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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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sich der Soldat rückwärts gehend bis an die vernagelten Fenster zurückzog. Anders als Barkow und der Mann an der Tür war er bewaffnet; mit einer kurzläufigen Maschinenpistole, auf die er nun in einer ganz bestimmt nicht zufälligen Geste die Hände legte. Irgend etwas war passiert. Etwas ganz und gar nicht Gutes.
    »Ist... irgend etwas nicht in Ordnung?« fragte Stefan zögernd.
    Barkow sah ihn auf eine Art an, die einen Eisriesen aus der nordischen Mythologie auf der Stelle zum Gefrieren gebracht hätte. »Ja. Es ist in der Tat etwas nicht in Ordnung.«
    Er rutschte lautstark mit seinem Stuhl zurück, griff langsam in die Innentasche seiner Uniform und zog ohne Hast einen sechsschüssigen Revolver hervor, den er direkt auf Stefans Gesicht richtete.
    »Was -?!« keuchte Stefan.
    »Wer von Ihnen hat es?« fragte Barkow.
    »Was?« fragte Stefan. »Wovon reden Sie überhaupt? Sind Sie verrückt geworden?«
    »Das Peilgerät.« Die Pistole schwenkte herum und deutete nun aufBecci. »Den Sender. Oder was immer es ist.« Die Waffe bewegte sich weiter und wies nun auf Wissler.
    »Sie sind wahnsinnig«, murmelte Stefan. »Keiner von uns hat einen Sender mitgebracht!«
    »Sie enttäuschen mich«, sagte Barkow. Er zog den Hahn der Waffe zurück und zielte nun wieder direkt auf Stefan. »Der Westen ist nicht der einzige Teil der Welt, der das Rad erfunden hat und elektronische Geräte besitzt. Ich wäre schon lange nicht mehr am Leben, wenn ich mich nicht zu schützen wüßte.«
    »Dann täuschen sich Ihre Meßgeräte«, sagte Wissler. Seine Stimme zitterte. Er war sehr blaß. »Wir haben keinen Sender mitgebracht. Warum auch? Außerdem sind wir keine Selbstmörder!«
    Barkow schwieg eine Sekunde. »Das klingt vernünftig«, sagte er dann. »Das Problem ist nur, ich glaube Ihnen nicht. Einer von Ihnen ist ein Lügner, und ich hasse es, belogen zu werden. Ich könnte Sie jetzt zwingen, sich vor meinen Augen auszuziehen und Ihre Kleider untersuchen. Auf diese Weise würden wir bald Klarheit haben, nicht wahr?« Er legte eine Kunstpause ein, in der er sie der Reihe nach durchdringend ansah; Rebecca deutlich länger als Stefan und Wissler.
    »Aber ich bevorzuge eine andere Lösung. Ich werde Sie erschießen, einen nach dem anderen. Vielleicht lügen Sie alle drei, dann tragen Sie selbst die Schuld an Ihrem Schicksal.
    Vielleicht lügt auch nur einer von Ihnen. Dann hat er - jetzt noch - die Möglichkeit, die beiden anderen zu retten.«
    Er hob seine Waffe, schwenkte sie drei-, vier-, fünfmal von links nach rechts und wieder zurück und zielte schließlich genau auf Wisslers Stirn. »Also?«
    »Halt!« sagte Rebecca.
    Stefan fuhr entsetzt in seinem Stuhl herum und erstarrte mitten in der Bewegung, als der Mann hinter Rebecca seine Maschinenpistole auf ihn richtete.
    Selbst Barkow wirkte für einen Moment verblüfft. Er starrte Rebecca an, aber die Waffe blieb noch einen Moment auf Wisslers Gesicht gerichtet. »Sie?«
    »Es... es ist nicht so, wie Sie glauben«, sagte Rebecca nervös.
    »Es ist kein Sender. Hier.«
    Sie schob Barkow das Aufnahmegerät über den Tisch hinweg zu. Er betrachtete es einige Sekunden lang mißtrauisch. Dann ließ er ganz langsam die Waffe sinken, legte sie vor sich auf den Tisch und griff mit spitzen Fingern nach dem Minirecorder.
    »Drücken sie auf den Deckel«, sagte Rebecca. »Nach links. Ein paar Sekunden, und dann loslassen.«
    Barkow sah sie einen Augenblick lang mißtrauisch an. Vielleicht fragte er sich, ob das vermeintliche Feuerzeug möglicherweise explodieren und ihm die Hand abreißen würde oder Schlimmeres, wenn er tat, was Rebecca sagte. Dann nickte er grimmig und drückte kräftig mit dem Daumen zu. Zwei Sekunden lang herrschte erneut vollkommene Stille, dann drang Barkows Stimme, sehr leise und ein wenig verzerrt, aber trotzdem deutlich erkennbar, aus dem Apparat: »...sagte, daß ich kein Deserteur bin und in offiziellem Auftrag handelte. Das ist ein Unterschied.«
    Barkow riß verblüfft die Augen auf. »Ein Kassettenrecorder?«
    »Keine Kassette.« Rebecca schüttelte den Kopf und lächelte schmerzlich. »Ich hätte einen mitnehmen sollen. Darauf hätten Ihre Suchgeräte bestimmt nicht angesprochen. Es ist ein elektronisches Aufzeichnungsgerät.«
    Barkow nickte. Er wirkte zu gleichen Teilen enttäuscht wie beeindruckt. »Erstaunlich«, sagte er. »Amerikanisches High-Tech?«
    »Englisches«, antwortete Rebecca. »Und ich fürchte, ein bißchen
zu
High. Ich habe mich selbst

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