Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
ließ.
    »Halten Sie sie fest«, sagte er, »sonst muß ich sie ruhigstellen.«
    »Mörder!« sagte Rebecca. Sie versuchte erneut auf Wissler loszugehen, aber Stefan nahm die Warnung ernst. Er hielt sie fest und zog sie im Gegenteil ein Stück von Wissler fort. Wissler trat noch zwei-, dreimal mit dem Stiefelabsatz auf den Boden, dann senkte er den Lauf der erbeuteten Maschinenpistole und riß den Abzug durch.
    Das Peitschen der Schüsse klang in dem kleinen Raum entsetzlich laut. Rebecca schrie auf und schlug entsetzt beide Hände vor die Ohren, aber Stefan sah nur, wie sich ihr Mund bewegte; ihr Schrei wurde vom apokalyptischen Dröhnen und Hämmern der Schüsse einfach verschluckt.
    Wissler feuerte das gesamte Magazin in den Boden. Staub und Holzsplitter explodierten wie ein Miniaturvulkan zwischen seinen Füßen, und die Luft roch plötzlich so durchdringend nach Pulverdampf und verbranntem Holz, daß selbst das Atmen schwerfiel. Wissler schien Mühe zu haben, die bockende Waffe in den Händen zu behalten, aber er nahm den Finger trotzdem erst vom Abzug, als das Magazin leergeschossen war.
    »Helfen Sie mir!« befahl er.
    Stefan schüttelte ein paarmal den Kopf, aber das Dröhnen und Klingeln in seinen Ohren hielt an. Er sah kurz zur Tür zurück. Die Schüsse waren nicht mehr zu hören, aber das lag wohl eher an seinen Ohren, die vom Peitschen der MPiSalve nahezu taub waren. Zwischen den Bohlen quollen kleine, pilzförmige Staubwölkchen hervor, dann und wann mit winzigen Holzsplittern vermengt. Die Tür würde nur noch wenige Augenblicke standhalten.
    »Verdammt, Stefan, helfen Sie mir!«
    Er hörte an der Tonlage, daß Wissler schrie, aber die Worte drangen nur als dünnes Wispern an sein Gehör. Trotzdem beeilte er sich, an Wisslers Seite zu treten und neben ihm niederzuknien. Wisslers Salve hatte ein gut metergroßes, halbkreisförmiges Stück aus den Fußbodenbrettern herausgesägt. Wissler riß und zerrte mit beiden Händen an den zersplitterten Bohlen, die sich tatsächlich als so stabil erwiesen, wie Stefan geglaubt hatte. Selbst mit vereinten Kräften gelang es ihnen kaum, das Loch so sehr zu erweitern, daß sich ein Mensch hindurchzwängen konnte. Darunter kam ein Gewirr von Balken und quergespannten Verstrebungen zum Vorschein. Erst bei ihrem Anblick wurde Stefan wirklich klar, was Wissler vorhatte.
    »Sie sind wahnsinnig!« keuchte Rebecca. »Ich steige dort nicht hinunter!«
    »Dann bleiben Sie hier«, antwortete Wissler lakonisch. Er riß ein letztes Brett ab und schleuderte es zur Seite. »Mir ist es gleich. Die Jungs dort draußen werden Sie umbringen. Aber wahrscheinlich nicht sofort. Wie viele Männer sagte Barkow noch, daß er hat? Sechsundfünfzig?«
    Rebecca wurde noch blasser. Sie sah nervös zur Tür. Stefan widerstand der Versuchung, dasselbe zu tun, aber das war auch nicht nötig. Sein Gehör kehrte allmählich zurück. Er hörte ein ununterbrochenes Knistern und Prasseln; wie Popcom, das auf einer heißen Herdplatte hüpfte.
    Wissler hängte sich die leergeschossene MPi um, stützte sich auf beiden Seiten des gewaltsam geschaffenen Loches ab und ließ sich mit einer ungemein kraftvollen Bewegung hinuntergleiten. Stefan verstand immer weniger, wie er sich so sehr in diesem Mann hatte täuschen können. Wissler war nicht die harmlose graue Maus, als die sie ihn kennengelernt hatten. Jede seiner Bewegungen, jedes Wort, das er sprach, selbst seine Blicke zeugten von unglaublicher Kraft und noch größerer Behendigkeit.
    »Los!« sagte er, an Rebecca gewandt.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich... kann das nicht.« Sie zitterte am ganzen Leib. Ihre Augen waren schwarz vor Angst und so groß, daß sie fast aus den Höhlen zu quellen schienen.
    Stefan sah noch einmal zur Tür. Wie durch ein Wunder hielt sie dem Beschuß noch immer stand, aber es konnte nun wirklich nur noch Sekunden dauern. Die Männer dort draußen wagten es offenbar nicht, schwere Warfen einzusetzen; sie konnten nicht wissen, ob ihr Kommandeur noch lebte. Trotzdem hatten sie bestenfalls noch ein paar Sekunden.
    »Schnell!« sagte er. »Er hat recht. Sie bringen uns um!«
    Er hatte kaum noch damit gerechnet - aber Rebecca erwachte endlich aus ihrer Erstarrung. Zitternd ließ sie sich in die Hocke sinken und begann rückwärts in die Tiefe zu klettern. Wissler streckte von unten die Hand aus, um ihr zu helfen. Sie ignorierte sie nicht, sondern trat danach, und sie traf auch. Wissler fluchte und kletterte schneller. Als er auf dem

Weitere Kostenlose Bücher