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Wolfsherz

Wolfsherz

Titel: Wolfsherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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lösten, und erst jetzt, im nachhinein, fiel ihm auch auf, daß Roberts BMW in jenem Teil des Parkhauses gestanden hatte, der normalerweise für Arzte und die Belegschaft reserviert war.
    Robert ließ sich wieder zurücksinken und begann ungeduldig mit den Fingerspitzen auf dem Lenkrad zu trommeln, als sich die schwarzgelb gestrichene Schranke nicht sofort hob. »Sie wird uns keine Schwierigkeiten bereiten«, fuhr er fort. »Glaub mir, ich weiß, wie ich mit solchen Leuten umzugehen habe. Ich habe bereits ein paar Telefongespräche geführt, und sobald ich aus Zürich zurück bin, erledige ich den Rest.«
    »Wie kommst du darauf, daß sie das will?« fragte Stefan. »Uns Schwierigkeiten bereiten? Ich meine...
bevor
du deinen kleinen Auftritt hattest.«
    Robert nahm die Spitze völlig ungerührt hin und steuerte den Wagen entschieden zu schnell die Aurfahrt hinauf. Stefan duckte sich unwillkürlich in seinen Sitz. Trotz allem gab es zwei, drei Dinge, die nicht zum Image des erfolgreichen Geschäftsmannes und Übervaters paßten, das Robert Riedberg so sorgsam pflegte. Eines davon war die Tatsache, daß er zumindest in Stefans Augen ein Verkehrsrowdie war. In den fünfzehn Jahren, die sie sich kannten, hatte er ein halbes Dutzend Wagen zu Schrott gefahren und war nur durch eine Verkettung unglaublicher Zufälle niemals schwer verletzt worden und hatte seinen Führerschein vermutlich nur durch seine guten Beziehungen behalten.
    Stefan kniff die Augen zusammen, als sie aus dem Neonlicht des Parkhauses übergangslos in den hellen Sonnenschein hinausschossen. Für eine oder zwei Sekunden war er so gut wie blind, und er vermutete, daß es Robert nicht anders erging, was diesen jedoch nicht daran hinderte, noch mehr Gas zu geben und den Wagen mit quietschenden Reifen auf die Straße hinaus zu lenken.
    »Diese Halberstein war jetzt schon weitaus zugänglicher als heute morgen«, fuhr Robert nach einigen Sekunden fort.
    »Warst du dabei?« fragte Stefan.
    Sein Schwager schüttelte den Kopf und antwortete: »Nein. Aber Rebecca hat mir davon erzählt. Als sie heute morgen kam, da war es für sie anscheinend schon beschlossene Sache, daß das Mädchen in ein Waisenhaus kommt, sobald es aus dem Krankenhaus entlassen wird. Becci und du habt nicht einmal zur Debatte gestanden, was die Frage einer Pflegefamilie angeht.«
    Stefan musterte seinen Schwager verblüfft. »Woher weißt du das?«
    »Weil Rebecca es mir erzählt hat«, wiederholte Robert. Er warf ihm einen Seitenblick zu. »Dir nicht?«
    »Nein«, antwortete Stefan.
    »Das muß wohl irgendwie in der Familie liegen«, sagte Robert. »Mir habt ihr ja das eine oder andere auch nicht erzählt.« Er schüttelte den Kopf. »Weißt du, Stefan, wenn du nicht mein Lieblingsschwager wärst, dann müßte ich dir jetzt böse sein. Ihr habt mir einen schönen Bären aufgebunden.«
    »Ich bin dein einziger Schwager«, verbesserte ihn Stefan betont. »Was hat Rebecca dir erzählt?«
    »Die Wahrheit«, erwiderte Robert. »Wenigstens hoffe ich, daß sie es diesmal ist. Ihr seid weder mit dem Wagen liegengeblieben noch von einem streunenden Hund angefallen worden.«
    Stefan schwieg einen Moment. Das war - in Kurzfassung -die Version, die sie sowohl Robert als auch allen anderen nach ihrer Rückkehr aus Bosnien erzählt hatten. Eine vielleicht nicht besonders phantasievolle, dafür aber glaubhafte
    Erklärung für ihre Verletzungen und den Zustand, in dem sie zurückgekommen waren. Natürlich hatten ihnen nicht alle diese Geschichte geglaubt. Es gab Gerüchte und Vermutungen, und etliche der Anrufe, die er täglich auf seinem Anrufbeantworter vorfand, ließen den Schluß zu, daß ein paar dieser Vermutungen der Wahrheit ziemlich nahe kamen.
    Trotzdem war Stefan regelrecht schockiert. Er fragte sich, wieviel von dem, was wirklich passiert war, Rebecca ihrem Bruder erzählt haben mochte und warum. Sie hatte Wisslers Warnung ebenso deutlich verstanden wie er, und normalerweise war sie es, die solche Dinge ernster nahm als er.
    »Bevor du jetzt überlegst, welche Fragen du mir stellen mußt, um herauszufinden, was ich wirklich weiß«, sagte sein Schwager spöttisch, »laß dir sagen, daß ich mich mittlerweile über diesen Wissler erkundigt habe. Und ebenso über Barkow und seine Mörderbande.«
    Soviel zu diesem Thema, dachte Stefan düster. Rebecca hatte ihm offensichtlich
alles
erzählt.
    »Und?« fragte er mit belegter Stimme. »Was hast du herausgefunden?«
    Statt zu antworten, stellte sein

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