte eine Sekunde lang verwirrt auf das Blut, das sein Hemd dunkel färbte. Er spürte überhaupt keinen Schmerz, aber als er einen Schritt machen wollte, wich alle Kraft aus seinen Beinen. Er sah auf die Knie herab, streckte die Arme nach vorne, um seinen Sturz irgendwie aufzufangen, und spürte schon vorher, daß auch darin keine Kraft mehr war. Hilflos stürzte er auf das Gesicht. Es tat sehr viel mehr weh als die Kugel, die er abbekommen hatte.
    Aber das spielte keine Rolle mehr. Es war vorbei. In ein paar Sekunden würde er keine Schmerzen mehr fühlen. Obwohl er immer schneller auf eine dunkle Bewußtlosigkeit zuglitt, registrierte er doch jedes noch so winzige Detail rings um sich herum mit phantastischer Klarheit. Die Söldner hatten gewonnen; wie White prophezeit hatte, in deutlich
weniger
als einer Minute. White lag am Boden, hatte beide Hände um den Hals gekrampft und versuchte verzweifelt zu atmen. Robert wälzte sich brüllend über den Teppich und umklammerte sein Knie, das von einer fehlgeleiteten Kugel in einen Brei aus Blut, rotem Fleisch und

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