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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Poltern, das er gehört hatte, stammte von seiner Waffe, die er hatte fallen lassen.
    Wissler flankte ein zweites Mal über den Tisch, stieß den sterbenden Soldaten zu Boden und bückte sich nach der Maschinenpistole. Barkows Waffe ließ er achtlos fallen.
    »Was... was tun Sie?« stammelte Stefan. Er fühlte sich immer noch wie gelähmt, gefangen in einem Alptraum, der in jeder Sekunde bizarrer wurde.
    »Ich versuche, unser Leben zu retten, Sie Narr«, antwortete Wissler. »Weg von der Tür! Beide!«
    Endlich überwand Stefan seine Lähmung. Er sprang hoch, zerrte Rebecca ebenfalls von ihrem Stuhl in die Höhe und bugsierte sie unsanft in die andere Hälfte des Zimmers. Um ein Haar wäre er dabei über Barkows Leiche gestolpert. Er wollte nicht hinsehen, tat es aber trotzdem und bedauerte es im gleichen Augenblick, als er sah, was die beiden Kugeln seinem Gesicht angetan hatten.
    Mittlerweile hatte Wissler den toten Soldaten von der Tür weggeschleift und sie geschlossen. Hastig zerrte er einen Stuhl herbei, rammte ihn unter die Klinke und verkeilte ihn mit einem Fußtritt, der das altersschwache Möbel beinahe in seine Bestandteile zerlegt hätte.
    Stefans Gedanken rasten. Wieviel Zeit war seit dem ersten Schuß vergangen? Fünf, sechs Sekunden? Allerhöchstens. Aber auf der anderen Seite der Tür wurden bereits Schreie laut und polternde Schritte, die schnell näher kamen.
    »Sie... Sie verdammter Idiot!« stammelte er. »Was haben Sie getan? Warum? Wissen Sie, was Sie getan haben? Sie haben uns alle umgebracht!«
    Wissler kam zurück. Im Vorbeigehen raffte er die Aktenmappe mit Barkows Unterlagen an sich und schob sie unter seine Jacke. »So schnell stirbt es sich nicht«, sagte er. »Zur Seite!«
    Stefan und Rebecca, die noch immer vollkommen paralysiert zu sein schien, gehorchten, und Wissler trat an das mittlere der drei großen Fenster und öffnete es. Mit zwei, drei kräftigen Hieben mit der Maschinenpistole schmetterte er die Bretter heraus, mit denen es vernagelt war, beugte sich vor und blickte eine Sekunde ins Freie. Stefan verstand nicht genau, was er sagte, aber es hörte sich wie ein Fluch an.
    Ein heftiger Schlag traf die Tür, dann begann eine schrille, fast hysterische Stimme auf russisch zu schreien. Wissler antwortete in derselben Sprache, und für einen Moment hob draußen ein wütendes Stimmengewirr an.
    »Was haben Sie ihnen gesagt?« wollte Stefan wissen.
    »Daß ich den Major erschieße, wenn sie versuchen, die Tür aufzubrechen«, antwortete Wissler. Er drehte sich im Kreis und sah sich mit fast verzweifelten, immer nervöser werdenden Blicken um. Es fiel Stefan nicht besonders schwer, herauszufinden, wonach er suchte.
    Mit zwei, drei schnellen Schritten war er bei dem Fenster, das Wissler eingeschlagen hatte, und beugte sich hinaus. Er sah nichts. Unter dem Haus gähnte ein bodenloser, schwarzer Abgrund.
    Wieder wurde gegen die Tür gehämmert, und dieselbe Stimme wie gerade schrie etwas, worauf Wissler diesmal nicht antwortete. Einen Moment später fiel ein einzelner Schuß. Sie konnten hören, wie die Kugel in die Tür fuhr, aber die gut handdicken Bohlen hielten.
    »Sie haben uns benutzt«, sagte Rebecca plötzlich. »Sie gehören zu denen, vor denen Barkow Angst hatte, nicht wahr? Sie... Sie verdammter Mistkerl haben uns benutzt, um an ihn heranzukommen!«
    »Jeder tut seine Pflicht«, antwortete Wissler. Er senkte den Blick, ließ ihn suchend über die Fußbodenbretter gleiten und trat ein paarmal und an verschiedenen Stellen mit dem Absatz auf den Boden. Es klang in verschiedenen Tonlagen hohl.
    »Pflicht!!«
Rebecca keuchte. Das nennen Sie ihre
Pflicht?!«
Plötzlich fuhr sie herum, stürmte auf Wissler los und versuchte mit beiden Fäusten auf ihn einzuschlagen. »Sie verdammter Mörder!«
    Wissler nahm die beiden ersten Ohrfeigen ohne sichtbare Reaktion hin, dann packte er blitzschnell ihre Handgelenke und hielt sie mit solcher Kraft fest, daß es weh tun mußte. Stefan sog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein und machte einen halben Schritt auf ihn zu, aber ein einziger, kurzer Blick aus Wisslers Augen ließ ihn wieder erstarren.
    »Lassen Sie mich los!« schrie Rebecca. »Rühren Sie mich nicht an, Sie Mörder!«
    Wissler setzte zu einer Antwort an, aber in diesem Moment fielen draußen wieder Schüsse, und sie konnten hören, wie die Kugeln wie Hagelkörner in die Tür fuhren. Wissler versetzte Rebecca eine derben Stoß, der sie rückwärts in Stefans Arme taumeln

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